1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Stadtteil Reideburg: Stadtteil Reideburg: Stadtteil hat sogar deutsche Vizemeister zu bieten

Stadtteil Reideburg Stadtteil Reideburg: Stadtteil hat sogar deutsche Vizemeister zu bieten

Von Silvia Zöller 27.06.2017, 05:00
Ralf Wießner auf dem Sportplatz in Reideburg
Ralf Wießner auf dem Sportplatz in Reideburg Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Wenn das kein Erfolgsverein ist: Der SV Reideburg hat mit Laura Herrmann und Lea Proske in seinen Reihen die aktuellen Landesmeister und deutschen Vizemeister im Radpolo. Der Schachnachwuchs des Vereins war 2015 deutscher Team-Vizemeister in der Altersklasse U 14 - aktuell ist die Mannschaft Landesmeister. Und, und, und. Das Besondere: Alle Spitzensportler sind Reideburger. So wie auch Ralf Wießner, der als Vorsitzender des SV Reideburg 1990 e.V. sozusagen der oberste Sportler des aktiven Stadtteils ist. Denn jeder fünfte Reideburger ist Mitglied in dem Sportverein, der rund 500 Mitglieder hat.

400 Einwohner hat der Stadtteil nach der Wende gewonnen. Die Neu-Reideburger sind in ein Neubaugebiet am ehemaligen Gutshof Sagisdorf und  in neu errichtete Einzelhäuser gezogen.

Wieso so viele junge und alte Reideburger Sport machen, kann der 61-jährige frühere Fußball-Stürmer gut erklären: „Gerade im Radsport ist oft schon die dritte Generation am Start. Ohne Unterstützung der Familie sind die langen Fahrten zu Wettkämpfen - bis zu 500 Kilometer - gar nicht zu schaffen“, sagt Ralf Wießner. Er weiß wovon er redet: Wießner ist selbst fast jedes Wochenende in Sachen Sport unterwegs. Hier ein wichtiges Punktspiel der Kicker, dort ein Meisterschaftsspiel, wahlweise im Schach oder Radsport, hier ein Event der Volleyballer oder der Kegler - immer in Vereinbarkeit mit den Terminen seiner Familie.

Der Sport verbindet in Reideburg

Denn die ist ihm ebenso wichtig wie der Sport: 1978 zog der Angestellte im Landeseichamt aus dem Saalekreis nach Reideburg - der Liebe wegen. Nach der Heirat baute Wießner ein Haus in seiner neuen Heimat. Natürlich in der Nähe des Sportplatzes. Damals wie heute lebt er gerne hier nahe der Stadt, aber doch ein bisschen ländlich: „Dadurch, dass meine Frau eine echte Reideburgerin ist, ist der Anschluss leicht gefallen. Und ich kannte ja durch den Fußball auch einige Leute hier.“

Eben: Der Sport verbindet in Reideburg. Sei es in der größten Abteilung, der Gymnastik, wo sich 190 vorwiegend ältere Frauen fit halten. „Die älteste ist über 90 Jahre“, weiß Wießner. Sei es bei den Kegler-Damen, wo sich nach Jahrzehnten des gemeinsamen Sports auch die Ehemaligen noch regelmäßig auf der Freiluftkegelanlage treffen, um eine „ruhige Kugel“ zu schieben und sich einfach so zu treffen. Oder sei es beim großen Kinderfest im Sommer auf dem Sportplatz, wo nicht nur der eigene Nachwuchs eingeladen ist, sondern unter den rund 2.000 Besuchern auch Kindermannschaften der Nachbarvereine zu finden sind.

Reideburg, das ist auch wegen des Zusammenhalts im Sport, für Wiesner „wie eine große Familie: jeder kennt jeden.“ Fast jeden. Denn der enorme Zuzug durch die neuen Eigenheime im östlichsten Stadtteil Halles weicht die Idylle ein wenig auf. Auf der anderen Seite kommt gerade der Nachwuchs für den Verein auch aus den Reihen der Neu-Reideburger. „Wir haben aber keine Probleme, Nachwuchs zu finden. Im Gegenteil: wir arbeiten am Limit“, sagt Wießner mit Blick auf die sechs Abteilungen. Genau wie er selbst arbeiten alle im Verein ehrenamtlich für die Sportler.

Reideburg braucht dringend vernünftige Rad- und Gehwege

Nach dem Training bietet wiederum der SV Reideburg mit seinem Sportlerheim direkt am Fußballplatz auch die einzige Möglichkeit im Stadtteil sich zusammenzusetzen, zu treffen oder sogar zu proben so wie der Chor Reideburg. „Früher gab es hier sieben Gaststätten“, weiß Wießner. Außerdem mehrere Fleischer, Bäcker, sogar einen Milchmann und Schuster. Das ist heute alles Geschichte - obwohl der Stadtteil seit der Wende rund 400 Einwohner mehr hat. Immerhin: ein Supermarkt ist noch da.

Was Reideburg aber dringend braucht, das seien vernünftige Rad- und Gehwege, meint Wießner. Die Rumpelpisten sind in der Tat auffällig, denn bis Büschdorf ist gut radeln angesagt, dann hört der Ausbau auf. „Die Stadtverwaltung kennt Reideburg nicht, nur Halle-Ost“, sagt Wießner. Ein Ansprechpartner, eine Art Ortsbürgermeister fehle: „Jemand, der sich einfach anhört, was den Bürger beschäftigt wie eben die kaputten Gehwege.“ Dass Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) genau dieses umsetzen will, freut den Reideburger.

Denn nach der Ankündigung des OB sollen Bezirksvertretungen in den einzelnen Stadtteilen mitbestimmen - mit einem eigenen Bezirksbürgermeister, der für fünf Jahre gewählt werden soll. Grundlage dafür ist eine Änderung des Kommunalverfassungsgesetzes, die zwar geplant, aber noch nicht beschlossen ist. Ziel der Politik ist, dass die Änderung noch vor 2019 gilt.