Stadtentwicklung der Zukunft Digitaler Klon und intelligente Straßenbahn: So soll Halle "smart" werden
15 Millionen Euro stehen für neue Ideen in Halle bereit. Intelligente Straßenbahnen und virtuelle Gewerbegebiete sind nur der Anfang. In vier Bereichen wird investiert.

Halle (Saale)/MZ - Wie sieht das Leben in Halle in der Zukunft aus? Könnte es selbstfahrende Straßenbahnen, eine komplett digitale Verwaltung oder vielleicht sogar einen virtuellen Klon der Stadt im Internet geben? Im Rathaus beschäftigt man sich mit genau diesen Fragen.
Modellprojekt in Halle: Stadt soll „smart“ werden
Denn Halle ist eine von 73 Kommunen in Deutschland, die als „Smart-City-Modellprojekt“ in einem Förderprogramm des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen dabei ist. Bis zum Jahr 2026 stehen der Stadt 15 Millionen Euro zur Verfügung, die sie für verschiedene Projekte ausgeben kann, um „smart“ zu werden. Der englische Begriff „Smart City“ heißt übersetzt „intelligente Stadt“. Gemeint ist der Einsatz digitaler Technologien für eine nachhaltige Entwicklung, die die Lebensqualität aller Bürger verbessern soll.
Noch befindet sich die Stadt in der Strategiephase. Es werden Ideen für die vier Bereiche gesucht, auf die man sich geeinigt hat (Wirtschaft, Bildung, Mobilität und Verwaltung). Ab Sommer 2023 sollen die ersten Projekte umgesetzt werden. Die MZ stellt die wichtigsten Ideen vor, die bereits eingereicht wurden.
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1. Der digitale Klon von Halle
Auf Wirtschaft möchte man ein besonderes Augenmerk legen, weil sie laut Stadtverwaltung „Wohlstand und neue Perspektiven“ für Halle schafft. Dank Digitalisierung könnte vor allem die Planung und Gestaltung von Gewerbegebieten der Zukunft deutlich einfacher werden. Das Smart-City-Büro arbeitet mit verschiedenen Partnern unter anderem an einem sogenannten virtuellen Klon der Stadt.

Es handelt sich dabei im Grunde um eine exakte digitale 3D-Landkarte von Halle, auf der man am Computer wie im Spiel neue Gebäude, Straßen oder Plätze hinzufügen oder auch entfernen kann. Der Vorteil: Man kann gleich sämtliche Auswirkungen auf Umwelt, Verkehr oder auf benachbarte Grundstücke sehen. So ließe sich in Zukunft viel einfacher sagen, an welcher Stelle welche Art von Entwicklung möglich oder sinnvoll wäre. Ein erster Prototyp für den halleschen Osten, in dem besonders viel Gewerbe existiert, ist bereits fertig.
2. Bildungsquartier Neustadt
Der zweite Bereich, in dem Halle „smart“ werden will, ist Bildung. Wer fit im digitalen Bereich ist, kann auch auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft bestehen, so die Argumentation. Ein Schwerpunkt wird dabei auf Neustadt gelegt, das zum „Modellquartier Bildung“ weiterentwickelt werden soll.
Dabei geht es nicht in erster Linie um Schulbildung, sondern darum, wie man alle Altersklassen erreicht – beispielsweise auch in unterschiedlichen Sprachen. Eine erste, einfach umzusetzende Idee ist beispielsweise, einen „Karrierebus“ durchs Quartier fahren zu lassen, der über Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen informiert.
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3. Die intelligente Straßenbahn
Woher weiß eine Bahn, wann sie voll ist? Die Wahrheit ist: Zurzeit weiß sie es gar nicht. Man merkt es erst dann, wenn Fahrgäste nicht mehr zusteigen können und an der Haltestelle auf die nächste Bahn warten müssen. Wüsste die Bahn schon vorher, dass sie zu voll ist, oder dass zu viele Menschen auf sie warten, könnte die Havag größere Waggons einsetzen oder gleich eine Ersatzbahn schicken.
In der Zukunft sollen Halles Straßenbahnen nicht nur zu jeder Zeit genau wissen, wie viele Passagiere sie befördern, sondern auch im Voraus berechnen, an welchen Wochentagen und an welchen Haltestellen besondere Maßnahmen erforderlich sind. Möglich machen sollen das unter anderem zahlreiche Sensoren, die „Echtzeitdaten“ an einen Server schicken, von dem aus dann Maßnahmen gesteuert werden. Die Stadtwerke sind als Partner bereits im Boot.
4. Ein „smartes“ Rathaus
Alle digitalen Prozesse sollen – und müssen – auch in der Stadtverwaltung funktionieren. Denn was nützt das innovativste Planungsportal, wenn die Computer im Rathaus quasi noch mit Lochkarten arbeiten? Deshalb hat das Smart-City-Büro auch eine Arbeitsgruppe mit Stadtangestellten gegründet, die dafür sorgen sollen, dass die Verwaltung intern digitalisiert wird.
Das Smart-City-Büro ruft alle Hallenser dazu auf, selbst innovative Ideen für smarte Projekte einzureichen. Informationen und einen Steckbrief zum Ausfüllen gibt es im Internet unter www.mitmachen-in-halle.de/smart-city oder per E-Mail an [email protected]