Umzug ins unsanierte Quartier Umzug ins unsanierte Quartier: Warum die Dreyhauptschule Zukunftsangst hat

Halle (Saale) - Mit ein paar Postern kämpfen Schüler gegen die Tristesse - vergeblich. Im Treppenhaus der stark sanierungsbedürftigen Berufsschule „Dreyhaupt“ in der gleichnamigen Straße scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Putz blättert von den bekritzelten Wänden, die Treppengeländer sind abgegriffen, das Braun des Linoliumbodens geht ins Hellbraun der Tapete über. Dass diese Schule dringend saniert werden müsste - darüber können auch die Poster nicht hinwegtäuschen.
Doch Schüler und Lehrer treibt ein noch größeres Problem um: Zukunftsangst. Denn in die Räume der Berufsschule zieht nach und nach das Neue Städtische Gymnasium ein. Die Klassenräume werden für die Gymnasiasten saniert, die Berufsschüler müssen weichen, und bis sie in ein neues Gebäude einziehen können, mit einer Zwischenlösung leben.
Schon vor einigen Jahren mussten einige Lehrlinge umziehen
Schon vor einigen Jahren mussten die angehenden Gastronomen, Kaufleute, Mediengestalter und Medientechniker, die hier lernen, innerhalb der Schule umziehen, wie Malte Gerken, Lehrer an der Berufsschule, sagt. Er ist auch Vorsitzender des Stadtverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Personalratsvorsitzender.
Einst hätte seine Berufsschule die beiden unsanierten Gebäude in der Dreyhaupt- und der Oleariusstraße genutzt. „Jahrelang sind die unsaniert vor sich hingerottet“, sagt er. 2011 sei der Bau in der Oleariusstraße saniert worden. Doch davon hätten die Berufsschüler nicht viel gehabt. Denn schon einige Jahre später seien die Gymnasiasten eingezogen.
Als Ersatz dient derzeit die Gutjahrstraße
Folge: Die Berufsschule flog raus. Als Ersatz dient seitdem die Gutjahrstraße um die Ecke. „Das dritte Gebäude, in dem wir überwiegend untergebracht sind, ist unser Schrott-Gebäude. Es ist gar nicht saniert.“, sagt Gerken. Manche Räume seien mit Schimmel befallen, es gebe mehrere Wasserschäden und die Heizung funktioniere nicht richtig.
Sobald das Gebäude saniert werde, müssten die Berufsschüler schon wieder raus - endgültig. Doch wohin? „Das Problem ist, dass keine verlässliche finanzielle Lösung für die Dreyhauptschule geplant ist“, sagt der Gewerkschafter. Als neuer Standort seien bereits die Harzgeroder Straße und der Carl-Schorlemmer-Ring, beides in Neustadt, im Gespräch gewesen.
Auflösung der Dreyhauptschule stand zur Debatte
Sogar eine Auflösung der Dreyhauptschule habe zur Debatte gestanden. „Die haben wir mit Hilfe von ansässigen Unternehmen verhindert“, sagt Gerken. Es sei ein ständiges Hin- und Her. „Ich als Personalrat kann meinen Kollegen nicht mehr erklären, was jetzt ist“, sagt er. Nun sei wieder die Harzgeroder Straße im Gespräch. Allerdings hänge die Sanierung des dortigen Gebäudes von Fördermitteln ab. Frühester Baubeginn sei 2019, bezugsfertig sei der Bau erst 2022. So müsste die Berufsschule vier Jahre mit einer Übergangslösung leben.
Im Rathaus will man von einer Verunsicherung und einer so späten Fertigstellung nichts wissen und verweist auf einen Stadtratsbeschluss vom Februar 2017. Der Auszug erfolge im kommenden Jahr in zwei Phasen. Im Februar 2018 müsste das Gebäude in der Dreyhauptstraße geräumt werden.
Schüler und Lehrer sollen ins Interimsquartier an der Schwimmhalle in Neustadt
„Die betroffenen Klassen ziehen übergangsweise in angemietete Häuser auf dem Gelände des Berufsförderungswerkes in der Bugenhagenstraße“, sagt die Beigeordnete für Bildung und Soziales, Katharina Brederlow. Im Sommer 2018 werde dann auch die Gutjahrstraße leergezogen. Schüler und Lehrer sollen ins Interimsquartier an der Schwimmhalle in Neustadt. „Beide Ausweichobjekte werden derzeit baulich den Nutzeranforderungen angepasst, abgestimmt mit der Schulleitung“, sagt Brederlow.
Die endgültige Lösung ist ihr zufolge das Gebäude in der Harzgeroder Straße, das schon im Gespräch ist. Der Umzug dorthin sei für das Jahr 2020 geplant. Die Grundschule Zollrain, die dort derzeit noch untergebracht sei, werde mit der Borchert-Grundschule fusionieren und in die gleichnamige Straße ziehen - wenn die Finanzierung funktioniert. Der entsprechende Förderantrag werde im April 2018 gestellt. Also genau während des Umzugs der Dreyhauptschule in die Zwischenlösungen. Malte Gerken wird das die Zukunftsangst wohl nicht nehmen. „Wir haben das Gefühl, dass wir immer nur hinten dran hängen“, sagt er. (mz)