1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Stadtteil Dölauer Heide: Stadtteil Dölauer Heide: Der Hüter des Waldes

Stadtteil Dölauer Heide Stadtteil Dölauer Heide: Der Hüter des Waldes

Von Katja Pausch 01.05.2018, 05:00
Förster Torsten Nieth
Förster Torsten Nieth Silvio Kison

Halle (Saale) - Kaum jemand kennt die Dölauer Heide besser als er: Torsten Nieth ist als Förster so etwas wie der Hüter des halleschen Stadtwaldes, der wie ein Keil in das Gebiet der Stadt hineinragt und von mehreren Stadtteilen begrenzt wird: Im Norden sind es Dölau, Heide-Nord und Lettin, im Osten Kröllwitz, südöstlich der Heide liegt Heide-Süd und ganz im Süden sind Halle-Neustadt und Nietleben zu finden. Westlich der Heide grenzt dann schon ein Saalekreis-Dorf an den halleschen Wald: Lieskau.

Halle hat mehr als 60 Stadtteile, Viertel und Stadtquartiere. Wir stellen alle vor: hier „Dölauer Heide“

Seit 2001 ist Nieth für das Areal verantwortlich, das insgesamt 740 Hektar groß ist. Davon gehören 654 Hektar der Stadt, der Rest ist in privater Hand. „Da endet mein Verantwortungsbereich“, sagt Nieth. Auf dem städtischen Teil jedoch ist der Diplom-Forstingenieur täglich unterwegs - oft zu Fuß, öfter aber mit dem Auto. Erstaunlich, welche steilen, sehr engen und dank starker Ausläufer riesiger Baumwurzeln holprige Wege sein Geländewagen schafft.

Dölauer Heide: Förster zieht durch sein Revier

„Muss er auch, denn alle Wege abzulaufen, wäre nicht drin“, meint Nieth und drückt noch mal aufs Gaspedal. Zwei-, dreimal umrundet er an diesem sonnigen Vormittag ein Waldstück, aus dem es intensiv nach Rauch riecht: Hat jemand gezündelt? Oder ist es lediglich Hausbrand, hat in Nietleben vielleicht jemand seinen Ofen befeuert? „Hoffentlich“, sagt Nieth, der mit offenem Fenster fährt und prüfend schnuppert.

Doch auch beim Ablaufen des Weges, hinein ins Unterholz, findet Nieth nichts, was auf ein Feuer oder glimmendes Holz hinweist. Zum Glück - immerhin herrscht in diesen Tagen Waldbrandstufe 2. „Wird wohl doch von da drüben kommen“, sagt er und deutet auf die Häuser am Waldrand.

Dölauer Heide: Kiefernborkenkäfer und Kiefernprachtkäfer

Nieths prüfender Blick gilt bei seinen Streifzügen durch den Wald aber vor allem der Tierwelt - und natürlich den Bäumen. So würden durch die Stürme, denen in der Vergangenheit zu 95 Prozent Kiefern zum Opfer, also umgefallen sind, Kiefernborkenkäfer und Kiefernprachtkäfer gute Lebensbedingungen an totem Holz vorfinden. Die Gefahr, dass diese Insekten an lebenden Bäumen Schaden anrichten, sei groß - also schaut Nieth regelmäßig nach Anzeichen am Kiefernbestand. Die Beseitigung der Sturmschäden allerdings werde noch eine lange Zeit in Anspruch nehmen, meint Nieth, die nicht allein, sondern mit Hilfe von sechs städtischen Waldarbeitern in Angriff nimmt.

Die Dölauer Heide, sagt Nieth, sei ein „bunter Mischwald“ - und damit meint Nieth nicht so sehr die Laubfärbung, sondern den durchaus bemerkenswerten Mix aus Nadel- und Laubbäumen. Sogar seltene Bäume wachsen in der Heide: die Pechkiefer zum Beispiel. Die sei eigentlich in Nordamerika beheimatet. Schaut man an ihrem dunklen Stamm nach oben, sieht man im Wipfel tatsächlich fast schwarze Nadeln an den Ästen. Auch die Japanische Sicheltanne, auch Japanische Zeder genannt, ist, wie der Name schon sagt, eher in Fernost zu Hause.

Kolkturmberg mit 133 Metern die höchste Erhebung in der Dölauer Heide

20 Exemplare stehen am Kolkturmberg - mit 133 Metern die höchste Erhebung in der Dölauer Heide. Wie die seltenen Pflanzen dorthin gelangt sind? Vermutlich durch die Universität: „Möglicherweise haben Studenten oder Professoren die Bäume vor rund 100 Jahren als Versuch angepflanzt“, so Nieth. Aber auch wenn in Halles Stadtwald - im Gegensatz zu anderen Wäldern - schon eine große Vielfalt an Baumarten herrscht, strebt Nieth eine Veränderung an: „Langfristig möchte ich den Eichenbestand in der Dölauer Heide spürbar erhöhen. Eichen gehören nämlich ursprünglich hierher“.

Der natürliche Bestand an Eichen wäre ohne die früheren Eingriffe des Menschen viel größer. Daher soll er von derzeit rund 14 Prozent auf 20 oder gar 30 Prozent erhöht werden. „Leider werde ich das Ergebnis zu meinen Lebzeiten nicht mehr sehen“, bedauert Nieth.

Eichen sind stärker und robuster gegen Einflüsse wie Sturm oder längere Trockenheit

Mehr Eichen - das sei auch angesichts der Klimaveränderungen angezeigt. Eichen, sagt Nieth, würden stärker und robuster gegen Einflüsse wie Sturm oder längere Trockenheit sein. Zudem leben an Kiefern, aus denen der Waldbestand der Heide zur Hälfte besteht, nur etwa 30 bis 40 Arten an Tieren, Pflanzen, Moosen, Flechten und Pilzen - an der Eiche jedoch zwischen 300 und fast 1.000 Arten. Und: Die Eiche hat sehr gutes Holz.

Denn auch das gehört - neben dem Naturschutz - zu Nieths Aufgabenbereich: eine gemeinsam mit den entsprechenden Einrichtungen betriebene Forstwirtschaft. Das heißt, die Heide dient wie bereits seit dem Mittelalter, als die Halloren ihr Brennholz aus dem Stadtforst holten, bis heute als Wirtschaftswald und ist FSC-zertifiziert. Das bedeutet: In der Heide wird nachhaltige Forstwirtschaft und Waldnutzung betrieben.

Und so steckt - für manchen Spaziergänger nicht immer nachvollziehbar - in den gestapelten Holzstämmen am Wegesrand durchaus System. Das Holz, derzeit rund 2.000 Festmeter, wird verkauft: Gutes an holzverarbeitende Unternehmen in Rottleberode und Baruth, weniger gutes an das Zellstoffwerk Stendal. Doch für die Hallenser ist die Heide vor allem eins: Das schönste Naherholungsgebiet weit und breit - nicht zuletzt wegen des Heidesees.