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Schlammlawine umgestürzte Bäume und Überflutungen Schlammlawine umgestürzte Bäume und Überflutungen: So wütete das Unwetter in Halle

Von Dirk Skrzypczak 15.06.2020, 10:30
In der Großen Brunnenstraße krachte eine mächtige Eiche in ein Wohnhaus.
In der Großen Brunnenstraße krachte eine mächtige Eiche in ein Wohnhaus. Dirk Skrzypczak

Halle (Saale) - Die Szenerie macht im ersten Moment sprachlos. Eine gewaltige Eiche ist in der Rosenstraße in ein Wohnhaus gekracht, die abgebrochenen Äste hängen bis zum Parkplatz herunter. „Ich habe den Baum von meinem Fenster schwanken sehen. Und dann ist er plötzlich gefallen“, erzählt ein Nachbar. Dass im Gebäude niemand verletzt wurde, ist die gute Nachricht. Die Feuerwehr kann indes nicht mehr tun, als das Grundstück zu sichern. Das betroffene Haus sei nicht mehr bewohnbar, teilt die Stadt am Sonntag auf MZ-Nachfrage mit. Wie es nun weitergeht, sei Sache des Eigentümers.

Drama in Höhnstedt: CDU-Politiker wird durch Blitzschlag getötet

Es ist gegen 19 Uhr, als am Samstagabend in Halle die Welt plötzlich untergeht. Regen peitscht vom Himmel. Sturmböen reißen Bäume um und Äste ab, verwüsten Straßenabsperrungen. Der tragischste Vorfall passiert in Höhnstedt. Dort hatten sich mehrere Personen in einem Garten zum Feiern versammelt. Mitten im Unwetter wollte ein 44-Jähriger seine Notdurft verrichten. Er stellte sich an den Masten einer Hochspannungsleitung und wurde vom Blitz getroffen. Alle Versuche, das Opfer wiederzubeleben, blieben erfolglos

Halle trifft das Unwetter in der Region besonders hart. Zwischen 19 und 24 Uhr wird die Feuerwehr zu 58 Einsätzen gerufen. „Unter anderem wurde aus mehr als 20 Kellern das Wasser gepumpt. Über 20 Bäume und Äste mussten im öffentlichen Raum beseitigt werden“, sagt Tobias Teschner, Leiter des Fachbereichs Sicherheit in der Stadtverwaltung. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Leipzig fallen innerhalb von wenigen Minuten rund 30 Liter Regen pro Quadratmeter.

Baum stürzt auf Pkw und Sturm reißt Baugerüst auseinander

Sturmböen mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 80 Kilometer pro Stunde wirbeln durch die Stadt. In einigen Straßen steht das Wasser zeitweise rund 30 Zentimeter hoch, beispielsweise in der Burgstraße, der Seebener Straße oder der Triftstraße. Auch die Zufahrt zur Giebichensteinbrücke in Richtung Kröllwitz ist überflutet. Straßenbahnen müssen Zwischenstopps einlegen, weil Schlamm in die Gleisanlagen läuft und die Weichen verstopft. Die Tramfahrer legen die Anlagen im strömenden Regen frei, damit es für die Bahnen weitergehen kann.

Glück im Unglück hat ein Autofahrer in der Schleiermacherstraße. Er sitzt in seinem Wagen, als ein Baum auf den Pkw fällt. „Der Mann erlitt einen Schock und wurde vor Ort medizinisch versorgt“, sagt Polizeisprecher Ralf Karlstedt. In der Rosenstraße zerfetzt der Sturm derweil ein Baugerüst und reißt Teile des Rohbaus herunter. In der Ludwig-Wucherer-Straße lösen sich Elemente der Simsabdeckung eines Daches. Bei der Polizei selbst gehen 14 Notrufe ein, unter anderem von der A14 bei Halle.

Schäden im Nordbad: Schlamm fließt ins Große Schwimmbecken

Bei Naundorf waren auf regennasser Fahrbahn zwei Autos kollidiert. Vier Insassen werden verletzt. Der Sachschaden beträgt mehrere zehntausend Euro.
Auch das Nordbad in Trotha wird vom Unwetter nicht verschont. Schlamm löste sich vom Hang und floss in das Große Schwimmbecken. Am Sonntag blieb das Bad daher geschlossen. Wie lange die Aufräumarbeiten andauern, war zunächst unklar.

Die Feuerwehr hat unterdessen auch am Sonntag noch zu tun, um Schäden des Vorabends zu beräumen und neue Einsätze abzuarbeiten. So fließt nach einem Regenguss am Sonntagnachmittag das Wasser in den neuen Globus-Markt an der Dieselstraße. Und nach Sturmschäden muss auch der Peißnitzexpress, gerade 60 Jahre alt geworden, eine Zwangspause einlegen. (mz)