Theater Teutschenthal Theater Teutschenthal : Missgeschick mit Folgen

teutschenthal/MZ - Mit seinem bürgerlichen Lustspiel „Die Hose“ hat Carl Sternheim (1878-1942) Bürokraten und Spießern des wilhelminischen Deutschlands einen Spiegel vorgehalten, der bis heute nicht blind geworden ist. Die Inszenierung des Stückes durch Oliver Meyer am Teutschen Theater in Teutschenthal bietet dem Zuschauer erfreulicherweise viel Raum, Parallelen zur Gegenwart, ja zu seinem eigenen Umfeld zu entdecken.
Das Fünf-Personen-Stück kommt mit der Dekoration eines Wohnzimmers der Kaiserzeit aus - gut ins Licht gesetzt von John Hetsch (erstmals verantwortlich für Beleuchtung und Ton). Man riecht förmlich den Mief, für den der stocksteife und kaisertreue Beamte Theobald Maske (Matthias Scholz gibt der Figur den Charakter der Zeit) sorgt. Der Mann - er verneigt sich häufig vor dem Bildnis des Kaisers in der Stube, wird nicht müde, seiner Frau Luise (Tina Schröder mit überzeugend gespielter Keuschheit) immer wieder eine Gardinenpredigt zu halten. Anlass ist ein Missgeschick: Luise verlor in aller Öffentlichkeit ihre Unterhose.
Um ein Schäferstündchen mit der Beamtengattin bewerben sich ein schwindsüchtiger Barbier (umwerfend komisch Karsten Helbig) und ein zackiger Uniformträger (stimmgewaltig und energisch Jakob Mücksch). Befeuert wird das Ganze von Nachbarin Gertrude Deuter (amüsant-verschlagen Christine Dietzel). Sie profitiert unversehens vom Seitensprung der schönen Luise und gibt dem stürmischen Werben des für wenige Momente gierig-sündigen Theobald Maske nach. Luise, ihres Mannes überdrüssig, will ihn verlassen, bleibt am Ende aber doch.
Das Publikum - der Saal war vollkommen ausverkauft - feierte die Premiere mit viel Applaus. Für die gelungene Regie bekam Oliver Meyer eine „Hose hinter Glas“. Und die Grand Dame des Boulevardtheaters, Christel Wurbs, hob anerkennend den Daumen: „Das ist gehobene Theatersprache, alles andere als leicht.“ Anschließend trafen sich Mimen und Publikum zum Sommerfest im Garten.
