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Uni-Bibliothek Halle Uni-Bibliothek Halle: Für und Wider zum Studieren mit Parkuhr

Von Oliver Müller-Lorey 03.03.2017, 15:00
Bianca Gehrke mit der Pausenuhr
Bianca Gehrke mit der Pausenuhr Holger John

Halle (Saale) - An manchen Tagen geht es in der Uni-Bibliothek der Juristen zu, wie auf einem Supermarktparkplatz am Samstagmittag: Es ist einfach zu voll. Alle Arbeitsplätze sind belegt und die wichtigsten Bücher vergriffen.

Viele Supermärkte verlangen von ihren Kunden inzwischen, eine Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe zu legen, damit die Stellplätze nicht von Dauerparkern missbraucht werden. Genau dieses Prinzip hat nun auch die Martin-Luther-Universität in ihrer schicksten Bibliothek, dem Juridicum, eingeführt.

Studenten müssen, wenn sie ihren Arbeitsplatz für eine Pause verlassen, die aktuelle Zeit auf einer blauen Parkuhr aus Pappe einstellen. Kommen sie innerhalb einer Stunde nicht zu ihrem Platz zurück, dürfen andere Studenten Laptop, Jacke und Bücher zur Seite räumen und sich an den Tisch setzen. „Wir wussten uns nicht mehr zu helfen.

Die Uhren waren nötig, weil zu Prüfungszeiten nicht genug Plätze in der Uni-Bibliothek vorhanden waren

Die Uhren waren nötig, weil zu Prüfungszeiten nicht genug Plätze vorhanden waren“, sagt Anke Berghaus-Sprengel, die Direktorin der Universitäts- und Landesbibliothek. Immer wieder seien Plätze lange besetzt gewesen, ohne dass dort jemand gearbeitet habe. Erste Erfolge könne man Anke Berghaus-Sprengel zufolge auch schon sehen. „Es ist besser geworden. Im Moment haben wir wieder Plätze“, sagt sie.

Ob das aber an den neuen Pausenuhren liegt, da ist sich Conrad Dräger nicht so sicher. Der 23-jährige Jura-Student findet, dass die Uhren zu spät eingeführt wurden. „Wir hätten sie vor den Prüfungen Anfang Februar gebraucht“, sagt er. Da sei der Andrang riesig gewesen. Dass es im Moment tatsächlich leerer sei, könne ihm zufolge auch daran liegen, dass gerade einfach nicht mehr so viele Studenten lernen. „Ob die Uhren etwas bringen, kann man noch nicht sagen“, meint er.

Jura-Studentin findet die Idee der Pausenuhren an sich gut, sieht aber auch einige Schwachstelle

Dass aber überhaupt etwas geschehen musste, das hält er für dringend nötig. Zu Prüfungszeiten hätten Kommilitonen auf dem Boden sitzen oder wieder gehen müssen, weil es im Juridicum zu voll gewesen sei. Seit einiger Zeit dürfen auch wieder Nicht-Juristen in der Bibliothek lernen. Das war ihnen vor einigen Jahren noch nicht erlaubt.

Bianca Gehrke, 23 Jahre alt und Jura-Studentin im 8. Semester, findet die Idee der Pausenuhren an sich gut, sieht aber auch einige Schwachstellen. Besonders, dass fremde Studenten nach einer Stunde die Sachen wegräumen dürfen, hält sie für kritisch. Sie hat Angst, dass dabei auch gestohlen werden könnte. Immerhin seien in der Bibliothek schon einige Dinge weggekommen. Wenn fremde Studenten einfach ihre Bücher, die Handtasche oder Schreibhefte wegräumen, hat sie ein mulmiges Gefühl.

Jura-Studentin: Ich habe schon gesehen, dass Studenten die Zeit einfach vorstellen

Und dann ist da noch ein Problem mit den Pausenuhren: „Ich habe schon gesehen, dass Studenten die Zeit einfach vorstellen“, sagt sie. Stehen Studenten um 13 Uhr auf, stellen sie die Uhr einfach auf 13.30 Uhr. So können sie auch eine halbe Stunde länger Pause machen als eigentlich erlaubt. Was im Straßenverkehr von der Politesse mit einem Knöllchen bestraft wird, dürfte im Juridicum oft ohne Folgen bleiben.

Nichtsdestotrotz hält die Direktorin Anke Berghaus-Sprengel an den Uhren fest und schließt auch eine Nutzung in anderen Uni-Bibliotheken nicht aus. Nachfragen gebe es etwa schon von der Zweigstelle am neuen Steintor-Campus. „Auch dort sind die Plätze eng“, sagt die Chef-Bibliothekarin. Von 1.000 bei einem Parkuhren-Hersteller bestellten Exemplaren seien nur 400 im Juridicum verteilt worden, der Rest sei Reserve. Der Preis für eine Scheibe übrigens: „Deutlich unter einem Euro.“ (mz)

Seit in der Uni-Bibliothek die Pausenuhren eingeführt wurden, sind wenigstens ein paar Arbeitsplätze wieder frei. Aber liegt das wirklich an den blauen Pappscheiben? Oder ist die heiße Lernphase jetzt ohnehin vorüber?
Seit in der Uni-Bibliothek die Pausenuhren eingeführt wurden, sind wenigstens ein paar Arbeitsplätze wieder frei. Aber liegt das wirklich an den blauen Pappscheiben? Oder ist die heiße Lernphase jetzt ohnehin vorüber?
Holger John