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Salzlandsparkasse Salzlandsparkasse: Versucht Bank, Sparer aus alten und lukrativen Verträgen zu drängen?

Von Karl Ebert 08.04.2017, 07:00
Die Salzlandsparkasse steht derzeit unter Beobachtung der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt.
Die Salzlandsparkasse steht derzeit unter Beobachtung der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Engelbert Pülicher

Bernburg - Die Banken und ihre Gebühren. Ein leidiges Thema. Verschiedene Geldhäuser haben zu Beginn dieses Jahres ihre Gebühren angehoben und damit für viel Frust bei ihren Kunden gesorgt. Sei es für das Abheben am Automaten, sei es für schriftlich eingereichte Rechnungen, für Abbuchungsaufträge, ja sogar die Gebühr für die Bearbeitung des eingegangenen Arbeitslohnes hat eine Sparkasse von 20 auf 30 Cent pro Vorgang angehoben. Eine Verdoppelung der Gebühren für ihr Girokonto vom Abrechnungsmonat Februar zum Monat März haben beispielsweise verschiedene Kunden der Saalesparkasse in Halle und dem Saalekreis beim Vergleich ihrer Auszüge festgestellt.

Kritik von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt

Und das ist noch nicht alles. „Jetzt geht es auch an Langzeitverträge“, kritisiert Ute Bernhardt, Rechtsreferentin der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Sie rügt im speziellen Fall das Verhalten der Salzlandsparkasse. Sie versuche, Sparer aus ihren alten und inzwischen lukrativen Sparverträgen zu drängen. Dies betrifft vor allem das sogenannte „PrämienSparen flexibel“.

Betroffene Kunden der Salzlandsparkasse haben sich nun an die Verbraucherzentrale gewandt. Sie berichteten von Gesprächen, in denen ihnen erklärt wurde, dass die Verträge nicht zu den bestehenden Konditionen fortgeführt werden könnten und sie doch möglichst ihre monatlichen Sparbeiträge senken sollten. Konkrete Zahlen, wie viele Beschwerden und Kündigungen es bislang gegeben habe, konnte die Verbraucherzentrale nicht nennen. „Wir gehen aber davon aus, dass das erst die Spitze des Eisberges ist“, sagt Ute Bernhardt. „In Anhalt-Bitterfeld und und Stendal waren es 200 bis 300 Beschwerden, und am Ende hatten wir in beiden Fällen etwa 2 200 betroffene Sparverträge. Im Salzlandkreis sind wir erst in der Anlaufphase, aber wir rechnen mit ähnlichen Zahlen“, so die Rechtsreferentin der Verbraucherzentrale.

Salzlandsparkasse geht mit dem Problem offensiv um

Die Salzlandsparkasse, die im Geschäftsjahr 2016 nach eigenen Angaben einen Gewinn von 1,34 Millionen Euro erzielt hatte, geht mit dem Problem offensiv um, bestreitet aber Kündigungen. „Unser Ansatz ist immer darauf ausgerichtet, eine juristische Auseinandersetzung mit den Kunden zu vermeiden“, sagt Pressesprecher Stefan König. Verständlich, ist die Fluktuation zwischen den Banken allein schon wegen der aktuellen Diskussion um die Anhebung von Gebühren riesengroß. Da geht es im Konkurrenzkampf um jeden einzelnen Kunden. „Natürlich belasten die langfristigen Verträge auch die Salzlandsparkasse. Wir sprechen daher derzeit Kunden an, die sehr hohe monatliche Beträge in Prämiensparvertrage einzahlen. Betroffen ist etwa ein Sechstel aller Prämiensparvertragsinhaber“, sagt König.

Beim Prämiensparen zahlen die Kunden monatlich einen Betrag ein. Dafür erhalten sie zusätzlich zu den vergleichsweise niedrigen Zinsen jährlich einen Bonus, der in den Anfangsjahren gering ist, aber nach 15 Jahren 50 Prozent betragen kann. Werden beispielsweise jeden Monat 100 Euro und damit im Jahr 1 200 Euro gespart, muss die Sparkasse ab dem 15. Jahr einen Bonus von 600 Euro zahlen. Für die Sparer sind diese Verträge darum erst nach langer Laufzeit, in der Regel nach 15 Jahren, lukrativ. Dabei ist das Beispiel mit den 100 Euro nur ein Durchschnittswert. Es gibt auch Kunden, die eine höhere Summe im Monat anlegen, wie König bestätigt hat.

Gegen Salzlandsparkasse sind noch keine juristischen Schritte vorgesehen

Wie sehen die Angebote der Salzlandsparkasse denn nun ganz konkret aus? „Zunächst sind wir bestrebt, die bestehenden Verträge zu erhalten. Zu beiderseitigem Nutzen der Vertragspartner bieten wir unseren Kunden an, die Sparraten in staatlich geförderte Verträge umzuleiten. Weiterhin zeigen wir Möglichkeiten auf, Anlagen in Sachwerte zu tätigen, die auch in der aktuellen Marktsituation gute Renditen, zumindest aber die Inflationsrate erwirtschaften“, erklärt König. Das wiederum schmeckt den Verbraucherschützern nicht. „Die Verträge müssen eingehalten werden, daran ändert auch nicht das allgemein niedrige Zinsniveau am Kapitalmarkt, für das die Sparer ja nichts können“, entgegnet Bernhardt.

Im Gegensatz zu den Fällen in Anhalt-Bitterfeld, wo am 18. April vor dem Oberlandesgericht Naumburg eine Entscheidung in zweiter Instanz ansteht  oder der Kreissparkasse Stendal, gegen die die Verbraucherschützer eine Musterklage vorbereiten, sind gegen die Salzlandsparkasse noch keine juristischen Schritte vorgesehen. Ute Bernhardt schließt sie für die Zukunft aber auch nicht aus. „Wir warten aber zunächst erst einmal die weiteren Entwicklungen ab“, erklärt sie. (mz)