Stadtentwicklung in Halle Stadtentwicklung in Halle: Das neue Viertel am Stadion

Halle (Saale) - Von dem ehemaligen Bürogebäude auf der Industriebrache der VEB Pumpenwerke in der Bugenhagenstraße ist es nur ein Steinwurf bis zum Erdgassportpark. Das Hochhaus ist derzeit ein Gerippe - komplett entkernt steht nur das Grundgerüst des Achtgeschossers. Bis Oktober 2018 will die Bau- und Wohnungsgenossenschaft (BWG) Halle-Merseburg aus dem ehemaligen Verwaltungsbau ein Schmuckstück machen.
Mit 50 barrierefreien und lichtdurchfluteten Wohnungen, einer Fußbodenheizung, die im Sommer kühlt, einem unterirdischen Parkdeck und einer aufgesetzten, neunten Etage - von der aus man sogar bei Heimspielen des HFC zuschauen kann? „Das wird wohl nicht ganz klappen, aber in unserem neuen Wohngebiet sollen sich auch Familien und ältere Menschen wohlfühlen, die sich nicht für Fußball interessieren“, sagt BWG-Vorstand Lutz Haake.
„Parkviertel“ heißt das gemeinsame Projekt der BWG mit der Paul-Riebeck-Stiftung
„Parkviertel“ heißt das gemeinsame Projekt der BWG mit der Paul-Riebeck-Stiftung. Dahinter verbirgt sich das bislang größte wohnungswirtschaftliche Bauvorhaben einer Wohnungsgenossenschaft in Sachsen-Anhalt. Bis 2021 sollen auf der derzeit noch verwilderten, 26.000 Quadratmeter großen Fläche 280 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern entstehen.
Die Riebeck-Stiftung plant ihrerseits 95 altersgerechte Wohnungen und will ein breites Spektrum von Pflege- und Betreuungsleistungen anbieten. „Die Idee ist über Jahre gereift. Wir leisten einen Beitrag zur Stadtentwicklung, aus einem Schandfleck in Halles Süden wird ein attraktives Wohngebiet“, sagt Haake.
Ruhe - auch bei Heimspielen des HFC
Dafür wird das Gelände sanft und intelligent gestaltet. Wer hier wohnt, soll Ruhe finden - auch bei Heimspielen des HFC in der 3. Liga. „Wir befinden uns bereits mit der Polizei und dem Ordnungsamt in der Abstimmung. Wir wollen sicherstellen, dass die Leute auch bei den Punktspielen zu ihren Wohnungen kommen“, erklärt der Vorstand. Um den parkähnlichen Charakter nicht zu verwässern, werden Autos aus dem Wohngebiet in halboffene, unterirdische Parkhäuser verbannt.
Der Standort für das Wohngebiet sei gut, Kitas, Schulen, Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten sind in der Nähe. Haake zufolge ist die Nachfrage nach dem Wohnraum im neuen Parkviertel hoch. Über 200 Interessenten haben sich schon registrieren lassen. Sie müssen mit Kaltmieten zwischen neun und elf Euro rechnen.
BWG Halle-Merseburg betritt mit dem Millionenprojekt Neuland
Die BWG Halle-Merseburg betritt mit dem Millionenprojekt indes Neuland. Es ist das erste Wohngebiet, dass die Genossenschaft in so einer Form entwickelt. 1954 war die damalige AWG Buna Kombinatsgenossenschaft gegründet worden, um Wohnraum für die Chemiearbeiter zu schaffen. Am Rosengarten wurden zwischen 1962 und 1964 die drei markanten Hochhäuser am Springbrunnen gebaut, die Objekte sind nach wie vor im Besitz der BWG. Hinzu kamen weitere Wohnungen am Rosengarten, in der Neustadt, auf der Silberhöhe und in Heide Nord.
10.000 Wohnungen befanden sich 1990 im Besitz der BWG, heute sind es noch knapp die Hälfte. „Rainer Brettschneider und Bernd Danzke haben nach 1990 den Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung der Genossenschaft gelegt“, sagt Haake, der heute gemeinsam mit Ernst Isensee eine bodenständige Unternehmenspolitik verfolgt. Und die Strategie zahlt sich offenbar aus.
6.000 Genossenschaftsmitglieder fühlen sich wohl
98 Prozent des Wohnbestands sind modernisiert, der Leerstand liegt bei um die sechs Prozent. Die 6.000 Genossenschaftsmitglieder fühlen sich wohl, Mitschulden spielen mit einem Anteil von 2,3 Prozent eine untergeordnete Rolle. „Die Verbundenheit ist unser Trumpf“, sagt Haake.
Was sich die BWG wünscht? Eventuell doch einen Fördertopf, der sich für die Bugenhagenstraße anzapfen lässt. Muss die Genossenschaft die Investition nicht alleine stemmen, könnte sie die Mieten anders - nämlich niedriger - kalkulieren. Dann stünde das Parkviertel auch sozial Schwächeren offen. (mz)
