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Theater Apron spielt "Und alles auf Krankenschein" in Halle Theater Apron spielt "Und alles auf Krankenschein" in Halle: Der Arzt dem keiner vertraut

Von Mike Händler 28.06.2015, 19:43
Peggy Biernatzky weiß in der Rolle der Oberschwester Dagmar mit der Spritze umzugehen.
Peggy Biernatzky weiß in der Rolle der Oberschwester Dagmar mit der Spritze umzugehen. axel kohout Lizenz

Halle - Wer wird wohl der schönste Arzt des Jahres in der Moritzburg-Klinik? Die Auflösung gibt die hallesche Theatergruppe Apron mit dem Stück „Und alles auf Krankenschein“, das am 1. Juli im Graben der Moritzburg seine Premiere feiert. Die Komödie des englischen Erfolgsautors Ray Cooney handelt von den vermeintlichen „Göttern in Weiß“. Doch statt Allmacht widmet sich das Drama eher den Tücken und Lücken des Gesundheitssystems. Regisseur Alexander Terhorst versieht seine Bearbeitung mit reichlich Lokalkolorit und lädt damit die Zuschauer auf eine Entdeckungsreise der besonderen Art ein.

Die fiktive Moritzburg-Klinik gerät in helle Aufregung, als Dr. Francke (Heiko Nolte) mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Kurz vor seiner wichtigen Rede bei einem Kongress in der Leopoldina erfährt er von seinem unehelichen Sohn Kasimir (Michael Goussev/Aaron Rogge). Karriere und Ehe stehen nun auf dem Spiel. Und so sieht sich der Mediziner gezwungen, alle Register seines Täuschungsvermögens zu ziehen. Dass davon Kollegen wie Patienten nicht verschont bleiben, versteht sich von selbst.

Misere des Gesundheitssystems

Turbulent wird es dann auf der Bühne zugehen, wenn das Franckesche Lügengebäude allmählich Risse bekommt. In der Not wechselt der Humanmediziner schon mal ins Fach der Tierdoktoren. Um Ausreden ist Dr. Francke jedenfalls nie verlegen. Dass am Ende der Patient auf der Strecke bleibt, ist nur eine Andeutung des Theaterstücks auf die aktuelle Misere des Gesundheitssystems. Facetten- und ideenreich thematisiert die freie Theatertruppe zudem aktuelle Probleme wie die Landflucht der Ärzte, Zwei-Klassen-Medizin oder die statische Hierarchie des Klinikalltags. Gleichwohl verbleibt das Stück auf der Ebene von Satire und Humor. Der erhobene Zeigefinger wird tunlichst vermieden.

Unterhaltung und Vergnügen stehen an erster Stelle. Das soll sich von der Bühne auf die Zuschauerplätze übertragen. Regisseur Terhorst formuliert damit das eigentliche Fundament des beliebten Sommertheaters. Mit temporeichem und dynamischem Spiel wollen die Schauspieler die Zuschauer unterhalten - und auch immer wieder zum Lachen bringen. Freunde diverser Arzt-Serien werden mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen. So viel sei schon verraten.

Zutaten aus Komödie und Kabarett

Das Ensemble wird das Stück mehrfach in Doppelbesetzung spielen. Ein Umstand, der teils aus der Not geboren ist. Erneut fehlen Apron wichtige Fördergelder für ihre alljährliche Freiluftproduktion. Zwei Schauspieler sagten wegen des finanziellen Engpasses ihr Engagement ab. Krankt da etwa nicht nur das hiesige Gesundheitssystem, sondern auch die Kulturförderung?

Doch trotz einiger Widrigkeiten wartet das Team von Apron einmal mehr mit einer launigen und unterhaltsamen Sommerproduktion auf. Mit Zutaten aus Komödie und Kabarett sowie überraschenden Einlagen soll das Theaterstück im Schatten der Moritzburg für kurzweilige Unterhaltung sorgen: Ärzte, Patienten und die moderne Arbeitswelt erfahren eine kritisch-humorige Betrachtung. Zudem wird der „Mister Moritzburg-Klinik“ gekürt. Und ein brisantes Geheimnis soll überdies am Abend gelüftet werden – Gerüchten zufolge handelt es sich um einen (neuen) „Zorn“-Krimi. (mz)