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Mit Matthias Brenner auf der Suche Star beim Ehrenamtspreis: Wo versteckt das „nt“ den Esel?

Ein Grautier ist neben den Nominierten der wichtigste Darsteller bei der Gala. Warum er jetzt aus der Requisite des Theaters kommt und wie seine Geschichte ist.

Von Dirk Skrzypczak 09.05.2023, 14:00
Gute Freunde: Matthias Brenner moderiert die feierliche Preisverleihung am 1. Juli. Den Esel hält er fest am Zaum.
Gute Freunde: Matthias Brenner moderiert die feierliche Preisverleihung am 1. Juli. Den Esel hält er fest am Zaum. (Foto: Dirk Skrzypczak)

Halle (Saale)/MZ - Zum Esel geht es durch die Katakomben des Neuen Theaters (nt). Im Wehrgang hängen Theaterleuchten wie ein Spalier an der Wand. Und wie im nt üblich, ist nichts auf direktem Weg erreichbar. Der Pfad in den Requisitenkeller windet sich kreuz und quer durch den Bauch der Theaterinsel. „Der Esel muss sicher verwahrt werden. Da halten wir uns ganz an das Tierschutzgesetz“, sagt Intendant Matthias Brenner mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Beim wichtigsten Ehrenamtspreis im südlichen Sachsen-Anhalt ist er im übertragenen wie physischen Sinne der Star, der Esel.

Er verdankt seine Popularität einer Sage. Der Erzählung nach wollte Kaiser Otto, wegen seines 1.050. Todestages derzeit in aller Munde, die Stadt besuchen. Die Einwohner hatten die Route des Monarchen mit Rosenblättern geschmückt. Doch wegen eines Hochwassers nahm Otto der Große einen anderen Weg. Statt dem Kaiser kam ein Salzknecht mit einem Esel angelaufen, der Salzsäcke trug. Ein Wahrzeichen wurde geboren, steht das „Weiße Gold“ doch für den Fleiß und den Wohlstand der Stadt. Heute erinnert der Esel an Menschen aus der Halle und dem Saalekreis, die sich ehrenamtlich engagieren.

Matthias Brenner steigt derweil die letzten Stufen hinab. Die Requisite ähnelt einem Wimmelbild, in dem das Chaos herrscht. Ein geordnetes Chaos. „Hier lagern wir alles, was für den aktuellen Spielplan benötigt wird. Und auch für andere Stücke“, sagt Andreas Steppan, der mit seinen Kollegen Stefan Range und Eike Völkers den Bestand verwaltet und die Bühnenbilder von unten nach oben bringt – und umgekehrt. Da stapeln sich Telefone. An der Decke hängt eine Mumie. An einer Kiste steht Gundermann. An den deutschen Liedermacher wird im nt bei zwei Konzerten am 10. und 28. Mai erinnert.

Andreas Steppan, Stefan Range und Eike Vöcks (von links) sind die Herren über den Requisitenkeller im nt.
Andreas Steppan, Stefan Range und Eike Vöcks (von links) sind die Herren über den Requisitenkeller im nt.
(Foto: Dirk Skrzypczak)

Mit dem Raben aus „Galileo“ wird es tierisch. Auch den Bären von „Cyrano de Bergerac“ hat es in den Keller verschlagen. Und dann ist er gefunden, der Esel: unter einer Decke und mit einem Hund auf dem Rücken. Ein halbes Ensemble der Bremer Stadtmusikanten sozusagen. „Mit dem Esel zeigen wir unsere Nachhaltigkeit. Denn er wird wiederverwendet“, sagt der immer besser gelaunte Intendant. Der Star des Ehrenamtspreises ist unvollendet und nur zur Hälfte fertig. Das Hinterteil ist ein Gestell. Ist den Bühnenbildern bei der Konstruktion die Lust ausgegangen? „Wir brauchten ihn nicht ganz“, erzählt Brenner. Der Esel gehörte einst zur Inszenierung von „Don Quichotte“. Er trug Hilmar Eichhorn als Sancho Panza und wurde im Stück nur zur Hälfte auf die Bühne geschoben.

„Unser Esel ist aber störrisch wie ein echter. Er hört auf keinen Befehl. Er muss geschoben und gezogen werden“, sagt Brenner. Bei der Preisverleihung im großen Saal des Theaters ist der Auftritt des Esels der emotionalste Moment. Dann regnen Rosenblätter von der Decke. 18 Mal wurde dafür ein echtes Exemplar aus Fleisch und Blut ins Theater geführt. Das Publikum musste mucksmäuschenstill sein, um das Tier nicht zu erschrecken. Doch den Esel aus dem Zoo gibt es nicht mehr. Und auch Gestüte im Umland können nicht mehr helfen. Und so muss der Theater-Esel einspringen, was neben Tierschutzaspekten noch einen Vorteil hat: Der Esel ist ein beliebtes Fotomotiv, das zur Festgala ohne zu zucken alle Schnappschusswünsche erfüllt. Und von vorn sieht er auch richtig gut aus.

Das ist der „Esel“ – und so machen Sie mit

  • Der Ehrenamtspreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ wird seit 2003 an engagierte Menschen und Initiativen aus Halle und dem Saalekreis verliehen. In diesem Jahr werden sechs Eselskulpturen aus Bronze vergeben: Drei Bürgerpreise, der Preis der Initiatoren und der Preis der Jury. Neu ist der Publikumspreis, für den online gevotet werden kann.
  • Die Wahl startet nach dem 25. Mai, wenn die Jury die zehn Teilnehmer an dem Voting bestimmt hat. Auch die Bürgerpreise werden durch die Jury vergeben. Wenn Sie, liebe Leser, engagierte Bürger, Vereine oder Initiativen kennen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen, dann können sie diese Personen oder Gruppen vorschlagen. Dazu müssen Sie online ein Formular auf der Internetseite des Ehrenamtspreises ausfüllen. Im oberen Feld der Seite findet sich dazu ein extra Button. Sie bekommen danach eine Mail als Bestätigung. Die Nominierungsphase läuft bereits und endet am 6. Mai.
  • Informationen: Die MZ wird multimedial die 19. Auflage des „Esels, der auf Rosen geht“ begleiten. Dazu gehören Porträts der Kandidaten, Blicke hinter Kulissen sowie Audio- und Videobeiträge. Gebündelt werden alle Infos auf der Webseite des Ehrenamtspreises.