1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Patienten-Ärger: Schlaflabor Halle: 17 Monate warten auf Hilfe sorgt für Patientenärger

Patienten-Ärger Schlaflabor Halle: 17 Monate warten auf Hilfe sorgt für Patientenärger

Von Silvia Zöller 29.07.2016, 07:30
Wer Atemaussetzer hat, lebt gefährlich. Im Schlaflabor können Ärzte den Patienten genau untersuchen - doch Termine sind rar.
Wer Atemaussetzer hat, lebt gefährlich. Im Schlaflabor können Ärzte den Patienten genau untersuchen - doch Termine sind rar. Günter Bauer

Halle - Ständige Atemaussetzer sind während des nächtlichen Schlafs eine gefährliche Sache - unter anderem kann ein Herzinfarkt oder Schlaganfall eine der Folgeerscheinungen sein. Deswegen wollten sich auch Barbara und Ulrich Arnold aus Kabelsketal im Schlaflabor des Dölauer Krankenhauses Martha-Maria untersuchen lassen. Und waren perplex, dass sie 15 Monate auf einen Termin warten müssen.

„Wir glauben, dass es für viele Patienten mit dem Problem der Atemaussetzer innerhalb einer solchen Spanne zu spät ist und sich damit für die Krankenkassen das Problem von selbst löst“, schreiben sie an die MZ. Auslöser der Debatte war der Leserbrief einer Patientin, die sich ebenfalls über die lange Wartezeit ärgerte: „Wird da auf eine biologische Lösung gewartet?“

Lange Wartezeiten

Die schlechte Nachricht zuerst: Mittlerweile liegt die Wartezeit sogar bei 17 Monaten. „Wir haben nur begrenzte Kapazitäten. Das Problem gibt es seit vielen Jahren“, bedauert Steffen Schädlich, Leiter des Schlaflabors. Obwohl die acht Untersuchungsbetten jeden Tag - auch am Wochenende - belegt sind, und auch niedergelassene Lungenärzte hier Patienten in Kooperationen betreuen, sei eine Besserung nicht absehbar.

Das Problem: Seit 2005 wird eine Untersuchung im Schlaflabor nur noch als ambulante Leistung bezahlt, sagt Schädlich. „Wenn dies weiter als stationäre Leistung abgerechnet würde, könnten wir weitere Betten einrichten. Räume und Personal haben wir.“ Denn über die Finanzierung von Krankenhausbetten werde jährlich mit den Kassen neu verhandelt - nicht aber mit der Kassenärztlichen Vereinigung, die für die Abrechnung der nunmehr ambulanten Untersuchungen zuständig sei, erklärt der Mediziner.

Rund 1.000 Patienten pro Jahr

„Das Geld wird aufgrund der Vorjahreszahlen zur Verfügung gestellt“, ergänzt Schädlich. Daher könne er nur eine begrenzte Zahl Patienten aufnehmen; zurzeit sind es rund 1.000, die pro Jahr behandelt werden und rund 1.300 Anmeldungen, die neu hereinkommen. Doch schon jetzt sei es so, dass er mehr Menschen mit Atemaussetzern behandele als er bezahlt bekomme.

Versucht hat der Lungenarzt nach eigenen Angaben schon vieles, um den Patienten die lange Wartezeiten zu ersparen. Vor allem wollte er die Ausnahmeregelung, mit der er als Krankenhausarzt ein ambulantes Schlaflabor betreut, auf eine andere rechtliche Grundlage stellen und zusätzlich einen sogenannten Kassensitz von der Kassenärztlichen Vereinigung zugeteilt bekommen. Damit wäre er auch niedergelassener Arzt und die stets befristete Ausnahmeregelung wäre hinfällig. „Aber das wird mir seit Jahren verwehrt“, sagt er.

Keine Neuzulassungen

Grund sei, dass er als Lungenarzt unter die Kategorie „Internist“ falle. Und davon gebe es nach Auffassung der Kassenärztlichen Vereinigung in Halle schon zu viele, weshalb keine Neuzulassungen vergeben werden. Auch sein Versuch, direkte Verträge mit Krankenkassen für die Betreuung im Schlaflabor abzuschließen, seien gescheitert: „Da führte kein Weg rein.“

Wer auf kürzere Wartezeiten hofft, kann sein Glück in den Schlaflaboren in Leipzig, Teuchern, Ballenstedt, Magdeburg oder Calbe versuchen. Denn mit einer Wartezeit von über einem Jahr sei das Schlaflabor in Halle das einzige im Land. Die hohe Auslastung resultiere aber daraus, dass eben auch weitere Ärzte das Schlaflabor nutzen und so eine hohe Patientenzahl erreicht werde - und damit die Dunkelziffer derer mit Atemaussetzern gesenkt werden konnte.

Die Kassenärztliche Vereinigung bestätigte, dass es in den Vorjahren mehrere Anträge auf Zulassung eines medizinischen Zentrums mit Schwerpunkt Lungenheilkunde gegeben hat, „die mit einer besonderen Bedarfssituation in der Schlafmedizin begründet wurden“. Dafür hätten die gesetzlichen Voraussetzungen aber gefehlt. Gegen die ablehnende Entscheidung sei Klage vor dem Sozialgericht eingereicht worden. Grund für die Ablehnung sei die Tatsache, dass in Halle mehr Internisten tätig sind als der Schlüssel vorsieht. (mz)

Eine Kamera überwacht den Patientenschlaf und zeichnet alles auf.
Eine Kamera überwacht den Patientenschlaf und zeichnet alles auf.
Günter Bauer
Arzt Steffen Schädlich passt eine Maske an, die Atemaussetzer verhindert.
Arzt Steffen Schädlich passt eine Maske an, die Atemaussetzer verhindert.
Günter Bauer