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Todestag vom Uni-Gründungskanzler Todestag vom Uni-Gründungskanzler: Der König kauft für Halle einen Star

Von Silvia Zöller 25.12.2017, 14:00
Das Original des Porträts von Veit Ludwig von Seckendorff ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. 1894 wurde dieses Bild nach dem Original von Wilhelm Karl Junker gemalt.
Das Original des Porträts von Veit Ludwig von Seckendorff ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. 1894 wurde dieses Bild nach dem Original von Wilhelm Karl Junker gemalt. Uni Halle/Markus Scholz

Halle (Saale) - Es wäre heute ein bisschen so, als ob ein Nobelpreisträger dafür gewonnen wird, ein neues Forschungsinstitut in Halle zu leiten. Damals, 1692, war es ein Paukenschlag, dass es dem brandenburgischen Kurfürsten und späteren König Friedrich I. gelungen war, Veit Ludwig von Seckendorff als Gründungskanzler der Universität Halle zu gewinnen.

„Friedrich wollte sich mit von Seckendorff schmücken“, ist sich Heiner Lück sicher. Der hallesche Universitätsprofessor für Bürgerliches Recht und Rechtsgeschichte hat viel über Seckendorff geforscht. Heute erinnert an den Mann der Barockzeit, der als Begründer der modernen Verwaltungslehre gilt, noch der Von-Seckendorff-Platz in Heide-Süd.

Wer war Veit von Seckendorf?

Wer aber war der Mann, der vor 325 Jahren, am 18. Dezember 1692, gestorben ist - nur zwei Monate, nachdem er das Amt in Halle übernommen hatte? „Von Seckendorff war für Halle wichtig. Aber vor allem aufgrund seines Wirkens vor 1692“, sagt Lück. 1656 hatte der Adlige eine Art Praxishandbuch für Fürsten geschrieben: „Der Teutsche Fürsten-Stat“. Es war ein Kompendium, wie man die Verwaltung eines Staates effektiv führt - und zwar so, dass es auch zum Wohl der Untertanen gereiche.

„Das Buch gilt als erstes Werk der modernen Verwaltung“, betont Lück - und nennt Beispiele. So legt von Seckendorff, der selbst als Kanzler des Kleinstaates Sachsen-Zeitz eben diese Reformen eingeführt hatte, anderen Fürsten nahe, die eigenen Güter so zu bewirtschaften, dass Gewinne anfallen. „Damit die Untertanen nicht übermäßig mit Steuern belastet werden“, erläutert Lück. Die Aufgabe eines jeden, der hohe Ämter bekleidet, sei, sich darum zu kümmern, dass die Untertanen gut leben - und nicht umgekehrt. „Das war für 1656 bahnbrechend“, so der Rechtshistoriker.

Veit von Seckendorf war eigentlich längst im Ruhestand

Als von Seckendorff 1692 als Gründungskanzler an die Saale geholt wurde, war der damals 65-Jährige längst im Ruhestand. Er hatte sich auf sein Rittergut in Meuselwitz bei Altenburg (Thüringen) zurückgezogen und widmete sich seinen wissenschaftlichen Arbeiten.

Was genau von Seckendorff als Gründungskanzler zur Entstehung der Universität beigetragen hat, ist weitgehend unklar. Vermutlich nichts, denn die Vorbereitungen der Universitätsgründung waren in Brandenburg generalstabsmäßig durchgeführt worden. „Überliefert ist nur, dass von Seckendorff in Halle den Streit zwischen den Pietisten und den lutherischen Orthodoxen beigelegt hat“, so Lück. Mit einem horrenden Honorar von 1000 Talern Besoldung war von Seckendorff vielmehr nach Halle „eingekauft“ worden.

Kanzler-Stelle auf der Universität Halle

Lück belegt das mit einem Zitat des halleschen Chronisten Christoph von Dreyhaupt: „So bekamen seine Churfürstliche Durchlaucht ein Verlangen, den weltbekannten Veit Ludwig von Seckendorff kennenzulernen, beriefen ihn nach Berlin, und trugen ihn Dero Dienste als Geheimer Rat nebst der Kanzler-Stelle auf der Universität Halle an, nicht dass er daselbst lesen und Collegia halten, sondern derselben durch seine Anwesenheit nur ein Lustre geben sollte.“ Lustre, also aus dem französischen übertragenen Glanz, wollte der König mit von Seckendorff in Halle verbreiten.

Doch nachdem der Gelehrte im Oktober 1692 in der Stadt angekommen war, blieben ihm nur noch zwei Monate des Wirkens. Nach 14-tägiger Krankheit starb er am 18. Dezember in Halle. Ob er bereits zuvor krank war, sei Spekulation, so Lück. Auch die Todesursache sei unbekannt, ebenso, ob er mit Familie oder alleine nach Halle gekommen war. Überliefert ist jedoch die Trauerrede, die der Jurist und Philosoph und Professor der Uni Halle, Christian Thomasius, auf von Seckendorff gehalten hat, bevor der Leichnam zurück nach Meuselwitz überführt wurde. „Ein edelstes Haupt der Gelehrten“, nennt Thomasius den Dahingeschiedenen - und: einen „Unterdrücker des eitelen Hochmuts“.

Obwohl von Seckendorff eine bedeutende Persönlichkeit war, ist vieles von ihm noch unbekannt. „Sein Nachlass ist einer der wenigen, der noch nicht erforscht ist“, sagt Heiner Lück, der vor Jahren ein Gutachten über die Bedeutung von Tausenden erhaltenen Briefen von Seckendorff verfasst hatte. Demnächst soll die wissenschaftliche Aufarbeitung starten - und Heiner Lück wird daran in einem Beirat mitwirken. (mz)

Heiner Lück und ein Original von Seckendorffs „Fürsten-Stat“
Heiner Lück und ein Original von Seckendorffs „Fürsten-Stat“
Holger John