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Toter Dreijähriger Totes Kind in Dillingen: Jugendamt Halle in der Kritik

Von Jonas Nayda 05.12.2019, 20:22
Jugendamt Halle
Jugendamt Halle Holger John / VIADATA Photo

Halle/Dillingen - Der Fall eines Dreijährigen aus Dillingen (Bayern) bewegt die Menschen in Bayern - und seit einigen Tagen auch Sachsen-Anhalt. Der Junge starb aus bislang ungeklärten Umständen nach einem Notarzteinsatz am 21. Oktober im Universitätsklinikum in Augsburg an seinen schweren inneren Verletzungen.

Der Staatsanwalt ermittelt, ob er Opfer häuslicher Gewalt wurde. „Wir prüfen, ob andere Personen für den Tod strafrechtlich verantwortlich sind“, sagt Matthias Nickolai von der Staatsanwaltschaft Augsburg. Im Mittelpunkt der rätselhaften Ereignisse steht eine entscheidende Frage: Hätte der Junge gerettet werden können, wenn die Behörden seine Familie nach dem Umzug von Sachsen-Anhalt nach Bayern nicht aus den Augen verloren hätten?

Toter Dreijähriger: Mutter bekam erstes Kind mit 15

Fakt ist: Die Mutter zog mit dem kleinen Jungen im Januar von Halle aus nach Bayern. In der Saalestadt war die Familie vom Jugendamt unterstützt worden. Die Mutter habe nach Informationen der Augsburger Allgemeinen ihr erstes von drei Kindern im Alter von 15 Jahren bekommen. Laut der Zeitung sei bereits hier eine Kindeswohlgefährdung festgestellt worden.

Offiziell äußert sich die Stadtverwaltung Halle nicht auf die Frage, warum die Familie in Halles überhaupt auf Hilfe angewiesen war. Katharina Brederlow, Halles Beigeordnete für Bildung und Soziales, wollte der Mitteldeutschen Zeitung mit Verweis auf den Sozialdatenschutz nichts sagen.

Kritik an Jugendamt Halle: Unhaltbare Zustände im Haushalt

Nur so viel, dass die Betreuung 2017 beendet wurde und man nach dem Umzug der Familie nach Bayern Anfang 2019 aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Akten an die Behörden im bayerischen Dillingen weiterleiten durfte. Zur Weitergabe von Daten sei man nur bei laufenden Fällen überhaupt befugt.

Nach dem Tod des dreijährigen Jungen stehen die beiden Jugendämter in Halle und Dillingen in Kontakt miteinander. Die Akte sei nach Bayern übermittelt worden, so Brederlow weiter. Reagiert haben nun auch die bayerischen Behörden: Die zwei Geschwister wohnen nach Informationen der Augsburger Allgemeinen inzwischen nicht mehr bei ihrer Mutter. Demnach habe in der Wohnung der Familie ein Zustand geherrscht, der nicht für Kleinkinder geeignet sei.

Toter Dreijähriger: Nicht nur Jugendamt Halle machte Fehler

Ein Umstand, der den verantwortlichen Mitarbeitern im Landratsamt Dillingen offenbar viel früher hätte auffallen müssen. Ein Sprecher der Behörde räumte ein, ein Hinweis aus der Bevölkerung sei intern nicht an die richtigen Stellen weitergeleitet worden. Laut Bayerischem Rundfunk hatte sich eine Nachbarin der Familie im örtlichen Veterinäramt beschwert, dass die Hunde der Familie in der Wohnung gefangen gehalten würden und nie ans Tageslicht kämen. Gleichzeitig sprach sie auch bereits von einer möglichen Gefährdung der Kinder.

Dieser Hinweis war allerdings monatelang nicht an das zuständige Jugendamt weitergeleitet worden. Aus dem Dillinger Landratsamt heißt es, man sei davon ausgegangen, die Frau rufe selbst beim Jugendamt an. (mz)