1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Trauer bei Freunden: Trauer bei Freunden: Toter Automatensprenger soll in falsche Kreise geraten sein

Trauer bei Freunden Trauer bei Freunden: Toter Automatensprenger soll in falsche Kreise geraten sein

Von Oliver Müller-Lorey 24.10.2018, 07:30
Blumen und Kerzen am Bahnsteig 2 des Bahnhofs Südstadt in Halle
Blumen und Kerzen am Bahnsteig 2 des Bahnhofs Südstadt in Halle Silvio Kison

Halle (Saale) - Eine halbe Woche nach dem tödlichen Unglück am S-Bahnhof Südstadt, bei dem ein 19-Jähriger ums Leben gekommen ist, ist die Trauer bei seinen Freunden groß. Im Internet ist ein Video mit Bildern des bei einer Automatensprengung Getöteten aufgetaucht. Die MZ sprach mit Anne R., die angibt, das Video erstellt zu haben. „Ich möchte damit bezwecken, dass er, auch wenn er beteiligt gewesen wäre, kein schlechter Mensch war. Er war immer purer Lebensfreude und das sollte auch dieses Video zum Ausdruck bringen“, so die junge Frau. Sie wünsche sich, dass ihr Bekannter unvergessen bleibt.

Unterdessen ist die Bestürzung auch bei den Nachbarn des 19-Jährigen, der in der Südstadt wohnte, groß. Bärbel Henzel hatte den jungen Mann einige Male zu Besuch in ihrer Wohnung. Er sei ohne Hausrat eingezogen und da habe sie ihm mit einer Mikrowelle und Bettzeug über die Runden geholfen. „Er war ein sehr netter junger Mann. Ich kann es nicht verstehen. Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass er an den Sprengungen beteiligt gewesen sein soll“, sagte sie der MZ. „Das Problem ist, dass er die falschen Freunde hatte, in falsche Kreise hineingeraten ist. Das ist alles bestimmt nicht auf seinem Mist gewachsen“, so Henzel.

Toter nach Explosion in Halle: „Das schlimmste finde ich, dass seine sogenannten Freunde ihn dann liegen gelassen haben.“

Es sei fast pausenlos Besuch bei ihm gewesen, der auch viel Krach gemacht habe. Junge Männer seien die Treppen rauf und runter gelaufen, so dass sie ihren Mieter auch darauf angesprochen habe. „Das schlimmste finde ich, dass seine sogenannten Freunde ihn dann liegen gelassen haben.“

Die Polizei ermittelt derzeit, welche Rolle die beiden 15- und 20-jährigen mutmaßlichen Mittäter gespielt haben, die inzwischen in Untersuchungshaft sitzen. Bislang ist unklar, was genau in der Nacht von Samstag auf Sonntag passierte, als der 19-Jährige mutmaßlich durch die Explosion des Fahrkartenautomaten getötet wurde.

Toter nach Explosion in Halle: „Er war immer freundlich und hatte viel Besuch“

Eine andere Nachbarin, die unerkannt bleiben will, kannte den Toten auch vom Sehen. Er habe noch kein Jahr in der Wohnung gelebt - erst allein, dann mit einer festen Freundin. „Er war immer freundlich und hatte viel Besuch“, sagt auch sie. Mitleid habe sie mit seinem Hund gehabt, der in der kleinen Wohnung nicht artgerecht gehalten worden sei.

Sie sei aber auch stutzig geworden, als es bei dem jungen Mann vor einigen Wochen einen Polizeieinsatz gegeben habe und seine Freunde Europaletten durchs Treppenhaus getragen hätten. Auch im Keller hätten sie hantiert.

Nach MZ-Informationen sollen sowohl der Tote als auch die mutmaßlichen Mittäter wegen Eigentums- und Körperverletzungsdelikten aufgefallen sein. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht. (mz)