Studierende besetzen Uni Studierende besetzen Uni Halle: Klimaproteste "Fridays For Future" erreichen Höhepunkt

Halle (Saale) - Bunte Banner hängen schon am frühen Freitagmorgen am Melanchthonianum der Martin-Luther-Universität (MLU). Die massive Eingangstür ist verriegelt. Die Buchstaben „Besetzt“ sind auf einem Papp-Wimpel über die Treppe gespannt. Auf dem Balkon des Gebäudes stehen junge Menschen, die ihre Gesichter mit grünen Stoffen maskiert haben.
Keine einzige Lehrveranstaltung findet in den Räumen des Melanchthonianums statt.
Studierende schließen sich Klimaprotesten „Fridays For Future“ der Schüler an
Die Studierenden haben sich mit der Besetzung des Gebäudes am Universitätsplatz den Klimaprotesten der Schüler „Fridays For Future“ angeschlossen. „Wenn die Studenten freitags nicht zur Uni gehen, interessiert das niemanden. Darum haben wir uns für diese Protestform entschieden“, sagt ein Sprecher der Besetzer, der namentlich nicht in der Zeitung genannt werden will. Den Studierenden sei es wichtig, ebenfalls für die Rettung der Erde öffentlich einzustehen. „Der Klimawandel ist kein Konstrukt, sondern real“, sagt eine der vermummten Frauen ins Mikrofon. Vermummt deshalb, weil eine Besetzung ein rechtliches Nachspiel für die Teilnehmer haben kann.
Zeitgleich laufen im Nebengebäude die Verhandlungen zwischen einem Vertreter der Studierenden und Markus Leber, Kanzler der MLU. Sie einigen sich darauf, dass die Besetzung bis zum Abend geduldet wird, jedoch Uni-Mitarbeiter das Haus über einen Hintereingang betreten dürfen. Dadurch soll der Hochschulinformationstag, der Samstag stattfindet, dennoch vorbereitet werden können.
„Fridays For Future“: „Anliegen ist, noch mehr Menschen auf Klimaziele aufmerksam zu machen“
Parallel zur Besetzung der Studierenden zieht der Demonstrationszug „Fridays For Future“ mit rund 1.000 Teilnehmern durch die Innenstadt. Am Universitätsplatz legt der Protestzug einen Stopp vor dem besetzen Gebäude ein. Die Besetzer rufen in einer Kundgebung zu weiteren Protesten auf, bis die Politik den klimapolitischen Zielen endlich nachkommt. Danach zieht die Demonstration, an der neben Kindern und Jugendlichen auch etliche Erwachsene teilnehmen, weiter bis zum Leipziger Turm. Auf dem Weg dahin appellieren die Organisatoren des Klimastreiks, am Sonntag die Europawahl zur Mitbestimmung zu nutzen. „Unser Anliegen ist es, mit der Demonstration kurz vor der Europawahl noch mehr Menschen auf die Klimaziele aufmerksam zu machen“, sagt Sascha Bentke vom Organisationsteam.
„Fridays For Future“: Uni nimmt Ängste der Studierenden ernst
Verständnis für den Protest gibt es unterdessen auch von der Universitätsleitung. „Wir können als Hochschullehrer nachvollziehen, dass unsere Studenten besorgt sind und sich mit der Schülerbewegung solidarisieren“, sagt Wolfgang Paul, Prorektor für Forschung. Die Uni nehme zudem die Ängste der Studierenden ernst. Das Klimaziel, die Erderwärmung bis 2100 auf zwei Grad Celsius zu beschränken, sei sehr wichtig. Die Wissenschaft spiele in diesem Zusammenhang zudem eine besondere Rolle.
Die Studierenden beenden ihren Protest vorzeitig bereits am späten Nachmittag. Die Banner dürfen hängen bleiben. (mz)