Immer wieder Ärger um Alzamalek Syrisches Fußball-Team Alzamalek in Halle vom Spielbetrieg ausgeschlossen
Halle (Saale) - Die akuten Sorgen verlangten besondere Maßnahmen. Der Stadtfachverband Fußball (SFV) hatte also ein komplettes Schiedsrichtergespann angesetzt - und sicherheitshalber auch die Polizei gebeten, womöglich mit einem Einsatzfahrzeug am Ochsenberg vor Ort zu sein.
Ganz schön viel Aufregung um ein Spiel der 2. Stadtklasse, das am Sonnabend auf dem Gelände der TSG Kröllwitz ausgetragen werden sollte. Die zweite Mannschaft der Gastgeber und der Verein Alzamalek standen sich laut Ansetzung gegenüber. Ein Spitzenspiel Erster gegen Dritter - womöglich entscheidend für den Aufstieg. Aber unter Polizeischutz? In der letzten Liga?
Das Spiel fand nicht statt. Es wurde tags zuvor abgesagt. Durch den Fußball-Landesverband. Der hat nämlich Alzamalek vorübergehend aus dem Verkehr gezogen, für den Spielbetrieb gesperrt, wie es heißt.
Alzamalek Halle: Fans haben Schiedsrichter bedroht
Gegen den Verein ist ein Sportgerichtsverfahren anhängig. Weil es um die Bedrohung eines Schiedsrichters durch Fans des Newcomer Klubs am Spieltag zuvor geht, ist der Stadtverband nicht mehr zuständig. Und weil der Coach davor schon einmal bei einem Spiel handgreiflich geworden und jenes Spiel dann auch abgebrochen worden war, wurde jetzt sportrichterlich eingegriffen.
Alzamalek fühlt sich ungerecht behandelt. Aber die meisten gegnerischen Vereine atmen auf. Seit dieser Saison wurden die „starken Männer“ (Alzamalek) in den Spielbetrieb aufgenommen. Die etwa 25 Mitglieder sind meistens Syrer. Und die hatten in den vergangenen Wochen und Monaten offenbar Anpassungsprobleme an Fußball unter hiesigen Regeln.
Immer wieder wurde von der ruppigen Spielweise und Verbalattacken der Alzamalek-Spieler berichtet. Ihre Duelle zu leiten, wurde für die Schiedsrichter zum Horror. Und keine Mannschaft hatte mehr Lust, gegen diese Truppe anzutreten.
Syrisches Fußball-Team Alzamalek sorgt für Ärger in Halles 2. Stadtklasse
Das Fass zum Überlaufen brachten Ereignisse vom vorangegangenen Spieltag. Motor III kickte gegen Alzamalek (2:2), es gab Rote Karten für die Gäste und besagte Verfolgungsjagd auf den Schiedsrichter.
Wobei: Gäste ist nicht ganz richtig. Alzamalek hat sich auf dem Motorgelände eingemietet und darf einen Platz für diese Saison nutzen. Doch Motor hat angeblich keine Lust mehr auf die disziplinlosen Untermieter und will sie vor die Tür setzen.
„Ich habe mit Verantwortlichen von Alzamalek geredet und sie eindringlich darauf hingewiesen: So geht es nicht“, sagt Thomas Paris, der SFV-Präsident. „Es gibt eben Regeln, an die sich jeder halten muss. Und jeder Verein ist auch für seine Zuschauer verantwortlich.“
Keine Integration: Bei Alzamalek bleiben die Syrer unter sich
Paris betont: „Die vorübergehende Spielsperre ist nicht mal im Ansatz ausländerfeindlich. Wenn sich deutsche Vereine oder ihre Fans so aufführen würden, passiert das Gleiche. Es geht nur darum, dass, wenn Regeln grob verletzt werden, die Sportgerichtsbarkeit eingreift“, sagt Paris.
Spielabbrüche nach einer Schiedsrichter-Bedrohung oder Tätlichkeiten würden auch bei deutschen Mannschaften vorkommen - und „die werden dann gleichermaßen geahndet“.
Das Alzamalek-Hauptproblem ist womöglich, dass die Syrer in ihrem Verein unter sich sind. Sten Meerheim, sportpolitischer Sprecher der Linken in der Stadt, sagt: „Einen eigenen Verein zu gründen und sich zu separieren - so funktioniert Integration nicht.“
„So funktioniert Integration nicht“ - Alzamalek vor ungewisser Zukunft
Er selbst ist beim Roten Stern aktiv, wo seit Jahren Migranten fröhlich vereint mit deutschen Spielern kicken. Das Vereinsleben funktioniert, Klagen von Gegnern gibt es kaum.
Wie aber ist nun Alzamalek in Halles Fußball zu integrieren? Schwierig. Selbst wenn das Verfahren durch ist, der Verein seine Strafe bekommen hat, scheint es aktuell unwahrscheinlich, dass er in der kommenden Saison eine Heimspielstätte findet. (mz)