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Logistisches Meisterstück Transall-Transport bei Halle und Oppin nach Altengrabow: So aufwändig ist der Transport des Militärflugzeugs

Von Dirk Skrzypczak und Janine Gürtler 21.09.2018, 11:02
In der Nacht wurde die Transall von Oppin nach Altengrabow weitertransportiert.
In der Nacht wurde die Transall von Oppin nach Altengrabow weitertransportiert. Dirk Skrzypczak

Oppin - Bremsen quietschen. Autos stoppen links und rechts der Straße am Ortseingang in Oppin bei Halle. Handys werden gezückt. Das große Ungetüm, das huckepack auf einem Tieflader vor einer Scheune parkt, ist auf der Straße nicht alltäglich.

Die dunkelgrüne Transall-Maschine der Bundeswehr ist seit Tagen auf den Autobahnen Deutschlands unterwegs. Ihr Tiefflug führt sie vom bayerischen Fliegerhorst Penzig zum Truppenübungsplatz Altengrabow in Sachsen-Anhalt.

Dort soll die ausrangierte Maschine zum Üben genutzt werden. In der Nacht zum Donnerstag kam die Transall in Oppin an - am Donnerstagabend ging es für die 20 Tonnen schwere Maschine weiter. Der Flügel begleitete das Flugzeug auf einem Extra-Transport.

Transall auf der Autobahn: „So ein Transport ist eine Herausforderung“

„So ein Transport ist eine Herausforderung. Und hier bei Halle geht es auf der Autobahn nicht weiter“, sagt Spediteur Anton Wocken (50). Grund ist die acht Kilometer lange Baustelle in Richtung Löbejün. Mit 6,60 Metern ist die einstige Militärmaschine zu breit für die Baustelle. „Also müssen wir Landes- und Bundesstraßen bis Zörbig, Köthen und Bernburg nutzen, um wieder zur A14 zu kommen“, sagt Wocken, der fünf Leute aus seiner Firma mit an Bord hat, die nötig sind, damit die Transall ihre letzte Reise auch unbeschadet übersteht.

Mit einer Höhe von 4,65 Metern und einer Länge von 28 Metern ist sie auch ohne Flügel imposant. Das ganze Gespann mit Tieflader ist sogar 38 Meter lang.

50 Jahre alter Transportflieger wird in Altengrabow zum Übungsobjekt

„Die Maschine ist schon ganz schön in die Jahre gekommen“, sagt Franziska Meyer vom Bundeswehr-Landeskommando in Sachsen-Anhalt. Der über 50 Jahre alte Transportflieger wird derzeit - wie alle anderen Transall-Maschinen der Bundeswehr auch - ausrangiert, um dem neueren Flugzeugtyp Airbus A400M zu weichen.

Dass die alte Dame von Bayern bis nach Sachsen-Anhalt kutschiert wird, hat einen taktischen Grund. Der Rumpf samt Cockpit soll in Altengrabow angehenden Logistik-Soldaten der Bundeswehr als Ausbildungsobjekt dienen. Den Hauptflügel, der oben auf der Maschine montiert ist, braucht der Koloss dafür eigentlich nicht, schließlich gehe es nun um Übungen beim Be- und Entladen, so Meyer.

Fahrt mit der Transall ist stellenweise ein Zentimeterspiel

Donnerstagmittag fährt Spediteur Wocken die Überland-Strecke sicherheitshalber ab. „Wenn dort irgendwo eine Tagesbaustelle ist, die bei der Transport-Planung nicht bekanntgewesen ist, bekommen wir Probleme“, so der Firmen-Chef. Derweil versucht Fahrer Peter Dettmers (32), etwas Schlaf zu finden. Bei Gluthitze von über 30 Grad Celsius ist das zunächst ein unmögliches Unterfangen. Immer wieder interessieren sich Passanten für die Transall. „Mit so einer Fracht fällt man natürlich auf“, so der 32-Jährige.

Ansonsten macht er einen coolen Eindruck, dabei hat es die Umleitung bis Bernburg in sich. „Teilweise bleiben mir links und rechts nur je fünf Zentimeter Platz. Und nach hinten sehe ich sowieso nichts. Da brauche ich Hilfe“, berichtet der junge Mann.

Chef persönlich lenkt die Achsen des Tiefladers

Es ist der Chef persönlich, Anton Wocken, der mit einer Fernsteuerung die Achsen des Tiefladers lenkt, damit sich das Gespann auch durch Engstellen quetschen kann - ohne irgendwo anzuecken.

Wo es nötig ist, müssen Verkehrsschilder und Ampeln gedreht werden, damit die Transall Kreuzungen passieren kann. Begleitet wird der Tross von der Polizei. Und Wocken hofft, dass er in der Nacht zum Freitag endlich sein Ziel erreicht. (mz)

Die Transall wird ohne Hauptflügel transportiert. In Oppin bei Halle legte sie einen Zwischenstopp ein.
Die Transall wird ohne Hauptflügel transportiert. In Oppin bei Halle legte sie einen Zwischenstopp ein.
Silvio Kison
Am späten Donnerstagabend ging es von Oppin aus weiter bis zum Zielort in Altengrabow.
Am späten Donnerstagabend ging es von Oppin aus weiter bis zum Zielort in Altengrabow.
Dirk Skrzypczak