Sport-Boom in Halle Sport-Boom in Halle : Sportvereine der Stadt erleben einen ungeahnten Zulauf

Halle (Saale) - Die Sportvereine in Halle erleben derzeit einen ungeahnten Zulauf. Im vergangenen Jahr waren 38 441 Mitglieder in einem der 194 Sportvereine in der Stadt. Das sind 1 426 mehr als noch im Jahr 2014 mit 36 985. Damit ist etwa jeder sechste Hallenser in einem Sportverein aktiv. Dies geht aus dem aktuellen Sportprogramm der Stadtverwaltung hervor. „Das zeigt, dass der Stellenwert des Sportes in Halle zunimmt“, sagte der Vorsitzende des Stadtsportbundes, René Walther, auf MZ-Anfrage.
Der positive Trend wird vor allem von zwei Altersgruppen getragen - den Unter-14-Jährigen und den Über-60-Jährigen. Die Zahl der Kinder unter 14 Jahre, die in einem Sportverein Mitglied sind, ist um mehr als 60 Prozent in den vergangenen zehn Jahren gestiegen - von 7 600 auf über 12 000. „Wir versuchen seit einigen Jahren ganz bewusst, Kinder sehr früh in die Sportvereine zu holen“, sagte Walther. Dabei helfe auch der Trend zum Familiensport, bei dem Eltern und Kinder gemeinsam trainieren.
Laut Sportprogramm hat auch das im Jahr 2011 eingeführte Bildungs- und Teilhabepaket geholfen. Damit haben Kinder von Hartz-IV-Empfängern einen Rechtsanspruch, dass bis zu zehn Euro pro Monat beispielsweise für die Mitgliedsbeiträge in Sportvereinen übernommen werden.
Hohe Sportbegeisterung im Alter
Bei den über 60-Jährigen ist die Zahl der Vereinsmitglieder in den vergangenen zehn Jahren von 5 600 auch knapp 8 000 gestiegen. „Die Sportbegeisterung im Alter hat zugenommen“, sagte Walther. Und noch ein Trend ist erkennbar: Der Sport in Halle wird weiblicher. Zwischen 2005 und 2015 stieg die Zahl der Frauen in den Vereinen von 13 000 auf 17 600.
Der große Zulauf bereitet aber auch Probleme, da zugleich die Zahl der Sportvereine in den vergangenen zehn Jahren von 165 auf 194 gestiegen ist. Dadurch nimmt auch der Konkurrenzdruck um die Nutzung von Sportplätzen und vor allem von Sporthallen im Winter zu. Die Stadt will darum die Sporthallen künftig stärker multifunktional, das heißt für mehrere Sportarten, nutzbar machen. Walther sieht dagegen auch die Priorität bei Neubauten: „Es ist klar, dass die Infrastruktur hinterherwachsen muss.“ Für ihn gehört dazu vor allem der Neubau von Sporthallen. Derzeit sind zwei Projekte in der Planung. Zum einen die neue Turnhalle am Steg, die im Frühjahr 2018 fertig sein soll. Zum anderen die Dreifeldhalle am Sportparadies, die der Universitätssportverein nutzen will. Dafür will die Stadt Fördermittel in Höhe von 1,9 Millionen Euro beantragen. „Wir brauchen beide Neubauten dringend“, sagt Walther.
Im Stadtrat gibt es angesichts des Zulaufes beim Sport auch Forderungen, die Finanzierung insgesamt zu verbessern. „Wir schieben seit Jahren Investitionen vor uns her“, sagte Stadtrat André Cierpinski. Perspektivisch müsse Halle mehr Sportstätten bauen. Derzeit stehen pro Jahr von der Stadt knapp 120 000 Euro für Investitionen der Vereine zur Verfügung. Zu wenig: Die Anmeldung belaufen sich jedes Jahr auf ein vielfaches - für dieses Jahr waren es beinahe eine Million Euro. (mz)