Siegfried von der Heide Siegfried von der Heide : Der Musiker mit Sozialdiplom

Halle (Saale) - Seine Biografie könnte gleich für mehrere Leben taugen: Erzieher, Kunstwissenschaftler, Sozialpädagoge, Gitarrist und Sänger, Autor, Texter - all das ist Siegfried von der Heide.
Seit 20 Jahren lebt der gebürtige Soltauer in Halle. Und gleich nach seiner Ankunft in der Stadt an der Saale habe er quasi fast einen „Glatzenklub“ geleitet. Nicht ganz unkompliziert, wer da so alles in der Tür gestanden habe. Doch „Siggi“, wie ihn seine engsten Freunde nennen, kommt mit jungen Leuten jeglicher Weltanschauung klar. Ohne Respekt vor dem Gegenüber ginge allerdings gar nichts.
Aufbau des Musikclubs „Rockstation“
Und der Erfolg gibt dem 55-Jährigen Recht. Der Aufbau des Musikclubs „Rockstation“ in der Hafenstraße, ein Proberaumstützpunkt für insgesamt 150 Musikerinnen und Musiker, das mobile Jugendarbeitsprojekt „Rock-Mobil“, die Kleinkunstbühne „Blauer Karton“ und das Tonstudio „YouMust“ sind Projekte, die auf seine Initiative zurückgehen und die ohne ihn nicht möglich geworden wären.
Bis 2005 war von der Heide als Sozialpädagoge in der Jugendkulturarbeit tätig - seitdem ist er freischaffender Musiker und Autor. Und als solcher hat er mehr als ein Dutzend Texte, Bühnenstücke und die jeweiligen Kompositionen dazu produziert. Die aktuellsten gingen gerade im halleschen Cultoursommer über die Bühne des Neuen Theaters: „Ein Mann und dann ...“ meinte da Andrea Ummenberger, die schon, ebenfalls aus Siegfried von der Heides Feder, behauptete: „Einen Mann kann ich mir nicht leisten“. Der Schauspielerin hat von der Heide bereits mehrere Stücke auf den Leib geschrieben.
Texte für viele Sängerinnen
Doch Andrea Ummenberger ist bei weitem nicht die einzige Frau, für die das kreative Multi-Talent Texte schreibt: Friederike Ziegler, Katrin Schinköth-Haase und andere Vertreterinnen der Weiblichkeit sind von der Heides Protagonisten. „Ich schreibe tatsächlich vorwiegend für Frauen“, so der Autor und Texter, dem unter anderem die Dichterin Mascha Kaléko (1907 - 1975) und die Schauspielerin und Kabarettistin Claire Waldoff (1884 - 1957) sehr am Herzen liegen.
Doch Siegfried von der Heide, der Kästner, Rühmann, Ringelnatz und Morgenstern ebenso wie die großen Philosophen mag, wäre nicht so erfolgreich mit seinen Frauen-Stücken, wenn er aus Männersicht über das „schöne Geschlecht“ schreiben würde. „Das wäre chauvinistisch“, sagt er. Stattdessen hat der Mann eine gute Gabe: Er kann zuhören. Und genau deshalb erzählen ihm Frauen auch aus ihrem Leben. Vieles davon findet sich später auf der Bühne wieder.
Gitarrist und Sänger der Band „Laylines“
Apropos Bühne: Auf der steht von der Heide auch gern selbst - als Gitarrist und Sänger der Band „Laylines“. Und auch ein Buch hat er geschrieben - gemeinsam mit dem halleschen Schriftsteller Ronald Gruner über „Gleiche Zeit - anderes Land“ - ein Ost-West-Buch zweier Mittfünfziger.
Jetzt geht Siegfried von der Heide ein neues Vorhaben an: das Projekt „Wörterseh“. Das ist keine falsche Schreibweise, sondern soll ein Ort sein, an dem Autoren aus ihren Büchern lesen können, an dem man ins Gespräch kommen kann. Solch eine Plattform fehle in Halle. Austausch, Lebendigkeit - das sei ihm wichtig. Denn nichts ist ihm, der sich „nicht langweilen will“, mehr zuwider als Mittelmäßigkeit, Stillstand. Weder im eigenen Leben noch in der Gesellschaft. (mz)