Sanierung altes Kaufhaus Streit um die Buckelpiste in der Innenstadt von Halle
Ein Investor will altes Kaufhaus in der Leipziger Straße mit Millionenaufwand sanieren. Nun ist ein Konflikt um die Zufahrt der Bau-Lastwagen entbrannt.

Halle (Saale) - Volker Gondrom ist sauer: Der Investor, besser bekannt als Mitinhaber der Gondrom-Buchhandlungen, will das denkmalgeschützte Kaufhaus Leipziger Straße 6 („Wedddy Pönicke“) für rund zehn Millionen Euro sanieren. Doch seit gut acht Wochen sind die Bauarbeiten lahmgelegt. Der Grund: „Der Rohbauunternehmer darf die Gustav-Anlauf-Straße als Zufahrt zur Baustelle nicht mit seinen über zwölf Tonnen schweren Fahrzeugen befahren“, so Gondrom.
Hintergrund ist, dass das Pflaster der Gustav-Anlauf-Straße nach Angaben der Stadt unter Denkmalschutz steht und aufgrund des sanierungsbedürftigen Zustands nur Fahrzeuge bis zwölf Tonnen über das Pflaster rollen dürfen. Zwar habe das Bau-Unternehmen eine Ausnahmegenehmigung für die schweren Betonmischfahrzeuge bei der Stadt beantragt - Gondrom selbst als Bauherr kann einen solchen Antrag nicht stellen. Doch die Auflagen waren für den Bauherren nicht akzeptabel. In einem ersten Gestattungsvertrag, der der MZ vorliegt, hat die Stadt als Auflage festgehalten, dass zunächst mit einer Genauigkeit von plus minus zwei Millimeter die bestehende komplette Pflasterdecke gescannt und ein Geländemodell erstellt werden soll. Zudem soll danach die Gustav-Anlaufstraße auf 25 Metern Länge und fünf Metern Breite mit einer zehn Zentimeter dicken Asphaltschicht geschützt werden - um nach Ende der Bauarbeiten alles zurückzubauen und die Pflastersteine wieder in den vorherigen Zustand zu rücken. „Wir lehnen das als unbegründet und unzumutbar ab“, so Gondrom.
„Wir haben es im Guten versucht“
Doch auch Vorschlag Nummer zwei der Stadtverwaltung lehnt Gondrom ab: Danach soll auf der gesamten Länge und Breite der Anlauf-Straße bis zum Hansering eine Zehn-Zentimeter-Asphaltschicht aufgebracht werden. „Das kostet weit über 100.000 Euro“, sagt der Bauherr. Zudem sei aus Sicht seiner Anwälte schon die dauerhafte Beschränkung einer öffentlichen Straße für Fahrzeuge eines bestimmten Gewichts nicht rechtmäßig. Trotz mehrerer Gespräche und einem Vor-Ort-Termin sei man zu keinem Kompromiss gekommen, beklagt Gondrom. „Wir haben es im Guten versucht“, beteuert der Unternehmer und nennt seine Kompromissvorschläge an die Stadt: „Im Hinblick auf die anstehende Sanierung macht es jedenfalls aus unserer Sicht keinen Sinn, die Straßenoberfläche genau in der bestehenden Form (Stein für Stein) wiederherzustellen.“ Deswegen habe er vorgeschlagen, nach Abschluss der Bauarbeiten die Funktionsfähigkeit der Straßendecke wiederherstellen zu lassen, ein Nutzungsentgelt zu zahlen und schließlich sogar der Stadt ein zinsloses Darlehn zu gewähren, um die Straßensanierung vorzufinanzieren.
Gondroms Anwälte haben der Stadt bereits angekündigt, dass sich die Schadensersatzansprüche aufgrund des Bauverzugs auf 60.000 Euro pro Monat belaufen würden. „Bis vor dem Verwaltungsgericht eine Einigung erzielt ist, könnte es zwei Jahre dauern“, sagt Gondrom.
„Die Stadt hatte dem Bauherren eine vertragliche Regelung angeboten“
Indes schiebt die Stadt den schwarzen Peter dem Bauherrn zu: „Die Stadt hatte dem Bauherren eine vertragliche Regelung angeboten. Diese wurde nicht angenommen“, so René Rebenstorf, Beigeordneter für Stadtentwicklung und Umwelt. Es sei bekannt, dass in historischen Altstadtlagen und großen Flächendenkmalen wie Halles Altstadt Verkehrseinschränkungen auf Grund der örtlichen Gegebenheiten allgemein üblich sind.

Auf die Frage, welchen der von Gondrom vorgeschlagenen Kompromissvorschläge die Stadt favorisiert, antwortet Rebenstorf: „Die einzuhaltenden Rahmenbedingungen sind die notwendigen Maßnahmen zum Schutz und zur Gewährleistung der Funktion der öffentlichen Verkehrsanlage.“ Jedoch sei die Stadt weiter an einer Lösung interessiert: „Die Verwaltung setzt den Dialog mit dem Bauherrn fort. Das Ziel ist weiterhin eine einvernehmliche Lösung.“
Auf die wartet Volker Gondrom jedoch seit Wochen. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Und wir haben schon viele Baumaßnahmen durchgeführt“, betont er. Rebenstorf habe ihm nun versichert, bis zum 11. Juni eine Lösung vorzuschlagen. Jubeln kann der Bauherr deswegen nicht. „Ich werde jetzt Klage einreichen“, sagt er. Von der Stadtverwaltung ist Gondrom enttäuscht: „Die Stadt Halle sollte doch vorankommen und nicht bremsen.“ (mz)