Tonstudio Metrix Media in Halle Tonstudio Metrix Media in Halle: Olaf Mehl kehrt zurück ins MMZ

Halle (Saale) - Manchmal stimmen sie eben doch, die großen Weisheiten des Lebens. Zum Beispiel jene von der Krise, in der immer auch eine Chance steckt. Wobei, Krise, das ist ja fast untertrieben für die Situation, in der sich Olaf Mehl im Juni 2013 befand. Es waren jene denkwürdigen Tage, an denen Halle gegen das Hochwasser kämpfte, aber Mehls Kampf war am 4. Juni um 5.37 Uhr morgens verloren: Er stand auf der Brücke am Multimediazentrum (MMZ) und musste zusehen, wie die braune Saalebrühe die Räume seines Unternehmens, der Metrix Media GmbH, flutete; sechs Studios, fünf Tonbearbeitungsräume, 700 Quadratmeter, vollgestopft mit teuerster Technik, von der längst nicht alles gerettet werden konnte.
Mehl filmte das Drama mit seiner Handykamera. Irgendwann während der 118 Sekunden dauernden Aufnahme hört man ihn sagen: „Das war’s!“
Tatsächlich stand die Firma am Rande des Ruins. Mehl steckte damals mitten in der Produktion zum Kino-Animationsfilm „Das kleine Gespenst“. Er hatte eng gesetzte Fristen, die er einhalten musste. Aber er hatte keinen Arbeitsplatz mehr, denn auch die große Kinomischung war untergegangen. Olaf Mehl sagt: „Die Frage war: Bleibt uns der Auftraggeber treu?“ Er blieb, Mehl fand ein Ausweichstudio in München, und der Film wurde rechtzeitig fertig.
Olaf Mehl dachte in jüngster Zeit oft an jene Tage, denn in gewisser Weise schloss sich für ihn nun ein Kreis - passenderweise auch noch im 25. Jahr nach der Unternehmensgründung. Im neuen Postproduktionsstudio, dem Herzstück des MMZ, mischte er nun erstmals wieder eine große Kino-Produktion, nämlich die aufwendige Neuverfilmung eines der größten Kinderbuch-Klassiker: „Heidi“ von Johanna Spyri. Die Produktionsfirma ist dieselbe wie beim „kleinen Gespenst“ und auch der Regisseur, Alain Gsponer. Die Rolle des Alm-Öhis übernahm kein Geringerer als Bruno Ganz („Der Himmel über Berlin“, „Der Untergang“).
Krise? Chance! Für Olaf Mehl und seinen Geschäftspartner Joachim Gerber öffneten sich nach dem Hochwasser zahlreiche neue Türen. Metrix hatte seinen Sitz schnell in Räume des Technologie- und Gründerzentrums am Weinbergweg verlagert. Für die großen Endmischungen musste Mehl in den zurückliegenden zwei Jahren allerdings immer wieder auf auswärtige Tonstudios ausweichen. Er reiste nach Köln und Berlin, „ich war quasi immer wieder auf Montage“, sagt der 49-Jährige.
Vier bis sechs Wochen dauert eine Endmischung im Normalfall. Kinofilme für den Weltmarkt zu mischen - das ging in Deutschland nach dem buchstäblichen Untergang des MMZ-Studios in vielleicht noch sechs anderen Studios. Und nun eben auch wieder in Halle. Mehr noch: Das Postproduktionsstudio mit seiner sogenannten Dolby-Atmos-Kinomischung - einer besonders aufwendigen Surround-Sound-Technik - ist sogar einmalig in ganz Deutschland. am Dienstagabend ließen sich auch Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) und der Chef der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt, Rainer Robra (CDU), die neuen Studios zeigen.
Derweil möchte Olaf Mehl die Erfahrungen, die er andernorts sammeln konnte, nicht mehr missen. „Trotzdem bin ich natürlich froh, dass wir nun wieder eine Kinomischung vor Ort haben“, sagt der Tonmeister, der mit seinem Team zuletzt auch bei sämtlichen „Zorn“-Verfilmungen und den Kinderbuch-Verfilmungen „Rico, Oskar und das Herzgebreche“ sowie „Rico, Oskar und der Diebstahlstein“ für den guten Ton sorgte.
Wie aufwendig die Nach- und Neuvertonung von Kino-, aber auch Fernsehfilmen heutzutage ist, zeigt sich auch daran, wie viele Leute daran beteiligt sind. Neben Olaf Mehl ist das im aktuellen Fall vor allem Sounddesigner Sebastian Schmidt. Ebenfalls zur „Heidi“-Crew gehörten: Sounddesigner Sebastian Heyser, außerdem der Geräuschemacher Martin Langenbach sowie, für die Aufnahme und den Schnitt derselben: Christoph Wieczorek und Jan Möser.
Bis zum Kinostart von „Heidi“ dauert es allerdings noch etwas. Der ist am 10. Dezember. (mz)