Statistik zu Wohngebieten Statistik: Wo Ausländer in Halle leben

Halle (Saale) - Der Ausländeranteil in Halle hat sich in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt - von 3,9 Prozent im Jahr 2010 auf 7,3 Prozent im vergangenen Jahr. „Es gibt zwei Wellen des Zuzugs“, sagt der hallesche Soziologie-Professor Reinhold Sackmann. Zum einen den seit dem Jahr 2014 langsam anlaufenden Flüchtlingszustrom, zum anderen die Zuwanderung aus osteuropäischen Staaten, die das volle Freizügigkeitsrecht erhalten haben. „Halle ist wieder auf dem Weg zu einer normalen europäischen Großstadt“, sagt Sackmann.
Allerdings hat Halle immer noch einen eher niedrigeren Ausländeranteil als vergleichbare westdeutsche Großstädte. So liegt er in Braunschweig bei 10,2 Prozent, in Augsburg sogar bei rund 20 Prozent. Zumal in diesen Städten beinahe jeder fünfte oder dritte Einwohner ausländische Wurzeln hat. In Halle ist es dagegen nur jeder zehnte.
Einwanderungswellen
Die beiden Einwanderungswellen zeigen sich auch bei den wichtigsten Herkunftsländern. Der größte Zuwachs ist in der Gruppe der Syrer zu verzeichnen. Ihre Zahl stieg von 303 im Jahr 2010 auf 3.500 im vergangenen Jahr. Ähnlich ist die Entwicklung bei dem zweiten großen, von Krieg und Flucht betroffenen Land: Afghanistan. Hier stieg die Zahl im gleichen Zeitraum von sieben auf 819.
„Man sollte aber nicht davon ausgehen, dass die Asylbewerber für länger bleiben“, sagt Sackmann. So seien beispielsweise bei der letzten großen Flüchtlingswelle Anfang der 90er Jahren wegen der Balkankriege viele Jugoslawen und Bosnier nach drei bis vier Jahren wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt.
EU-Zuwanderer
Anders sieht es bei den EU-Zuwanderern aus den osteuropäischen Ländern - insbesondere aus Rumänien. Seit dem Jahr 2014 gilt für sie die volle Freizügigkeit. In diesem Zeitraum stieg die Zahl der Rumänen in Halle von 496 auf 1.168. „Das sind vor allem Arbeits- und Bildungsmigranten mit einer längeren Bleibeperspektive“, sagt Sackmann. Die seien größtenteils sehr unauffällig.
Das wird umso wichtiger, da sich die Zuwanderer und Flüchtlinge in Halle nicht gleichmäßig über die Stadt verteilen, sondern in einigen Gebieten konzentrieren. Dies gilt gerade für die südliche Neustadt, wo mittlerweile ein Fünftel der Bevölkerung ausländische Wurzeln hat.
Auch in der südlichen Innenstadt und in Freiimfelde hat sich der Anteil der Migranten auf mehr als ein Sechstel erhöht. Das liegt auch daran, dass in diesen Stadtteilen die Mieten relativ günstig sind. Zudem liegen - gerade in der südlichen Neustadt und in der südlichen Innenstadt - einige kommunale Gemeinschaftsunterkünfte. In den Außenbezirken im Süden, Norden und Westen sowie in den teuren Innenstadtlagen ist der Ausländeranteil dagegen sehr niedrig.
Begegnung mit Einheimischen
„Insgesamt ist die Konzentration aber noch nicht so hoch“, sagt Sackmann. Allerdings sei die Tendenz in einigen Stadtteilen klar zu erkennen. „Ein sehr hoher Ausländeranteil ist integrationshemmend.“ Nur die dauerhafte Begegnung mit Einheimischen fördere beispielsweise den Spracherwerb. Um das zu ermöglichen seien vor allem die kommunalen Wohnungsgesellschaft gefragt. Sie müssten beim Wohnungsangebot auf eine gleichmäßigere Verteilung achten.
Laut Polizei gibt es in Halle - egal in welchem Stadtteil - keinen signifikanten Anstieg von Straftaten durch ausländische Täter. Lediglich die Verstöße gegen das Ausländerrecht hätte wegen des Flüchtlingszuwachses zugenommen. (mz)
