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Unfall im Steinbruch in Löbejün Unfall im Steinbruch in Löbejün: "Viele schätzen ihr Können falsch ein"

Von Janine Gürtler 08.04.2014, 10:11
Beliebtes Kletterziel: der Löbejüner Steinbruch
Beliebtes Kletterziel: der Löbejüner Steinbruch Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Der Aktienbruch in Löbejün gilt als Paradies für Kletterer. Tatsächlich ist er aber immer wieder auch Ort gefährlicher Abstürze. So wie am vergangenen Sonntag: Laut Polizei stürzte ein 26-jähriger Magdeburger beim Abseilen aus einer Höhe von acht bis zehn Metern in die Tiefe und wurde schwer verletzt. Wie es zu dem Sturz kommen konnte, ist bisher noch unklar.

Der 26-Jährige befinde sich derzeit noch in ärztlicher Behandlung und sei ansprechbar, teilte Jürgen Müller, Sprecher des Polizeireviers Saalekreis, mit. Ob der Unfall durch eigenes Verschulden oder aufgrund mangelnder Sicherheitsvorkehrungen geschah, kann Müller nicht sagen. „Wir warten zunächst die Vernehmung des Mannes durch die Staatsanwaltschaft ab.“

In den Porphyr-Steinbrüchen in Löbejün sind Kletterer und Taucher aus ganz Mitteldeutschland und darüber hinaus unterwegs. Tausende besteigen jährlich die Felsenlandschaft, die seit Mitte der 90er Jahre von der IG Klettern Halle/Löbejün und der halleschen Sektion des Alpenvereins betreut wird. Erfahrene Kletterer können hier auf eine Höhe von bis zu 40 Metern aufsteigen. Dass dabei immer ein gewisses Risiko besteht, ist den Sportlern durchaus bewusst. Denn anders als in Kletterwäldern oder -hallen wird der Aufstieg im Löbejüner Steinbruch nicht überwacht. „Klettern ist seit jeher ein eigenverantwortlicher Sport“, sagt Christiane Hupe, Geschäftsführerin vom Verein IG Klettern Halle/Löbejün. Das heißt: Der Aufstieg erfolgt auf eigene Gefahr.

Im Löbejüner Steinbruch ist das Klettern deshalb auch nur Vereinsmitgliedern gestattet, worauf auch Warnschilder hinweisen. „Wir gehen davon aus, dass unsere Sportler die Techniken beherrschen. Wir können es aber nicht bei jedem Einzelnen überprüfen“, so die 32-Jährige. Schließlich kann jeder das Gebiet, in dem die SH Natursteine GmbH Porphyr abbaut, ohne besondere Genehmigung betreten. In verschiedenen Kursen werden die Sicherungstechniken am Fels vermittelt - Pflicht sind sie bisher aber nicht. Ebenso wenig besondere Schutzkleidung wie Helme. Als Absicherung für die Sportler sind jedoch Sicherheitsringe in die Felsenwände eingebracht. „Wir kontrollieren regelmäßig die Stabilität der Ringe“, betont Hupe. Trotz dieser Vorkehrungen seien die Bedingungen an den rauen Porphyrfelsen aber nicht mit denen einer Halle zu vergleichen, in der viele Anfänger das Klettern lernen. „Viele schätzen daher auch ihr Können falsch ein“, bemerkt Hupe. Wie gefährlich der Steinbruch sein kann, zeigt der Absturz vor zwei Jahren, bei dem ein Mann aus Berlin tödlich verunglückte.

Über eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen denkt man offenbar aber nicht nach. „Solche Unfälle kann man auch durch erhöhte Sicherheitsvorkehrungen nicht verhindern. Abstürze sind leider ein Risiko, das beim Klettern immer dabei ist.“