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Trabant-Club Trabant-Club: Rennpappen tragen Kosenamen

Von Kathrin Steinmetz 24.01.2002, 18:35

Halle/MZ. - Sieglinde, Erwin, Schorsch - dass es hierbei nicht um die Verwandtschaft geht, wird spätestens klar, wenn der Kosename Trabs ins Spiel kommt. Richtig, der Trabi, Trabant oder auch die geliebte "Rennpappe" ist gemeint. Was die anderen Namen angeht, so entspringen sie der Fantasie der sieben Mitglieder des halleschen Trabant Clubs "Zwei-Takt-Genossen", die ihren wohlgepflegten Lieblinge einfach etwas mehr Persönlichkeit geben wollten.

Nötig haben es die Autos mit Kultstatus freilich nicht. Die Zeit allein hat die kleinen Wagen mit ihren tuckernden Motoren zu Exoten auf Halles Straßen gemacht - der letzte Trabant rollte vor fast elf Jahren vom Band in Zwickau. Und auch die Fahrer sind auf ihre Art etwas exotisch. Denn die Mitglieder des Clubs, der 1998 gegründet wurde, sind zwar zwischen 18 und 25 Jahren, erfüllen aber trotz ihrer Autosucht keineswegs das gängige jugendlicher-Raser-Klischee. "Wir wollen unsere schönen Trabis doch schonen und nicht zu Schrott fahren", meint Zwei-Takt-Genosse Stefan Güllmar. Ganz zu schweigen davon, dass die Wagen ohne neumodische Zusatzteile sowieso nur maximal 115 Kilometer pro Stunde schaffen. Da müsse man das ruhige Fahren schon mögen, meint der 23-Jährige. "Spätestens auf der Autobahn bleibt einem ohnehin keine andere Wahl."

1964er, 1969er - die sieben Fans fahren am liebsten die alten Modelle. Aber 2001, da sei ein schlechtes Jahr gewesen, sagt Mitglied Christian Sauermann und erzählt von den drei Wagen, die Silvester nicht mehr erlebt haben. Einer sei von einem betrunkenen Fahrer erfasst worden, ein anderer gestohlen, der dritte abgebrannt. Die monatelange Tüftelei war mit einem Streichholz vernichtet worden. Auch "Sieglinde" war unter den Opfern.

Ob schlicht in weiß oder knallig lackiert, die Volkswagen der DDR erregen oft mehr Aufmerksamkeit, als den Trabi-Fahrern lieb ist. Vor allem bei den älteren Jahrgängen. Manchmal, erzählt Steffen Güllmar, werden sie an der Kreuzung oder beim Einkaufen von Wildfremden angesprochen. "Und dann bieten sie uns ihre Ersatzteile an oder erzählen alte Geschichten." Aber gerade das sei es, was das Trabant-Fahren so interessant mache. Und gerade diese Leute wiederum suche der Club noch als Mitglieder, inklusive ihrer Erinnerungen und Erfahrungen.

Klar, für ein wenig verrückt halten manche Leute die Trabi-Fahrer schon, sagt Christian Sauermann. So musste Clubmitglied Markus Thumser beim morgendlichen Eiskratzen die Bemerkung "Das lohnt sich doch nicht mehr" hinnehmen. Und vorwiegend von weiblicher Seite komme nicht selten der Kommentar: "Willst du dir nicht mal ein Auto kaufen?" Ganz zu schweigen von den Versicherungen, die regelmäßig ungläubig nachfragen: "Wollen sie wirklich einen Trabant mit einer Teilkasko versichern?"

Wie Könige fühlen sich die Trabi-Fahrer allerdings, wenn sie Kurs auf die alten Bundesländer nehmen. Denn dort ist ihnen noch immer die ungeteilte Aufmerksamkeit gewiss, wenn sie mit ihren Fahrzeugen unterwegs sind. Besonders dann, wenn der Trabi-Pilot an der Tankstelle grübelnd vor der aufgeklappten Motorhaube steht, den Tankdeckel in der Hand. Und wenn er dann innerlich flucht, weil Siglinde, Erwin oder wie auch immer der Trabi gerade heißt, mit Gemisch fährt und deshalb der Dreisatz wieder losgeht: Wenn ich 27 Liter getankt habe und das Gemisch 1:33 sein muss, wie viel Öl kippe ich jetzt noch dazu?

Wer Lust hat, bei den Zwei-Takt-Genossen mitzumachen, kann unter 0177/392 2501 oder 782 80 45 anrufen.