1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. "Sex and Crime des 15. Jahrhunderts": "Sex and Crime des 15. Jahrhunderts": Klaus Adolphi kommt mit aufmüpfigen Liedern

"Sex and Crime des 15. Jahrhunderts" "Sex and Crime des 15. Jahrhunderts": Klaus Adolphi kommt mit aufmüpfigen Liedern

Von Katja Pausch 01.09.2020, 14:30
Sänger und Musiker Klaus Adolphi schlüpft in die Rolle des Francois Villon.
Sänger und Musiker Klaus Adolphi schlüpft in die Rolle des Francois Villon. Heiko Fiedler

Halle (Saale) - Sein Publikum kennt ihn vor allem als Frontmann zweier Bandprojekte, die, sobald angekündigt, schnell ausverkauft sind - und das seit Jahrzehnten. Erst kürzlich feierte „Horch“ sein 30-Jähriges, und auch die „Aberlour’s“ gibt’s schon seit 1999. Nun hat Bandgründer Klaus Adolphi sein erstes Solo-Programm auf die Beine gestellt: „Villon - Warum, zum Teufel, sollt ich schweigen?“

Zwar kam das Stück um den aufmüpfigen Dichter und Sänger, in dessen Rolle sowohl optisch als auch vom Typ her kaum jemand besser passt als eben Adolphi, schon einmal vor Jahren auf die Bühne, „aber ich habe es seitdem nie wieder gespielt“, so der Sänger und Musiker, der den guten alten Franzosen des Spätmittelalters nun in einer aktualisierten Fassung auf die Bühne des Objekt 5 bringt.

Mit Händen und Füßen, mit Gesang und Wort

Mit Händen und Füßen, mit Gesang und Wort und natürlich mit einer Vielzahl an Instrumenten „und auch ein wenig Zaubertechnik“, so der Künstler, wird der berühmteste Dichter des 15. Jahrhunderts durch den Folkbarden und Multiinstrumentalisten Adolphi zur Auferstehung gebracht. Doch was kann uns ein Mann aus dem Mittelalter heute überhaupt noch sagen? „Sehr viel“, ist Adolphi überzeugt. Denn Villon habe als einer, der keinem Herrn gedient habe, einen unverfälschten Blick auf die Welt gehabt - und zwar „von unten“.

Gegen Ende des 100-jährigen Krieges zwischen Frankreich und England, als die Kriegswirren Frankreich in unbeschreibliches Elend gestürzt haben und Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen brennt, wird 1431 in Paris in ärmlichen Verhältnissen Francois Montcorbier geboren, erfährt der Zuschauer von Adolphi. Montcorbier habe das Glück gehabt, von seinem geistlichen Ziehvater im Alter von zwölf Jahren auf die Universität geschickt zu werden - und sich später aus Dankbarkeit nach diesem „Villon“ benannt.

„Sex and Crime im Paris des 15. Jahrhunderts“

„Er wird zum ebenso drastischen wie feinsinnigen Beschreiber seiner Welt, in der das alltägliche Sterben zum Schauspiel erhoben, Aufrichtigkeit bestraft wird und Gewalt und Laster triumphieren, zum wortgewaltigen Spötter der hausbackenen Moral der Spießbürger“, so Adolphi, der sich nicht nur für sein Villon-Programm, sondern auch für die Songtexte von „Horch“ intensiv mit der Historie beschäftigt. „Was uns Francois Villon aus dem 15. Jahrhundert zu sagen hat, gilt auch heute noch“, meint Adolphi, der mit Blick auf die Schere zwischen Arm und Reich festgestellt hat, „dass sich in den vergangenen 500 Jahren nicht viel verändert hat“.

Das Solo-Programm indes verlange ihm allerhand ab. „Da gibt es keine Möglichkeit, sich auf der Bühne zu verstecken“, sagt Adolphi, der sein Publikum einlädt, „Sex and Crime im Paris des 15. Jahrhunderts“ zu erleben.

››„Villon“, 2. und 3. September, jeweils 20 Uhr, Objekt 5, Karten auf objekt5.com(mz)