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Zahlen fürs Abheben Sparkasse: Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld erhebt Gebühren fürs Geldabheben

Von Steffen Höhne 31.03.2017, 09:37
Symbol einer Sparkassenfiliale
Symbol einer Sparkassenfiliale dpa

Bitterfeld-Wolfen - Auf der Internetseite der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld wird für das Girokonto „Klassik“ noch dafür geworben, an 25.000 Sparkassen-Automaten in Deutschland „kostenfrei“ Geld abheben zu können.

Nur der Nutzer, der sich die Mühe macht, auf einen kleinen untenstehenden Link zu klicken, der zum offiziellen Preisaushang führt, erfährt, dass kostenfrei bei diesem Konto nur die ersten zwei Abhebungen im Monat sind. Bei jeder weiteren Auszahlung am Geldautomaten werden 50 Cent fällig. Die Anhalter brechen damit ein Tabu.

Geld abheben bei der Sparkasse kostet ab sofort in einigen Filialen

1966 einigten sich die deutschen Sparkassen untereinander, ihren Kunden eine gebührenfreie Bargeldversorgung innerhalb Deutschlands über deren großes Automatennetz zu ermöglichen. 40 der knapp 400 Sparkassen haben diesen Service nun aber eingeschränkt oder sogar ganz abgeschafft.

Die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld ist bisher das einzige Institut in Sachsen-Anhalt. Dies geht aus einer Erhebung hervor, die das Finanzportal Biallo.de durchgeführt hat.

Sparkasse Anhalt-Bitterfeld: Gebühren nicht für alle Kontomodelle

Die Kreissparkasse weist auf MZ-Anfrage zunächst darauf hin, dass es bei ihr verschiedene Giro-Konto-Modelle gibt - darunter auch komplett kostenfreie. Im Klassik- und Onlinemodell seien zwei Abhebungen an der Kasse und zwei am Geldautomaten im Monat kostenfrei.  Jede weitere Abhebung koste dann 50 Cent.

„Dieser Betrag ist angemessen, wenn man betrachtet, dass den Kunden der Sparkasse im Landkreis Anhalt-Bitterfeld 18 Filialen und 43 Geldausgabeautomaten zur Verfügung stehen“, so ein Sparkassen-Sprecher. Die Sparkasse verfüge über das dichteste Filial- und Geldautomaten-Netz im Landkreis, das natürlich auch Kosten verursache. Insgesamt führt die Bank 90.000 Girokonten. Wie viele Kunden von den Automaten-Gebühren betroffen sind, wurde nicht benannt.

Gebühren bei Sparkasse: Kritik von Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt

Finanzexperte Sven Kretzschmar von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, sieht das Vorgehen des Instituts kritisch: „Es ist irreführend, wenn auf der Internetseite groß mit ,kostenfrei’ geworben wird und im Kleingedruckten das auf vier monatliche Abhebungen beschränkt wird“, so Kretzschmar.

Den Trend, die wahren Gebühren „möglichst intransparent“ darzustellen, beobachtet der Verbraucherschützer aber nicht nur in Anhalt-Bitterfeld. „Viele Banken haben ihre Kontomodelle umgestellt und erheben Gebühren für vormals kostenlose Dienstleistungen wie Überweisungen.“

Auch bei den Kosten für das Geldabheben unterscheiden sich die Modelle, ergab die Biallo.de-Untersuchung.  Die Sparkasse Wittgenstein (Nordrhein-Westfalen) gewährt ihren Kunden auch fünf kostenlose Bargeldabhebungen am Automaten. Danach wird jedoch jedesmal ein Euro fällig. Sofort 50 Cent verlangen die Sparkassen in Grebenstein (Hessen) und Bad Sachsa (Niedersachsen).

Gebühren bei Sparkasse können zu Imageverlust führen

Biallo.de-Chef Horst Biallo kritisiert, dass häufig die „ärmeren Kunden“ betroffen sind. „Zugelangt wird vor allem bei den einfachen Basiskonten, die vor allem ältere Menschen und weniger vermögende Kunden führen“, so Biallo. Er hält das Vorgehen der Sparkassen auch für strategisch falsch, weil es zu einem Imageverlust führen könnte.

Kein betroffener Sparkassen-Kunde werde verstehen, dass Kunden von Direktbanken wie der DKB kostenlos mit Kreditkarten an den Sparkassen-Automaten Geld abheben können, sie aber nicht. Vor allem Direktbanken werben mit kostenlosen Konten und ziehen damit viele junge Kunden an. Die Direktbanken zahlen den Sparkassen eine Gebühr, wenn ihre Kunden Abhebungen an deren Automaten vornehmen. Der Betrieb der Geldautomaten dürfte für die Sparkassen daher nicht teurer sein als vor ein paar Jahren.

Hintergrund der Automaten-Gebühren dürfte daher sein, dass es den Geldhäusern durch die Niedrigzinsen immer schwerer fällt, Geld zu verdienen. Vor allem die Sparkassen verwalten deutlich mehr Kundeneinlagen als sie Kredite vergeben. Sie legen einen Teil der Einlagen selbst wieder an. Doch wird es auch für sie immer schwieriger, lukrative Verzinsungen zu erreichen. Das bisherige Geschäftskonzept funktioniert also nicht mehr wie gewohnt.

Klagen: Sparkasse Anhalt-Bitterfeld kündigte Prämienspar-Verträge

Also wird versucht, vermehrt Kosten an die Kunden weiterzureichen. So werden nicht nur Kontogebühren erhöht, andere Institute, wie die Sparkasse Leipzig und nun auch Halle, führen Strafzinsen auf hohe Guthaben von Firmen und Kommunen ein. Auch lukrative Sparverträge der Kunden werden gekündigt. Auch hier war die Sparkasse Anhalt-Bitterfeld Vorreiter, die bereits Anfang 2016 rund 2.000 Kunden ihre Prämienspar-Verträge kündigte. Dagegen laufen Klagen vor Gericht, abschließend entschieden wurde noch nicht. (mz)