Vetternwirtschaft und Benachteiligung? Vetternwirtschaft und Benachteiligung?: Landtag soll umstrittene Professur beleuchten

Halle (Saale) - Der Streit um die Besetzung einer Politik-Professur an der Martin-Luther-Universität Halle beschäftigt nun auch die Politik. Hendrik Lange, Sprecher für Hochschulpolitik der Fraktion Die Linke im Landtag will das Thema im Wissenschaftsausschuss besprechen. Dort solle auch die Uni eingeladen werden.
Zuvor waren Vorwürfe laut geworden, der neue Politikprofessor an der Universität sei durch Vetternwirtschaft an seinen Posten gekommen. Außerdem habe die Uni im Bewerbungsprozess Frauen benachteiligt. So wurden etwa zu den Probevorlesungen nur Männer eingeladen. Ein unterlegener Bewerber hat die Uni vor dem Verwaltungsgericht verklagt.
„Man muss sich dieses Verfahren noch mal genau angucken“
„Man muss sich dieses Verfahren noch mal genau angucken. So eine Situation sollte möglichst nicht noch einmal geschehen“, sagt Lange. Es sei wichtig, für größtmögliche Transparenz zu sorgen. Lange hat vor, einen sogenannten Selbstbefassungsantrag im Wissenschaftsausschuss einzureichen. Dann könnten sich die Politiker mit dem Thema befassen, ohne dass sie von der Regierung oder dem Parlament damit beauftragt wurden.
Eine Professur an einer Universität wird in der Regel öffentlich und international ausgeschrieben. Das Verfahren ist im Hochschulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt geregelt und kann mehrere Jahre dauern. Eine Berufungskommission sichtet die Bewerbungen und regelt das weitere Vorgehen. Sie besteht mehrheitlich aus Professoren der Fakultät, an die der neue Professor berufen werden soll. Aber auch zwei Studenten, zwei akademische Mitarbeiter, der Gleichstellungsbeauftragte und ein Professor einer anderen Uni gehören dazu. Die Kommission lässt Gutachten erstellen, die eine Rangfolge der besten Bewerber vorschlagen. Nachdem die Fakultät und der Uni-Senat zugestimmt hat, erteilt der Rektor den Ruf. Der Wissenschaftsminister muss der Berufung zustimmen.
Langes Linken-Fraktionskollegin Kristin Heiß sieht jedoch auch einen Zusammenhang zur Debatte um das Hochschulgesetz in Sachsen-Anhalt. Das soll in den nächsten Monaten erneuert werden und würde den Universitäten zusätzliche Freiheiten geben, ihre Professuren eigenständig zu besetzen. „Es wäre das falsche Signal, wenn wir jetzt Kontrolle abgeben“, sagt Heiß.
An der Uni geht derweil der Alltag weiter
Das Wissenschaftsministerium ist dafür zuständig, alle neuen Professoren im Land zu genehmigen. Im Fall des umstrittenen Politikwissenschaftlers an der Uni Halle habe das Ministerium allerdings keine Anhaltspunkte gefunden, dass es sich um Vetternwirtschaft gehandelt haben könnte. Das bestätigte ein Ministeriumssprecher auf MZ-Anfrage.
An der Uni geht derweil der Alltag weiter. Allerdings kann der neue Professor solange nicht ernannt werden, wie das Gerichtsverfahren noch nicht beendet ist. Die freie Stelle am Institut nimmt er deshalb aktuell als Vertretung wahr. Laut einer Sprecherin des Verwaltungsgerichtes könne derzeit nicht abgesehen werden, wann eine Entscheidung getroffen wird. (mz)