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Uni Halle Uni Halle: Ein Drittel mehr neue Lehrämtler

Von Robert Briest 14.10.2016, 07:00
3 aus 195: Isabell Banmann, Antonia Schulze und Laura Thiebe wollen Grundschullehrerinnen werden
3 aus 195: Isabell Banmann, Antonia Schulze und Laura Thiebe wollen Grundschullehrerinnen werden Lutz Winkler

Halle (Saale) - Nein, die gute Jobperspektive habe für sie bei der Studienwahl keine Rolle gespielt, sagt Isabell Banmann. „Ich wollte schon immer Grundschullehrerin werden, weil ich damals selbst so eine tolle Lehrerin wollte.“ Antonia Schulze und Laura Thiebe, die mit ihr in dieser Woche die Einführungsveranstaltungen an der Martin-Luther-Universität (MLU) besuchen, nicken. Bei ihnen war es ähnlich: Der Wunsch, Lehrer zu werden ist alt, der Lehrermangel kam nun allenfalls als verstärkendes Moment hinzu.

Aus Sicht des Landes Sachsen-Anhalt ist er hingegen eines der drängendsten Probleme überhaupt. Mittlerweile sind die Schwierigkeiten enorm, die zahlreichen vakanten Stellen in den Schulen zu besetzen. Mit reichlich Verzögerung hat das Land deshalb nun an der lange Zeit sträflich vernachlässigten Lehrerausbildung gedreht und die Studienplatzkapazitäten erhöht. Die MLU, seit längerem die einzige Lehrerschmiede im Land, bietet daher in diesem Jahr 700 Plätze an, 150 mehr als im Vorjahr. Zu Wochenbeginn waren 682 Lehramtserstsemester eingeschrieben, bis zum Freitag könnten noch weitere hinzukommen.

Sachunterricht als Drittfach

Banmann, Thiebe und Schulze gehören zur zweitgrößten Gruppe nach dem Lehramt Gymnasium: den angehenden Grundschullehrern. 195 Kommilitonen haben in diesem Semester mit ihnen das Studium aufgenommen. Es hätten mehr sein können. Für alle Fächerkombinationen galt trotz der erhöhten Kapazitäten auch in diesem Jahr ein Numerus clausus. Für den Sachunterricht als Drittfach verzeichnete die MLU 578 Bewerbungen, zehnmal mehr als Studienplätze verfügbar waren.

Doch auch die nun immatrikulierte Erstsemesterzahl stellt die Uni vor Herausforderungen, findet zumindest Rebekka Will vom Fachschaftsrat: Sie fürchtet Raumprobleme und kritisiert, dass für die Anfänger keine Planungssicherheit bestehe, weil viele Dozenten nur befristet eingestellt würden.

Finanzierungsgrundlagen durch das Land

Uni-Sprecherin Manuela Bank findet zwar, man müsse erstmal abwarten, wie sich nun im Semester alles einpegele, erklärt jedoch auch: „Eine Verstetigung dieser sehr hohen Kapazitäten in den kommenden Jahren braucht andere Strukturen, etwa neue Berufungen und weniger befristete Stellen, und damit andere Finanzierungsgrundlagen durch das Land.“

Aus dessen Sicht ist die entscheidende Frage, wie es die jährlich knapp 330 Absolventen im Land hält. Bei den Studenten geworben habe es allerdings noch nicht, berichtet Neuntsemester Will, die demnächst ins Referendariat wechseln will.

Flexiblere Starttermine für das Referendariat

Sie hat eine Empfehlung wie das Land mehr Absolventen auch aus anderen Ländern gewinnen kann: Flexiblere Starttermine für das Referendariat. Bisher kann dieses in Sachsen-Anhalt nur im April und November begonnen werden, dadurch entstünden für viele angehende Lehrer Leerlaufzeiten nach dem Abschluss. Das Land hält die beiden Terminen allerdings ausreichend. Mehr Flexibilität sei nicht geplant, heißt es aus Magdeburg.

Will selbst könnte man damit auch nicht locken: Sie möchte trotz der guten Jobchancen ihr Heimatland gen Westen verlassen. Die politische Situation hier sei für sie zu abschreckend, sagt sie mit Blick auf das letzte Wahlergebnis der AfD. (mz)