1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Schlosspark Ostrau: Schlosspark Ostrau: Steinerne Zeugen der Vergangenheit

Schlosspark Ostrau Schlosspark Ostrau: Steinerne Zeugen der Vergangenheit

Von Diana Dünschel 04.04.2003, 16:13

Ostrau/MZ. - In Ostrau setzte sich die Familie von Veltheim nicht nur mit dem Schloss ein Denkmal. Im großen Schlosspark, der jedes Frühjahr durch die Wiesen voller Winterlinge leuchtend gelb erblüht, erinnern auch viele steinerne Zeugen an die Vergangenheit.

Der Hobby-Historiker Dieter Pretzsch, der zwischen 1982 und 1996 in der Gemeinde lebte und arbeitete und heute Pfarrer im Ruhestand ist, weiß viele Geschichten darüber zu erzählen. Sie beginnen im Jahr 1713:

Damals war das Schloss fertig gestellt. Bauherr Otto Ludwig von Veltheim konnte vermutlich bereits im neu angelegten Schlosspark lustwandeln, von dem das Original-Eingangstor erhalten blieb. Dass viele für die Region untypische Bäume und Sträucher angepflanzt wurden, hatte einen Grund. Es gab zwischen den Mitgliedern der Großfamilie Veltheim, die auch Schlösser in der Nähe von Helmstedt und Braunschweig besaßen, eine Art Wettstreit um den schönsten Park. So ist die Pflanzung des Gingko-Baumes in Ostrau zu erklären, der heute 27 Meter hoch und damit nur drei Meter kleiner als der 1 000-jährige japanische Gingko ist, der als der Älteste der Welt gilt. Einzigartig zumindest in der Gegend ist außerdem der aus 34 Bäumen bestehende Sumpfzypressenwald in der Schlossfuhne.

Der Mühlteich wurde zum Teil aufgeschüttet, so dass Inseln entstanden, die über kleine Brücken bequem zu erreichen waren. Enten fühlten sich schnell heimisch. Nur von den Schwänen ist heute ebenso wenig zu sehen wie von den Rehen, die bis zum Schloss gekommen sein sollen.

1800 entstand der "Sonnenpavillon" auf der Schlossmauer am Parkeingang mit der an die Decke gemalten Sonne und Sternenbildern. Zur gleichen Zeit wurde die Schlossgärtnerei, der Zedergarten, gebaut, wahrscheinlich, um Bäume und Sträucher zu züchten.

Verschiedene Denkmale mit Inschriften sollten verstorbene Familienmitglieder ehren. Eines wurde für Oberbergbaumeister Franz Wilhelm Werner von Veltheim (1785-1839) und seine Frau Marianne Gräfin von Veltheim-Harpke an ihrem Lieblingsplatz aufgestellt. Dort stand eine Bank, und in die Anpflanzungen waren Schneisen geschlagen worden, die den Blick auf das Schloss und den Petersberg freigaben.

Der letzte Schlossherr, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau, gab 1931 und '32 Wegen sogar Namen, die auf Steine eingraviert wurden. Einer ist nach Johann Wolfgang von Goethe benannt, den er sehr schätzte. Der "Pfad der Ferne" sollte auf Richard Wilhelm hinweisen, einen China-Forscher, mit dem Veltheim eine umfangreiche Korrespondenz führte. Der "Rudolf-Steiner-Weg" bewies die geistige Verbundenheit des Ostrauers mit dem Gründer der anthroposophischen Gesellschaft. Dessen Mitglieder vertraten eine Weltanschauungslehre, wonach der Mensch höhere seelische Fähigkeiten entwickeln und dadurch übersinnliche Erkenntnisse erlangen kann.