1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Schlag gegen Schleuser: Schlag gegen Schleuser: Von Halle aus gegen die illegale Migration

Schlag gegen SchleuserSchlag gegen Schleuser: Von Halle aus gegen die illegale Migration

Von Dirk Skrzypczak 14.09.2018, 05:00
Im Mai wurden bei einem Großeinsatz auch in Stendal Menschenschmuggler festgenommen.
Im Mai wurden bei einem Großeinsatz auch in Stendal Menschenschmuggler festgenommen. Bundespolizei

Halle (Saale) - Am Mittwoch früh schlagen Einsatzkräfte der Bundes- und der Landespolizei in Leipzig zu. Sie durchsuchen sieben Wohnungen. Der Vorwurf: illegale Migration. „Wir ermitteln gegen sieben Albaner, die sich mit gefälschten Ausweisen als Griechen und Rumänen ausgeben sollen, um in Deutschland arbeiten zu können“, sagt Markus Pfau, Leiter der Kripo bei der Bundespolizei in Halle.

Aus einem Bürogebäude an der Franckestraße werden die Einsätze gegen Schleuser aber auch gegen Ausländer geplant und koordiniert, die sich widerrechtlich in Mitteldeutschland aufhalten. Die Kripo der Bundespolizei mit Sitz in Halle ist für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zuständig, leitet aber auch bundesweite Einsätze.

Leipzig-Halle ist längst keine Durchreiseregion für illegale Migration mehr

„Mitteldeutschland mit dem Raum Leipzig-Halle ist längst keine Durchreiseregion für illegale Migration mehr. Durch den gestiegenen Ausländeranteil gerade im Ballungsraum gibt es für Menschen, die nach Deutschland wollen, viele Anknüpfungspunkte“, sagt Polizeioberrat Pfau. Und mit dieser Attraktivität steige auch die Schleuserkriminalität.

Die Bundespolizei ermittelt auch von Halle aus in einer bundesweiten Serie von Angriffen auf Fahrscheinautomaten. Die Täter haben es auf die Geldkassetten abgesehen und bereits einen hohen Schaden angerichtet. So wurden bislang 80.000 Euro aus den Kassetten gestohlen. Der dabei angerichtete Sachschaden summiert sich auf 150.000 Euro. „Wir gehen davon aus, dass reisende Täter hinter den Attacken stecken. Seit Juni haben wir unsere Ermittlungen intensiviert“, sagt Marcus Pfau, Kripo-Chef der Bundespolizei in Mitteldeutschland.
150 Kripo-Mitarbeiter gehören zur Dienststelle der Bundespolizei mit Sitz in Halle. Außenstellen hat die Kripo in Dresden und Leipzig. Ihr Einsatzgebiet sind die Anlagen der Deutschen Bahn, die Flughäfen und die Außengrenzen. Von Halle aus wird die Kriminalität in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen bekämpft. Ein Schwerpunkt neben der illegalen Migration ist das Fälschen von Ausweisen. Im vergangenen Jahr zog die Bundespolizei in Mitteldeutschland rund 1.600 gefälschte Dokumente aus dem Verkehr. Zwischen 700 und 5.000 Euro kostet ein Plagiat - der Preis steigt mit der Qualität der Fälschung. Der Handel wird über soziale Netzwerke abgewickelt.

Erst im Mai war der Bundespolizei ein Schlag gegen eine Bande gelungen, die Personen aus Moldawien nach Deutschland schleusten und sie mit gefälschten Papieren ausstatteten. „Die Moldauer arbeiteten dann unter anderem bei Sicherheitsdiensten und waren als Wachschutz sogar in Flüchtlingsheimen eingesetzt“, sagt Pfau. Das Team aus Halle nahm mit 800 weiteren Beamten die Schleuser hoch - in Stendal, Hamburg und Bremen klickten Handschellen. Drahtzieher waren Deutsche und Russen.

Flüchtlinge zahlen zwischen 1.000 und 20.000 Euro für ein Ticket nach Deutschland

Das Geschäft mit der illegalen Migration brummt. Flüchtlinge aber auch gut situierte Ausländer zahlen zwischen 1.000 und 20.000 Euro für ein Ticket nach Deutschland. „Sie werden entweder eingepfercht in Lkw auf der Balkan- oder der Osteuroparoute eingeschleust. Oder sie haben die Rundum-Sorglos-Betreuung“, erzählt der Kriminaloberrat. In den vergangenen zehn Jahren hat die Bundespolizei von Halle aus 105 Verfahren gegen organisierte Schleuserbanden geführt und über 1 000 Objekte durchsucht. „Addiert man die Haftstrafen für die Hintermänner zusammen, die verurteilt wurden, kommen 325 Jahre zusammen“, sagt Pfau.

Und er verhehlt nicht, dass es sich bei den Migranten, die illegal ins Land gekommen, nicht nur um Opfer handelt. Mitunter sollen gezielt kriminelle Strukturen aufgebaut werden. Aktuell ermittelt die Bundespolizei gegen Georgier, die nach Mitteldeutschland kommen und hier Asylanträge stellen.

Einbrüche in Supermärkte: Nach Lebensmittelskandal in China ist das Vertrauen gegen das heimische Milchpulver zerstört

„Einige von ihnen schließen sich dann zu kleinen Gruppen zusammen, um in Supermärkten und Drogerien zu stehlen“, sagt Pfau. Dabei hätten sie es vor allem auf Kindermilchpulver abgesehen. „Nach einem Lebensmittelskandal in China ist dort das Vertrauen gegen das heimische Milchpulver zerstört. Produkte aus Deutschland genießen allerdings hohes Ansehen“, erzählt der Kriminaloberrat. Das gestohlene Pulver werde deshalb zu vielfach überhöhten Preisen nach Asien exportiert.

Die Bundespolizei, sagt Pfau, halte mit ihren Ermittlungserfolgen mit den Kriminellen Schritt. Am Mittwoch in Leipzig hatten die Einsatzkräfte aber nur bedingt Erfolg. Die gesuchten Afghanen waren nicht in den Wohnungen, dafür wurden gefälschte Ausweise gefunden und andere Personen aufgegriffen, die sich wohl illegal hier aufhalten. (mz)