1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Versinkt Halle im Müll?: Versinkt Halle im Müll?: Die Pflegeverträge scheitern oft am Geld

Versinkt Halle im Müll? Versinkt Halle im Müll?: Die Pflegeverträge scheitern oft am Geld

Von Heidi Pohle 20.02.2002, 18:05

Halle/MZ. - In Briefen, die die MZ zur Müll-Serie erreichen, machen Leser öfter den Vorschlag, dass Vermieter und auch die Stadt mit Hallensern Pflegeverträge für Grünanlagen abschließen. Dies, so die Argumentation, würde dazu beitragen, die Stadt sauberer zu machen. Die Wohnungs-Unternehmen und auch die Stadt sind zwar dazu bereit - nur steht dem die Kostenfrage im Wege. Und unentgeltlich wollen wiederum nur die wenigsten Hallenser etwas für die Allgemeinheit tun. Was nach MZ-Recherche noch auffällt - die Vermieter beziehen zum Problem der Bezahlung unterschiedliche Position.

Dieter Hartung aus der Neustädter Hyazinthenstraße schreibt, dass er bis zur Wende mehrere größere Rasenflächen gepflegt hat. "Vielleicht sollte man dies wieder aufgreifen und Abschnitte oder Flächen unserer Stadt in persönliche Pflege an interessierte Bürger vergeben", heißt es in seinem Brief weiter. Auch der Diakon Hans-Dietrich Spengler von der Johanneskirche regt an, Pflegschaftsverträge abzuschließen.

Was sagen die Vermieter dazu? Die Hallesche Wohnungsgenossenschaft (WG) "Freiheit" lässt große Flächen von Firmen pflegen. Das Auflesen von Unrat jedoch übernähmen die Mieter im Rahmen der Hausordnung, geht aus einer Mitteilung hervor. Sie müssten zudem die Vorgärten pflegen, auch das sei Bestandteil der Hausordnung.

"Seit die Mitglieder-Vertreter vor Jahren beschlossen haben, dass das Umfeld der Häuser von Firmen sauber gehalten wird, handhaben wir das so", sagt der Vorstandsvorsitzende der WG Leuna, Bernd Lukowsky. Das sei am unkompliziertesten, damit würden gute Ergebnisse erzielt. Zusätzlich lesen Hausmeister der WG Müll auf.

Bei der Gemeinnützigen WG "Eigene Scholle" pflegt nach Angaben von Geschäftsführer Hans-Joachim Mathesius etwa die Hälfte der Mieter die Grünflächen noch unentgeltlich. Der Trend gehe jedoch immer mehr hin zu Firmen, die diese Arbeiten übernehmen - auf Rechnung der Mieter.

Da gibt es bei der WG "Frohe Zukunft" andere Erfahrungen. Seit zwei Jahren können die Mieter dort über Pflegeverträge ihre Vorgärten in Ordnung halten. "Dafür bekommen sie eine Aufwandsentschädigung", sagt Pressesprecherin Claudia Fehse. Immer mehr Mieter würden sich beteiligen. Größere Flächen wie Rasen oder Spielplätze lässt die "Frohe Zukunft" von Hausmeistern säubern. "Das hat bei uns Priorität", so Claudia Fehse.

Bei der Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG) sind Pflegeverträge auch möglich, aber nur auf unentgeltlicher Basis. "Würden wir eine Vergütung zahlen", erklärt Pressesprecher Hartmut Maurer, "müssten wir diese Mieter als geringfügig Beschäftigte führen, was recht aufwändig ist. Und eine Bezahlung ohne zweite Lohnsteuerkarte - das wäre ja Schwarzarbeit." Was ist mit einer Aufwandsentschädigung? Auch das, so Maurer, "wäre uns rechtlich zu gewagt." Einige Hausgemeinschaften würden aber freiwillig die große Hausordnung machen. "Doch immer mehr Mieter ziehen es vor, dafür zu zahlen, dass wir Firmen engagieren."

Auch die Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (GWG) hat Mieter, die sich um den Vorgarten ohne Bezahlung kümmern. "Zwei Hausgemeinschaften", sagt Pressesprecherin Doris Henning, "haben angefragt, ob sie die Flächen um ihre Häuser in Pflege nehmen können." Das werde derzeit geprüft, weil es nicht einfach sei, dies zu vergüten. Die große Hausordnung will die GWG weiter von Firmen oder ihren Hauswarten erledigen lassen.

Bei der Pflege öffentlichen Grüns würde die Stadt gern die Hilfe von Bürgern in Anspruch nehmen. Wie es aus dem Presseamt heißt, müsse diese Hilfe aber unentgeltlich erfolgen, weil dafür kein Geld da sei. Wer sich trotzdem engagieren möchte, könne sich beim Grünflächenamt unter Telefon 0345/ 13 16 940 melden. Besen, Mülltüten und ähnliche Dinge könnten zur Verfügung gestellt werden.

Nächster Teil: Ärger mit Halles Papierkörben