Schauspieler Reinhard Straube Schauspieler Reinhard Straube: Adrenalin ist seine Droge

Halle (Saale) - Nur ungern möchte er irgendwo die magische Zahl seines Alters gedruckt sehen. Und auch nicht unbedingt darauf angesprochen werden. Obwohl er dann doch die hübsche Geschichte erzählt, in der die Stewardess im vergangenen Jahr bei einem Flug in den Urlaub, genau am Tage von Straubes rundem Geburtstag, auf seinem Flugticket dessen Geburtsdaten erblickt und ihm zum 70. flink eine kleine Torte gemalt hat. „Da hab’ ich mich gefreut“, sagt der Schauspieler und lächelt still in sich hinein.
Trotz einiger Zipperlein und entgegen anderslautender Beteuerungen ist der bekannteste Hypochonder weit und breit doch ein bisschen stolz darauf, immer noch aktiv zu sein. Für Reinhard Straube wäre es aber auch „das Schlimmste“, allein zu Hause zu sitzen und nichts zu tun.
Reinhard Straube: „Hypochonder“ - seine Lieblingsrolle im Leben wie auf der Bühne
„Du musst raus, unter Leute“, sagt er. Und das macht er. Täglich. Ja mehr noch: Straube, Schauspieler mit Leib und Seele, steht immer noch regelmäßig auf der Bühne. Den 100. „Hypochonder“ - seine Lieblingsrolle im Leben wie auf der Bühne spielt Straube seit genau zehn Jahren – hat er bereits hinter sich, ein Ende ist nicht abzusehen.
Das Publikum will ihn: Nicht nur die Vorstellungen am NT, sondern dazu bisher auch über 50 ausverkaufte in der Villa del Vino sowie noch einmal etliche weitere Auftritte auf der Bühne des Halleschen Brettchens - eine hallesche Mundart-Instanz - sprechen für sich. Nein, für Straube.
Reinhard Straube: Seinen Abschied von der Bühne möchte er selbst bestimmen
Der sagt von sich: „Ich trete gerne vor Menschengruppen aller Art auf - außer auf Beerdigungen“. Um Friedhöfe mache er einen großen Bogen, mit dem Thema Tod und Sterben befasse er sich nur, wenn es andere, zumeist „viel zu früh Verstorbene“ betrifft. Ein Hypochonder eben? Na ja, ein wenig schon, gibt er zu. Der Gedanke an ein Ende graust ihm - egal ob auf der Bühne oder im Leben.
Seinen Abschied von der Bühne zumindest möchte er selbst bestimmen: „Wenn mir nichts mehr einfällt, höre ich auf“. Bis dahin aber genießt er bei jeder Vorstellung das Adrenalin, das für ihn Droge ist. Am 25. Mai führt er als Kardinal Albrecht wortgewaltig ein theatralisches Streitgespräch mit Luther (Hilmar Eichhorn). Und natürlich ist er demnächst auch wieder als Hypochonder zu erleben - zum Glück. (mz)