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Stadtmuseum Halle Stadtmuseum Halle: Nun ein Haus mit Zukunft

Von Detlef Färber 20.12.2015, 18:31
Noch zum größeren Teil unsaniert ist die alte Druckerei im Hof des Stadtmuseums.
Noch zum größeren Teil unsaniert ist die alte Druckerei im Hof des Stadtmuseums. Holger John Lizenz

Halle (Saale) - Vorn barocker Glanz, und hinten? Noch nicht so ganz. Das ist nach wie vor der Stand in Halles Stadtmuseum. Schmuck saniert sind das Christian-Wolff-Haus in der Großen Märkerstraße 10 und sein langgestreckter Seitenflügel im Hof.

Doch das Hintergebäude, die alte Druckerei, konnte noch nicht mal zur Hälfte wieder nutzbar gemacht werden. Und auch die Fassade dieser Gründerzeitfabrik verlangt dringend nach einer Sanierung. Und das seit Jahrzehnten - vergeblich bisher.

Doch nun kam die gute Nachricht noch im alten Jahr: 1,8 Millionen Euro aus Mitteln der Städtebauförderung liegen bereit. „Genug, um die Sanierung der Druckerei zumindest innen abzuschließen“, so Museumsdirektorin Jane Unger. Und um den benötigten Raum herzurichten für die Komplettierung der so lange entbehrten und nun erst zur Hälfte realisierten Dauerausstellung zur halleschen Stadtgeschichte - und zudem für andere Aktivitäten einer modernen Museumsarbeit (siehe: „1500 Quadratmeter ...“). Die Sanierung soll im Frühjahr beginnen, und bereits im November 2017 ist die Eröffnung vorgesehen.

Zwei Geschosse der einstigen Druckerei im Hof des Stadtmuseums sind schon saniert: die Kellerräume, die für die Haustechnik und für Museumswerkstätten vorbehalten sind, sowie die erste Etage, in der bereits der erste Teil der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung zu sehen ist.

Ungefähr 800 Quadratmeter der Gebäudeflächen sind also schon, wie sie sein sollen. Doch mit den bewilligten 1,8 Millionen Euro können nun auch die restlichen Innenflächen für künftige Nutzungen ertüchtigt werden: So das zweite Obergeschoss, in dem die Stadtgeschichts-Dauerschau mit ihrem zweiten Teil komplettiert werden kann, sowie die dritte Etage, die für museumspädagogische Arbeit etwa mit Schulklassen und anderen Kindergruppen eingerichtet werden soll.

Jeweils 400 Quadratmeter stehen in den Etagen 1 bis 3 zur Verfügung. Und sogar 700 Quadratmeter Platz bietet das Hochparterre, das für die Sonderausstellungen auch von Fremdveranstaltern reserviert bleibt.  (dfa)

Damit rückt das glückliche Ende einer  (auf oft unerfreuliche Weise) unendlichen Geschichte nun doch in greifbare Nähe. Und sogar ein kraftvoller Aufbruch zu neuen Ufern, der eigentlich schon begonnen hat: Denn bereits im zu Ende gehenden Jahr - ja, wohl schon seit dem Wechsel in der Leitung - macht das zuvor für sein betuliches Agieren bekannte Museum auf neue Weise von sich reden.

Etwa auch damit, dass der in der Kultur übliche Ruf nach mehr Geld endlich mit eigenen Aktionen untersetzt wird: Etwa mit jener originellen Sponsoring-Aktion namens „Nachdenkliches zum Anlehnen“, mit der im jüngst frisch hergerichteten Christian-Wolff-Saal die neuen Stühle finanziert werden.

Ausstellungen auch mal mit Glanz und Glamour - so wie die zur 125-Jahr-Feier des Steintor-Varietés - dienen auch dem Zweck, dem im einstigen Wohnhaus eines der bedeutendsten Philosophen der europäischen Aufklärung untergebrachten Museum neue Publikumsschichten zu erschließen.

Und zwar nicht nur bei den Hallensern, Halloren und Halunken, sondern etwa auch bei von weit her angereisten Neubürgern, die bereits seit 2013 von „Sprachpaten“ durchs Museum und damit durch die Geschichte ihrer neuen Heimatstadt geführt werden. Inzwischen sei die Stadtmuseumsführung Bestandteil und Abschluss der Einbürgerungsfeiern im Stadthaus, sagt Jane Unger.

Doch nicht allein das nun verfügbare Geld soll es sein, das das alte Wolff-Haus mit seiner baulichen Verbindung zur dynamischen Gründerzeit im dann komplett sanierten Zustand zu einem Haus für Vergangenheit und Zukunft machen könnte: „Wir wollen auch heutige Themen aufgreifen - und heute stattfinden“, erläutert die Museums-Chefin den Plan: Einen Plan, der offenbar auch schon aufzugehen beginnt. Denn das von der Stadt vorgegebene „Einnahme-Ziel“ 67 000 Euro im Jahr werde mit jetzt schon 75 000 Euro zum zweiten Mal übertroffen, freut sich die Chefin. (mz)

In einer fertigen Etage dieses Hauses ist bereits Stadtgeschichte zu erleben.
In einer fertigen Etage dieses Hauses ist bereits Stadtgeschichte zu erleben.
Holger John Lizenz