Steintor in Halle Steintor in Halle: Diese Pläne gibt es für das Varieté

Halle (Saale) - Die Sache scheint vielversprechend und ist dem Land Sachsen-Anhalt noch mal knapp 800.000 Euro Fördergeld wert. Doch der Name des Projekts, über das merkwürdigerweise auch noch der Stadtrat zu befinden hat, klingt sperrig: „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren Förderfestlegung für die barrierefreie und energetische Erweiterung und Sanierung des Foyers an der Westseite des Steintors“ - ist das Projekt benannt, für das exakt 1.185.699,93 Euro in der Beschlussvorlage stehen.
Allerdings ist hier keinerlei städtisches Geld mit am Start. Durch die Ausschüsse des Stadtrats und am 29. März durchs Stadtparlament selbst muss das Steintorprojekt dennoch - dürfte aber anstandslos durchgehen.
Steintor und Uni-Campus in Halle: Letzter dunkler Fleck in der Gesamtoptik des Areals wird getilgt
Damit wird ein umfangreiches, dreistufiges Bauvorhaben wohl noch in diesem Sommer auf die Zielgerade biegen. Ein Projekt, das über die bloßen Belange des Varietétheaters hinaus Wirkungen entfaltet, weil es den nach dem Steintor benannten neuen Uni-Campus vollenden und den letzten dunklen Fleck in der Gesamtoptik des Areals tilgen wird.
Doch auch bisher ist schon viel geschehen: Erst im Herbst ist ein gemeinsames Projekt der das Steintor betreibenden Firma Event-net mit der Neustädter Wohnungsgesellschaft GWG zum Abschluss gebracht worden: Ein Wohn- und Geschäftshaus, das zugleich einem Treppenhaus hinter der Bühne des Varietés und einem vom Haus selbst betriebenen Café namens „Lözius“ platz bietet.
Steintor Halle: Lückenbebauung auf dem schmalen Gelände eines zuvor abgerissenen, maroden Hauses
Und diese Lückenbebauung auf dem schmalen Gelände eines zuvor abgerissenen, maroden Hauses hat zudem eine Fußgänger-Passage ermöglicht, die den nun schmuck erneuerten Steintorplatz mit dem nagelneuen Uni-Campus verbindet. Die attraktive Erneuerung der zum Steintor-Platz gerichteten, nun grünen Vorderfassade des Hauses war alledem als ein erster Bauabschnitt vorausgegangen.
Fast 150 Jahre umfasst die Geschichte des halleschen Musentempels, die mit der Reithalle des Pferdehändlers Lözius im Jahr 1868 beginnt - und mit zirzensischen Darbietungen. Ab 1884 diente das Haus als Ausweich-Theaterspielstätte und bereits zwei Jahre später ist das Steintor als Walhalla-Varieté aktenkundig geworden.
Freilich hat man den Varieté-Begriff hier nie so eng ausgelegt, sondern im Haus auch Operetten aufgeführt. Zwischendurch wurde das Steintor auch als Kino und zeitweise als Ringkampfarena genutzt - doch insgesamt hauptsächlich als Showbühne, auf der etwa in den Goldenen Zwanzigern weltberühmte Künstler standen.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends sind ursprüngliche architektonische Gestaltungen des Innenraums, besonders die Stuckverkleidung des Bühnenproszeniums aus dem Jahre 1889, weitgehend wiederhergestellt worden. (dfa)
Was nun folgt, ist die andere Seite der Medaille: „Eine Erweiterung des Foyers mit ansehnlichem Abschluss zum Uni-Campus hin“, so beschreibt Steintor-Chef Rudenz Schramm das, was demnächst realisiert werden soll. Besagten Abschluss werde eine Glaswand bilden, die den Besuchern einen Blick aufs Uni-Gelände gestattet.
Steintor in Halle: Toiletten und Garderoben solles gleich auf zwei Etagen geben
Doch auch sonst habe der Anbau einige Aufgaben zu lösen. Die über die Jahrzehnte verschlissenen und auch „längst nicht mehr zeitgemäßen Toiletten“ werden erneuert und vom Umfang her erheblich erweitert - ebenso wie die Garderoben. Toiletten und Garderoben wird es laut Schramm dann gleich auf zwei Etagen geben. Auch ein zusätzliches Treppenhaus soll entstehen, wenn es im Sommer im Steintor-Hof losgeht.
Insgesamt knapp vier Millionen Euro sollen am Ende in das Gesamtprojekt mit den genannten drei Bauabschnitten geflossen sein: 30 Prozent Landeszuschuss inklusive. (mz)