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«Schöne Stadt» hat Besuch

Von Katja Pausch 31.08.2008, 18:31

Halle/MZ. - Wie oft stellt sich der Mensch diese Frage. Und wie oft findet er die Antwort nicht. Dass es bei dieser Frage gar nicht darum geht, sie zu beantworten, beweisen die Arbeiten der sechs jungen Künstler aus Halle, Leipzig und Dresden, die derzeit in den Räumen der Galerie "Die schöne Stadt" am Steintor eine Annäherung an das Hypothetische versuchen.

Damit hat "Die Schöne Stadt" erstmals künstlerischen Besuch von außerhalb - bisher blieben in der vor fünf Monaten eröffneten Galerie die halleschen Künstler noch unter sich. "Wir sind in die zweite Etappe getreten und wollen uns anderen Künstlern öffnen", erklärt Veronika Schneider. Sie ist eine der neun Künstler, die die von der Kunststiftung Sachsen-Anhalt im Rahmen des Projekts "Rent a Gallery" geförderte "Schöne Stadt" betreiben.

Unter dem dank des Wörtchens "schön" durchaus irritierenden Titel "Ich wollte nie in der schönen Stadt übernachten" zeigen Gudrun Falk, Katharina Hoffmann, Rita Lass, Jenny Rempel, Torsten Illner und Robert Seidel ihre Arbeiten. Sie beschäftigen sich ganz unterschiedlich mit der Frage "Was wäre, wenn...?", die "lieber Löcher in die Wirklichkeit bohrt" als Wahrheiten sucht, so Miguel Renner Riveros, der die Schau am Freitagabend eröffnete.

Wer sie betritt, kommt an Gudrun Falks Installation "Paraiso" nicht vorbei. Eher darunter durch - denn die 1977 geborene Künstlerin hat ein "Paradies" aus Holzlatten und Pappe gezimmert. Inspiriert von den spanischen Urlaubsstränden der 70er Jahre, thematisiert Gudrun Falk mit dem "Paraiso"-Tor ein Versprechen, was nicht eingehalten wird. "Das Paradies steht ja als Ur-Wunschort", so die Meisterschülerin an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Einladend und dennoch unvollkommen, steht bei ihr selbst das Material für den Modellcharakter, für die Skizzenhaftigkeit des Sujets.

Eine Skizze anderer Art offenbart die Arbeit von Robert Seidel. Der Absolvent der Fachklasse Neo Rauch an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst hat die "Wurzener Straße", so der Bildtitel, seiner Heimatstadt Grimma in Ei-Tempera-Technik festgehalten. Seine farbigen Häuser, authentisch und doch nach eigenem Entwurf angeordnet, assoziieren beim Betrachter die aus der Kindheit bekannten Holzbausteine. Heimat, Herkunft - das sind für den jungen Künstler wichtige Motive. "Die Was-wäre-wenn-Frage stellt sich mir besonders," so Robert Seidel. Denn in einer Kleinstadt stoße man sehr viel eher an seine Grenzen.

Die Ausstellung in der Galerie "Die schöne Stadt", am Steintor 19, ist bis zum 20. September geöffnet