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Bündnis Deutschland Student der Uni Halle gründet neue Partei – Was ihn antreibt

Im Herbst 2022 gründete der angehende Jurist Jonathan Sieber die bürgerlich-konservative Partei „Bündnis Deutschland“ mit. Was den Studenten der Uni Halle antreibt.

Von Robert Horvath 20.07.2023, 16:00
Der Mitbegründer der Partei „Bündnis Deutschland“ schätzt Halle als lebendige Studentenstadt mit kurzen Wegen.
Der Mitbegründer der Partei „Bündnis Deutschland“ schätzt Halle als lebendige Studentenstadt mit kurzen Wegen. (Foto: Robert Horvath)

Halle (Saale)/MZ - Vormittags sitzt Jonathan Sieber, Student der Rechtswissenschaft, in Vorlesungen oder im Juridicum, der juristischen Bibliothek, und wälzt Bücher. Mittags trifft er Freunden in der Mensa. Dann geht es zurück in den Hörsaal. Am frühen Abend, erzählt Sieber, widmet er sich zwei bis drei Stunden der Parteiarbeit, schreibt Mails oder telefoniert. Erst danach gönnt sich der Student ein wenig Freizeit. Im Herbst vergangenen Jahres hatte er die Partei „Bündnis Deutschland“ mitgegründet. Doch wer ist der junge, aufstrebende, seit 2019 in Halle lebende Politiker, der anders als viele seiner großstädtischen Altersgenossen bürgerlich-konservativ eingestellt ist?

„Meine Eltern waren immer eher grün“, erzählt der 25-jährige gebürtige Dresdener. „Deswegen fand ich die Grünen als Kind automatisch gut.“ Doch das erste Mal selbst richtig mit Politik in Berührung gekommen, war Sieber im Jahr 2013. Kurz vor einem Konzert habe er mit Freunden die ersten Hochrechnungen der Bundestagswahl verfolgt. Damals schied die FDP aus dem Bundestag aus und ein neuer, bisher unbekannter Akteur, die AfD, zog unerwartet ein. „Mit Politik kannte ich mich da noch nicht aus“, erinnert sich der Student, „aber diese Veränderung war spannend.“ Das Interesse war geweckt.

In der Schule engagiert er sich zunehmend in Gesellschaftskunde sowie Geschichte und schreibt für die Schülerzeitung. Als er im Rahmen eines Schülerprojektes in einer Stasi-Gedenkstätte in Dresden, die einst als Gefängnis diente, Interviews mit ehemaligen Insassen führt, wird im klar: Er muss was machen und sich engagieren. „Die Gespräche haben mir den hohen Wert von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat gezeigt. Und, dass es diese immer wieder aufs Neue zu verteidigen gilt.“

„Die CDU war für mich als konservativer Abiturient die logische Option“

2016 tritt Sieber schließlich der CDU bei, beginnt kurz darauf ein Studium der Politikwissenschaften. „Die Partei war damals für mich als konservativer Abiturient die logische Option“, erzählt er. „Aber je länger ich dabei war, umso mehr habe ich gesehen, dass die Partei sich verändert.“ Mit Merkel sei sie nach links gerückt. Mit der Folge, dass viele neue Mitglieder ein-, aber auch alte austraten. „Die Grundwerte der Partei wurden geopfert“, erklärt Sieber, zählt als Beispiele die auto- und mittelstandsfeindliche Politik sowie eine ideologische Energiepolitik auf.

2022 fasste er einen Entschluss und trat, gemeinsam mit anderen, aus der CDU aus. „Es bedarf Mut, für seine Werte einzustehen“, erklärt er und zitiert die Allensbach-Studie, laut der nur noch 45 Prozent der Deutschen der Überzeugung seien, ihre Meinung frei äußern zu können. „Der niedrigste Wert seit 1953.“ „Heutzutage hat man viele Möglichkeiten, sich zu verwirklichen. Das ist wunderbar. Aber viele Menschen fühlen sich davon auch verunsichert. Und die Menschen sehnen sich nach etwas, das ihnen Stabilität gibt, nach Familie, Freundschaft, ihrer Region und Kultur“, erklärt Sieber. „Ich glaube, diese Werte haben wieder Konjunktur.“

Nach dem Weggang von der CDU tritt er einem parteiübergreifenden Verein bei, in dem sich Mitglieder der CDU, FDP und Freien Wähler sammeln. Daraus entstand, gemeinsam mit anderen Gruppierungen die Partei „Bündnis Deutschland“. „Daher der Name. Wir sind ein Puzzle aus vielen Akteuren“, erklärt Jonathan Sieber, der zur Gründungsriege zählt und im Bundesvorstand der Partei sitzt. Zur Europawahl im kommenden Jahr wird sich zeigen, wie erfolgreich die bereits im bremischen Landtag vertretene Partei auf Bundesebene ist.