Strafvollzug in Sachsen-Anhalt Sexuelle Gewalt hinter Gittern in Halle?
Zwei Männer sind angeklagt, weil sie in der Justizvollzugsanstalt Frohe Zukunft in Halle andere Gefangene sexuell belästigt haben sollen.

Halle (Saale)/MZ - Einen Gefangenen soll er aufgefordert haben, seinen Penis in den Mund zu nehmen, sich ohne dessen Zustimmung auf den Rücken eines zweiten gelegt und einem dritten durch die Klappe in der Zellentür sein Geschlechtsteil präsentiert haben.
Seit Montag muss sich der 47-Jährige, zur Tatzeit im Sommer 2021 selbst Insasse der Justizvollzugsanstalt Frohe Zukunft, wegen sexueller Übergriffe mit Gewalt verantworten. Mitangeklagt ist sein mutmaßlicher Komplize, 32 Jahre alt, der im ersten Fall den Mann festgehalten haben soll. Beiden drohen nun Freiheitsstrafen von mindestens zwei Jahren.
Dabei ist der jüngere Angeklagte derzeit noch in Haft, der mutmaßliche Haupttäter seit Februar auf freiem Fuß. Ihr laut Anklage erstes Opfer wird ebenfalls aus dem Gefängnis ins Landgericht gebracht. Seine Zeugenaussage macht der Mann, der in dem Prozess als Nebenkläger auftritt, allerdings hinter verschlossenen Türen – das Gericht hat auf Antrag seines Rechtsbeistands die Öffentlichkeit vorübergehend vom Verfahren ausgeschlossen. Der Mann leide bis heute an den Folgen der Vorfälle, und die damit verbundenen intimen Details gehörten nicht an die Öffentlichkeit, sagte der Anwalt zur Begründung.
Anschließend wird ein 52-Jähriger gehört, zur fraglichen Zeit auch in der Frohen Zukunft inhaftiert. Die Anklage könne gar nicht stimmen, sagt er aus und auf den Hauptangeklagten bezogen: „Dazu müsste er ja schwul sein.“ Welches Verhältnis er zu den Männern auf der Anklagebank habe, will Richterin Jana Häußler wissen. Der Zeuge zuckt mit den Schultern. „Wie es halt ist im Strafvollzug. Freundschaften gibt es da nicht.“ Wieder und wieder betont er in seiner Aussage, die Angeklagten seien unschuldig. Die Richterin ermahnt ihn mehrfach, bei der Sache zu bleiben. Als der Zeuge schließlich entlassen und ihm die übliche Frage nach Reisekosten und Verdienstausfall gestellt wird, gibt er zur Antwort: „Von euch nehme ich nichts.“
Die beiden anschließend geladenen Zeugen, laut Anklage ebenfalls Opfer in dem Fall, erscheinen gar nicht erst vor Gericht. Sie sollen nun am Donnerstag, dem nächsten Verhandlungstag, von der Polizei vorgeführt werden, zugleich verhängte das Gericht Ordnungsgelder von je 150 Euro gegen sie. Die Angeklagten hatten zu Prozessbeginn jede sexuelle Gewalt bestritten.