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Unternehmen Unternehmen: Anzahl der Friseurbetriebe in Halle steigt

Von FRAUKE HOLZ 06.02.2013, 18:35

Halle (Saale)/MZ. - Wer durch Halles Innenstadt schlendert, kommt an zahlreichen Friseur-Geschäften vorbei. Gefühlt an jeder Ecke wollen Hairstylisten, Coiffeure, Friseure und auch Frisöre ihre Dienstleistung an den Mann oder die Frau bringen. Allein in der Großen Steinstraße, zwischen Joliot-Curie-Platz und Kaufhof, befinden sich vier Geschäfte. Blickt man auch in die abgehenden Seitenstraßen, so erhöht sich die Anzahl auf mehr als das Doppelte. In ganz Halle sind laut Handwerkskammer 177 Betriebe ansässig - wohlgemerkt sind dies nur die Hauptbetriebe mit unterschiedlichen Geschäftsführern. "Die einzelnen Filialen werden nicht berücksichtigt", sagt Juliane Ziegler, Pressesprecherin der Handwerkskammer Halle.

Auch außerhalb der Innenstadt ist die Friseurdichte hoch. Jacqueline Hoffmann hat ihr Geschäft in der Paul-Suhr-Straße. "In näherer Umgebung gibt es mindestens fünf weitere Friseure", sagt die 46-Jährige, die vor einem Jahr den Salon mit mehr als 30-jähriger Tradition übernommen hat. Obwohl das Friseur-Handwerk eine "gesättigte Branche" ist, hat sich die Meisterin für die Selbstständigkeit entschieden: "Ich bin jung genug, um es zu wagen, aber nicht mehr so jung, um dumme Fehler zu machen."

Mitbewerber sind wichtig

Als ehemalige Salonleiterin eines "Discountfriseurs" kennt sie die Probleme der Branche. "Die reine Dienstleistung gibt es mittlerweile an jeder Ecke", so Hoffmann, "aber entscheidend sind die Qualität des Handwerks und die Nähe zum Kunden." Bei ihr zahlt sich das aus. Nicht nur, dass ihr der Großteil des alten Kundenstammes erhalten geblieben ist, seit Jahresbeginn konnte sie in ihrem Ein-Frau-Betrieb schon 20 Neukunden begrüßen.

Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Doch was ist zu viel des Guten? "Es gibt keinen Angaben dazu, wie viele Friseure eine Stadt benötigt", so Ziegler. Allerdings sind in der Saalestadt nicht übermäßig viele Friseure ansässig. Zum Vergleich: In Magdeburg sind es 182. Auf 10 000 Einwohner kommen demnach rund 7,8 Friseur-Betriebe, in Halle 7,6. Das sind jedoch deutlich weniger als in den umliegenden Regionen. "Die Anzahl der Betriebe ist dort zwar höher, allerdings sind die Unternehmen in der Stadt im Schnitt deutlich größer als auf dem Land und beschäftigen mehr Mitarbeiter", erklärt Anja Gildemeister, Sprecherin der Handwerkskammer Magdeburg.

Qualität hat ihren Preis

Vier Filialen mit insgesamt 40 Angestellten betreibt Günter Rathgeber. Er ist einer der alteingesessenen Friseure in Halle. Sein Vater eröffnete bereits 1949 das erstes Geschäft in der Saalestadt. "Zu Hoch-Zeiten hatten wir neun Läden", erinnert sich der 69-Jährige, der in diesem Jahr sein 50. Meisterjubiläum feiert. Kritisch sieht er die Discountfriseure: "Das Handwerk geht durch die Ketten kaputt. Sie bieten meist begrenzte Leistungen für wenig Geld innerhalb kürzester Zeit an." Das wirke sich auch auf das Gehalt der Mitarbeiter aus. "Wir selbst vertreten einen hohen Mindestlohn", so der Friseurmeister. Das schlägt sich auf die Preise für die Kunden nieder, doch "wir bewegen uns in einem Rahmen, der in Halle funktioniert". Rathgeber selbst bildet jährlich fünf bis sechs Lehrlinge aus. "Leider fehlt es vielen jungen Leuten am Idealismus, der Handwerkerehre."

Ungeachtet des teils schlechten Images und der niedrigen Entlohnung landete die Friseur-Ausbildung im vergangenen Jahr auf der Beliebtheitsskala bei Frauen auf dem fünften Platz. Die (geschlechterübergreifende) Abbrecherquote während der Lehre beträgt jedoch in Sachsen-Anhalt 51,3 Prozent.