Volksbank Halle Volksbank Halle: Firmensanierer Lucas Flöther tritt als Aufsichtsratschef zurück

Halle (Saale) - In der Volksbank Halle, einem der größte Kreditinstitute des Landes, rumort es kräftig. Der bekannte Firmensanierer Lucas Flöther hat den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden mit sofortiger Wirkung aufgegeben. Auch sein Stellvertreter trat zurück - beide gaben zudem sogar ihre Aufsichtsratsmandate ganz ab. Flöther reagierte damit auf ein Misstrauensvotum in dem Aufsichtsgremium: Mehrere Mitglieder hatten eine Neuwahl an der Führungsspitze angestrebt, Flöther lehnt aber eine Neuordnung im Aufsichtsrat während der schwierigen Situation, in der die Bank derzeit steckt, ab.
Denn die Krise im Aufsichtsrat kommt für die Volksbank ohnehin zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Eine Fusion mit der Zeitzer Volksbank steht kurz bevor, zudem kämpft das Kreditinstitut immer noch mit der Aufarbeitung der Affäre um ihren ehemaligen Vorstandschef Manfred Kübler, gegen den auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Zudem hat sich erneut die Bankenaufsicht Bafin eingeschaltet und eine Sonderprüfung angekündigt.
Vorgänge um Ex-Vorstand Kübler
Flöther, der unter anderem als Insolvenzverwalter für den Fahrradhersteller Mifa und die Internetfirma Unister tätig ist, war erst vor wenigen Monaten als Aufsichtsratschef der Bank gewählt worden. Er sollte auch die Vorgänge um Ex-Vorstand Kübler aufklären. Dem werden unter anderem falsche Spesen- und Reiseabrechnungen vorgeworfen. Zudem geht es um ungesicherte Kredite der Bank an Kübler über rund 1,3 Millionen Euro und sein ungewöhnlich hohes Gehalt. Kübler klagt gegen seine Kündigung.
Auf MZ-Anfrage wollte sich Lucas Flöther mit Hinweis auf seine Verschwiegenheitspflicht nicht äußern. Vor wenigen Wochen allerdings hatte er auf einer Versammlung vor Volksbankbeschäftigten noch die Geschlossenheit des Aufsichtsrates betont. Zu diesem Zeitpunkt war offenbar noch davon auszugehen, dass alle in dem Gremium Flöthers Aufklärungsarbeit unterstützen wollten. Zwar waren einige der Aufsichtsräte aus der Ära Kübler ausgeschieden - aber nicht alle. Ausgerechnet sie hatten aber die Neuwahl auf die Tagesordnung setzen lassen. Flöther hatte zuvor mehrfach betont, dass er gegen alle Ansprüche prüfen wird, die während Küblers Zeit Verantwortung getragen haben - also auch gegen Aufsichtsräte.
Auswirkungen auf Fusion?
Fraglich ist, welche Auswirkungen die Querelen auf die geplante Fusion mit der Zeitzer Volksbank haben. Am Donnerstag will der Vorstand in Zeitz erneut über die Fusion beraten. Zwar hatte es schon lange Verhandlungen mit den Hallensern gegeben, rechtlich vollzogen ist der Zusammenschluss aber noch nicht. Der neue Aufsichtsratschef der Volksbank Halle, Bernd Günther, sieht die Fusion nicht bedroht. Zu den Querelen im Aufsichtsrat wollte er sich erst äußern, wenn er sich mit anderen Mitgliedern abgestimmt habe.
Die Volksbank Halle selbst reagierte mit einer Pressemitteilung auf die neuen Machtverhältnisse in ihrem Aufsichtsrat. Darin dankte man Flöther für sein „großes und zeitintensives Engagement“. Die „Neuordnung der Organe“ sei nun abgeschlossen. (mz)