Sanierung Geiststraße/ Große Wallstraße Sanierung Geiststraße/ Große Wallstraße: Mieter fühlen sich von HWG allein gelassen
Halle/MZ. - Es ist das bisher größte Sanierungsprojekt in Halles Innenstadt: Gleich 400 Wohnungen auf einen Schlag will die Hallesche Wohnungsgesellschaft (HWG) in diesem Jahr modernisieren. Es handelt sich um Plattenbauten im Wohngebiet Geiststraße / Große Wallstraße. Die HWG hatte den ehrgeizigen Plan Ende vorigen Jahres verkündet (die MZ berichtete). Er war allgemein begrüßt worden. Doch nun gibt es Probleme.
Viele Mieter fühlen sich im Stich gelassen und schlecht informiert. Wie Betroffene berichten, habe sich von der HWG bisher kein Verantwortlicher blicken lassen. Lediglich Mitarbeiter eines Architekturbüros aus Berlin seien in die Wohnungen gekommen, um dort eine Bestandsaufnahme zu machen. Die Mieterin Gertrud Meier (Name geändert): "Uns wurde gesagt, wir müssen die Küche und das Bad komplett ausräumen und wir können dort sieben Tage lang nicht hinein." Wie das funktionieren soll in den kleinen Wohnungen, sei unklar, so Frau Meier.
Viele alte, gebrechliche und pflegebedürftige Menschen wohnen in den Häusern. "Die sind doch nicht in der Lage, Möbel zu schleppen", so Frau Meier, die inzwischen wie Nachbarn auch Kontakt mit dem Mieterverein aufgenommen hat. Die Juristen dort mussten zuletzt Überstunden machen wegen vieler Beschwerden aus dem Sanierungsgebiet. Dieter Mika: "Auch Behinderte waren hier, die sich keinen anderen Rat mehr wussten." Unter sozialem Gesichtspunkt sei die Sanierung schlecht vorbereitet, ebenso sei das formale Ankündigungsschreiben nicht ausreichend.
Die HWG räumte am Freitag ein, bisher nicht mit den Mietern gesprochen zu haben. "Wir werden das aber noch tun, voraussichtlich am 26. April geht es los", sagte HWG-Projektleiter Uwe Rackwitz. Dass zunächst nur der Architekt kam, sei unglücklich gewesen. Doch es sei es unmöglich bei der Vorabnahme gleich alle Fragen zu besprechen. "Dafür muss man sich mehr Zeit nehmen", sagte Rackwitz. Und das werde geschehen, niemand müsse sich Sorgen machen.
Verunsichert sind die Mieter wegen des Umfangs der Arbeiten. So soll die Wand zwischen Küche und Bad durch eine zusätzliche Platte verstärkt werden. Neue Elektroleitungen werde dort unter Putz verlegt. Auch will man die Entlüftungsschornsteine herausreißen. Rackwitz: "Küche und Bad haben Fenster. Das reicht aus." Weiterhin sollen Kellerdecken gedämmt werden, was bei Sanierungen nicht zum Standard gehört. Gertrud Meier droht wegen des hohen Aufwands eine deutliche Mieterhöhung. "Ob ich mir diese Wohnung noch leisten kann?", zweifelt sie.