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Verwaltungsneubau am Riebeckplatz Verwaltungsneubau am Riebeckplatz: Stadtrat kritisiert Gutachten der halleschen Wohnungsgesellschaft

Von Jan-Ole Prasse 18.05.2015, 08:15
So könnte das neue Hochhaus aussehen.
So könnte das neue Hochhaus aussehen. Entwurf: HWG Lizenz

Halle (Saale) - Die Pläne für einen Verwaltungsneubau am Riebeckplatz werden konkreter. Laut einem Gutachten der halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG) im Auftrag der Stadt rechnet sich die Errichtung eines 24-geschossigen Hochhauses auf dem Gelände des ehemaligen Nordturms wirtschaftlich. Die Planungen sehen vor, dass die Stadtverwaltung mit rund 300 Mitarbeitern 15 Etagen des Neubaus selber nutzen müsste. Die restlichen Flächen könnten an Unternehmen und an ein Hotel vermietet werden. Damit würden die Mietkosten für die Stadt auf 44 Millionen Euro in den nächsten 30 Jahren sinken. Bauen würde das Hochhaus die HWG für geschätzte 60 Millionen Euro. „Wir brauchen das klare und eindeutige Signal, dass das Eingangstor der Stadt aufgewertet wird“, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos).

Gegenfinanzieren will die Verwaltung die Anmietung des Hochhauses mit der Aufgabe von insgesamt zwölf anderen Verwaltungsstandorten (die MZ berichtete). Die sind bisher weit über die Stadt verteilt. Die HWG rechnet, dass dadurch 59 Millionen Euro in den nächsten dreißig Jahren an Miet- und Instandhaltungskosten eingespart werden könnten. Einige Gebäude sollen verkauft werden. Zudem würde eine Zentralisierung von Standorten am Riebeckplatz die Verwaltungsabläufe verbessern.

Bönisch kritisiert HWG-Gutachten

Neben einem 24-geschossigen Neubau hat die HWG auch noch eine zweite Variante geprüft: einen 19 Stockwerke hohen, reinen Verwaltungsneubau für 49 Millionen Euro. Dafür müssten 13 andere Verwaltungsstandorte aufgegeben werden. Nach Berechnungen der HWG würde sich dieser Plan aber wirtschaftlich nicht in gleicher Weise rechnen. Den 70 Millionen Euro Einsparungen in den kommenden dreißig Jahren durch die Schließung der 13 Standorte stünden Mietkosten in Höhe von 80 Millionen Euro gegenüber.

Im Stadtrat stößt das Gutachten der HWG bisher auf wenig Gegenliebe. „Es hat ein Geschmäckle“, sagte der Fraktionsvorsitzende der CDU Bernhard Bönisch. Denn schließlich habe die HWG sowohl als Vermieter von derzeit genutzten Verwaltungsgebäuden als auch als Bauherr des geplanten Hochhauses ein Eigeninteresse. „Es wäre besser gewesen, wenn die Stadt das Konzept selbst erstellt hätte“, sagte Bönisch.

Ähnlich sieht das der Stadtrat der Linken Swen Knöchel. „Normalerweise lässt man den Investor, der bauen soll, nicht das Gutachten erstellen“, sagte er. Knöchel zeigte sich wenig überzeugt, dass der Verwaltungsneubau am Riebeckplatz notwendig sei. „Ich sehe dafür keine Investitionspriorität.“

OB Bernd Wiegand sieht keinen Interessenkonflikt

Auch die Grünen sehen das Gutachten der HWG kritisch. Zum einen gebe es einen Interessenkonflikt, zum anderen sei das Gutachten einseitig auf den Neubau am Riebeckplatz erstellt worden, sagte Christian Feigl (Grüne). „Wir müssen aber auch andere Standorte wie die Scheiben in Neustadt zumindest mit prüfen“, sagte er.

OB Wiegand widerspricht dieser Kritik. „Ich sehe da keinen Interessenkonflikt“, sagte er. Die HWG sei eine hundertprozentige Tochter der Stadt, deren Expertise sich die Verwaltung zu nutze mache. Im Übrigen sei die Chance für den schon unter der Ex-OB Dagmar Szabados (SPD) anvisierten Neubau wegen der niedrigen Zinsen so gut wie nie. (mz)