Ambitioniertes Sanierungsprojekt: Sanierungsprojekt in Halle: Aus alter Brauerei sollen 100 Wohnungen werden

Halle (Saale) - Die Schnapszahl war die Glückszahl. Genau 111 Jahre, nachdem die einstige Böllberger Brauerei erbaut wurde, wendete sich im Vorjahr ihr Schicksal. Denn alle Zeichen deuteten zuvor seit Jahrzehnten auf einen irreversiblen Verfall hin: Eine Rettung schien ausgeschlossen. Doch nun ist sie bereits im Gange, seit das Immobilienentwicklungsunternehmen Isi Home aus Bebra sich des Gebäude-Ensembles an der Saale angenommen hat.

Das Wunder von Böllberg kann also beginnen - und nur so überhaupt gelingen, indem die alten Industriebauten aus der Gründerzeit nun einer ganz neuen Nutzung zugeführt werden. Das Zauberwort lautet hier einmal mehr Wohneigentum - Lofts genauer gesagt, denn mit denen ist den Eigentümlichkeiten der Bausubstanz von Fabriken noch am ehesten beizukommen.

Insgesamt rund hundert Einheiten - Wohnungen und in Erdgeschossen auch Büros - will Isi-Home auf dem Brauerei-Gelände schaffen, sagt Unternehmenssprecher Marcel Deutschländer - und das auf 9.800 Quadratmetern umbauter Fläche: Umbaut in den drei Altgebäuden, als da sind im Süden das Brauhaus als ehemalige Hauptproduktionsstätte, ferner das Mälzerhaus, das einst als Verwaltungsgebäude fungierte, und schließlich das Langhaus am Nordrand des Geländes.

Hinzukommen werden noch als südlicher Abschluss auf dem Gelände des als „Braumeister Lofts“ benannten Projekts zwei Neubauten, die - anders als die drei zu sanierenden Gebäude - auch mit Tiefgaragen versehen werden können (und sollen). Womit die Neubauten eine Rentabilität des durch die Denkmalsanierung sehr aufwendigen Vorhabens mit ermöglichen können.

Isi Home, die Firma aus der kleinen, einstigen Grenzstadt in Nordosthessen, ist auf Denkmal- und Bestandsimmobilien spezialisiert und hat im Osten vor allem in Leipzig und Chemnitz, aber auch in Halle (Mühlweg und Riebeckviertel) bereits Objekte saniert. Hervorgegangen aus einer Hausverwaltung und einem Baubetrieb, hat das Familienunternehmen nun schon über mehr als 20 Jahre hinweg die Betreuung von Projekten vom Ankauf, über Entwicklung, Planung, Baubetreuung und Weiterverkauf bis hin zur Betreuung der Gebäude in Eigentümergemeinschaften zu ihrer Angelegenheit gemacht.

Und nun also die Alte Brauerei im Böllberger Weg 178 als eins der bisher umfänglichsten und ambitioniertesten Projekte von Isi Home: Da braut sich was zusammen - etwas, das für den neuerdings „Gesundbrunnen“ benannten Stadtteil auch zu einem Gesundbrunnen werden könnte, was dessen Image und Außenwirkung betrifft.

Denn das fatale Gegenteil davon hat die Brauerei in ihrem langen Siechtum praktisch seit dem Wendejahr 1990 auch schon fürs ganze Viertel ausgestrahlt.

Einst unter dem Namen Engelhardt erbaut, war die Fabrik zu DDR-Zeiten eine Produktionsstätte - genauer gesagt der Betriebsteil Nummer zwei der unter dem Namen „Meisterbräu“ fusionierten halleschen Bierherstellung, die etwa einen Kilometer saaleabwärts in der vormaligen Rauchfußschen und späteren Freyberg-Brauerei ihren Hauptstandort hatte.

Der Verfall auch dieser beiden landschafts- wie stadtbildprägenden Bauten musste lange zu den Misserfolgen des ansonsten sehr gelungenen halleschen Wiederaufbaus nach dem unvermeidlichen sozialistischen Totalfiasko auch in der Stadtentwicklung gezählt werden. Doch bereits die Rettung der Malzfabrik hatte hier eine Trendwende zugunsten der letzten, noch rettbaren Industriedenkmäler eingeleitet.

Wann genau die Böllberger Brauerei fertiggestellt und als neuer Kiez bezogen werden kann, ist freilich noch offen. Mit ersten Teilgenehmigungen, so der Isi-Home-Sprecher Deutschländer, hätten die Arbeiten bereits begonnen, könnten sich aber wegen möglicher und teils schwer kalkulierbarer Probleme in der Sanierung bis zu drei Jahre hinziehen.

Dennoch: Auch die Vermarktung hat bereits begonnen. (mz)