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Bahnstreik in Deutschland Trotz mehrstündiger Verzögerungen zeigten Reisende in Halle Verständnis für GDL-Protest

Der Osten Deutschlands ist von dem Bahnstreik in der Republik stärker betroffen als der Westen. Zahlreiche Fahrten vom Hauptbahnhof Halle sind zu Wochenbeginn ausgefallen. Trotz mehrstündiger Verzögerungen zeigten Reisende Verständnis.

Von Denny Kleindienst 24.08.2021, 12:30
Zahlreiche Verspätungen und Zugausfälle mussten Reisende am Hauptbahnhof Halle in Kauf nehmen.
Zahlreiche Verspätungen und Zugausfälle mussten Reisende am Hauptbahnhof Halle in Kauf nehmen. Fotos: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ - Am Montagvormittag sind an den Gleisen am Hauptbahnhof Halle zeitweise überhaupt keine Reisenden zu sehen. Gegen 11 Uhr schallt über den menschenleeren Gleisbereich die Durchsage, der ICE nach Magdeburg falle heute aus. Grund dafür seien die Streikauswirkungen, sagt die Stimme aus dem Lautsprecher.

Bahnstreik: Reisende in Halle kämen außer an die Ostsee mit mehr Zeit überall hin

In der Bahnhofshalle zeigt sich ein anderes Bild: Menschen stehen vor der Fahrgastinformation an. Sie haben Fragen. Auf der großen Tafel direkt darüber, wo die nächsten Zugverbindungen gelistet sind, ist der Hinweis zu lesen: „Fern- und Regionalverkehr der DB ist wegen GDL-Streik am 23. und 24. August stark beeinträchtigt.“

Lutz-Steffen Hering bestätigt denn auch, dass an diesem Montag viel weniger Reisende als üblich im Hauptbahnhof unterwegs sind. „Gestern gab es einen großen Andrang“, sagt er, da viele Menschen schon am Wochenende vorgefahren seien. Hering trägt eine Warnweste in Signalfarben. Er ist Qualitätsbeauftragter bei der Deutschen Bahn. Am Montag steht er an den Gleisen, um mit den ankommenden Fahrgästen zu reden und „Alternativen aufzuzeigen“, wie er sagt. „Außer an die Ostsee“, so Hering, kämen die Fahrgäste auch an diesem Streiktag überall hin, in alle Regionen im Land. Nur bräuchten sie dafür mehr Zeit.

Streikschwerpunkte würden dabei in den östlichen Bundesländern liegen

Bereits am Montagmorgen informiert die Bahn auf ihrer Homepage darüber, dass der Streik der Lokführergewerkschaft GdL den Regionalverkehr in Sachsen-Anhalt stark beeinträchtigt. Später teilt die Bahn mit, im Regional- und S-Bahnverkehr seien rund 40 Prozent der Züge unterwegs. Jedoch schwanke die Anzahl der angebotenen Züge je nach Region stark.

Die Streikschwerpunkte würden dabei in den östlichen Bundesländern liegen, so die Bahn. Am Hauptbahnhof Halle fallen am Montag allerdings auch zahlreiche Fernverbindungen aus, darunter Züge in Richtung Köln, München, Berlin, Braunschweig oder Dresden.

Trotz mehrstündiger Verzögerungen zeigten Reisende in Halle Verständnis

Lutz-Steffen Hering sagt noch: „Die anderen Wettbewerber fahren komplett.“ So halten und starten die Züge von Abbelio oder FlixTrain wie gehabt in Halle am Hauptbahnhof. Der Streik betrifft ausschließlich den Regional- und Fernverkehr der Deutschen Bahn. Auch der S-Bahn-Verkehr zwischen Halle und Leipzig läuft weitgehend flüssig, trotz einiger Ausfälle.

Paulina Lakony sagt bei ihrer Ankunft zur Mittagszeit in Halle, sie sei extra früh in Leipzig losgefahren, obwohl sie erst nachmittags in der Stadt sein muss. Die S-Bahn sei „angenehm leer“ gewesen. Zum Streik meint sie: „Man konnte sich gut darauf einstellen. Das war sehr gut geregelt.“

Nur wenige Menschen waren an den Gleisen im Hauptbahnhofzu sehen.
Nur wenige Menschen waren an den Gleisen im Hauptbahnhofzu sehen.
Silvio Kison

Ärger über zusätzliche Kosten durch Bahnstreik

Es fällt auf, dass viele Fahrgäste am Montag im Hauptbahnhof nicht auf die Lokführergewerkschaft schimpfen. Selbst ein Mann, der sagt, er habe seinen ganzen Reiseplan umgestellt, betont, er sei nicht gegen diesen Streik. Auch Olaf Günther, dessen Fahrt von Halle nach Berlin nicht zwei, sondern sieben Stunden dauert, weil er eine „Riesenrunde“ in Kauf nehmen müsse, gibt zu Protokoll: „Ich habe große Sympathie für die GdL und großes Verständnis.“

Verständnis dafür, dass die Lokführer streiken, hat auch Sabrina Rößner aus Chemnitz. Doch letztlich sei sie als Bahnkundin eben auch die Leidtragende. Sie ärgert sich an diesem Tag weniger über die dreistündige Verspätung auf ihrem Weg nach Hildesheim, sondern vielmehr über zusätzlichen Kosten, die sie für andere Züge habe zahlen müssen. Laut Bahn ist der Regionalverkehr in Sachsen-Anhalt noch bis Mittwoch, 2 Uhr, beeinträchtigt.