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Till Eulenspiegel narrt die Hallenser

Von Detlef Färber 28.12.2007, 18:44

Halle/MZ. - Auch in Halle haben schon viele über diese Schnurre gelacht. Denn komischerweise ist nur den wenigsten Hallensern bekannt, dass die Story in Halle spielt. Um das Jahr 1300 herum soll sie sich auf dem Markt zugetragen haben. Das war Grund genug für die "Burg"-Studentin Anna Scheibner, ihr den Entwurf einer kleinplastischen Arbeit zu widmen, die sie beim Wettbewerb des Halleschen Kunstvereins um die Jahresmedaille 2007 einreichte. Und weil dieser Entwurf die Jury voll überzeugte, wird das neun Zentimeter hohe, quadratische Kleinod nun gegossen - jeweils 25 mal in Bronze und in Eisen.

"Eulenspiegels Rache", lautet der Untertitel der Medaille - weil die Vorgeschichte des abgebildeten Spektakels eine Balancierübung des jungen Eulenspiegel über die Saale gewesen sein soll. Die beendet Tills Mutter rabiat mit einer Schere, was die unsanfte Landung ihres Sohnes in der Saale zur Folge hat - und das Gelächter des Volks von Halle. Das zahlt der Schalk den Hallensern mit seiner gruppendynamischen Übung mit den linken Schuhen dann effektvoll heim. "Eigentlich ist das auch eine sehr heutige Geschichte", meint Ulf Dräger, der Chef des Landesmünzkabinetts, der mit in der Jury saß. Und er verweist darauf, wie die Anne Scheibner ihren Eulenspiegel auch zwischen den Oberleitungen der Havag über den Markt balancieren lässt. Da bleibt laut Dräger nur die Frage: "Wer narrt heute die Hallenser?" - Dieses Rätsel schiebt die Künstlerin diskret dem Betrachter zu. Für die 25-Jährige, die aus Wismar stammt und an der "Burg" Schülerin von Professor Bernd Göbel ist, war der Erfolg bei dem kleinen Wettbewerb übrigens nicht der erste in Halle. Auch bei der Ausschreibung um eine Spielplastik, die nun im Amtsgarten steht, hatte sie die Nase vorn.

Mit der Jahresmedaille nahm der Hallesche Kunstverein eine alte Tradition wieder auf. Seine Wettbewerbe unter Bildhauerstudenten gewannen in den letzten Jahren Georg Mann mit "Hallenser Stern", Sebastian Paul ("Die Äpfel für die Schönheit"), Stefan Möckel ("Das hallesche Schatzkästlein") und Rebecca Lüling mit "Grünewalds Muse". Die 50 schönsten halleschen Jahresmedaillen seit dem 18. Jahrhundert zeigt derzeit übrigens eine kleine Präsentation in der Moritzburg.

Die Jahresmedaille kostet 90 Euro und kann bestellt werden beim: Halleschen Kunstverein, Böllberger Weg 188, in 06110 Halle / Saale, Tel. / Fax: 0345-2036148). Die Ausstellung in der Moritzburg läuft noch bis Mitte Februar.