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Rudern Rudern: Eichners sichere Bank

Von GOTTFRIED SCHALOW 26.05.2011, 18:45

Halle (Saale)/MZ. - Florian Eichner genießt einen für Sportler seltenen Luxus. Er kann schon jetzt und reichlich beruhigt bis zu den Olympischen Spielen im nächsten Sommer in London planen. 14 Ruderer für die drei Boote im Riemenbereich, also Achter, Vierer und Zweier jeweils ohne Steuermann, werden für Olympia benötigt. Genau 14 hat der Deutsche Ruderverband in die Nationalmannschaft berufen. Eichner ist dabei. "Vorausgesetzt, er setzt die Rennen in dieser Saison nicht völlig auf Grund, dann wird sich daran bis London auch nicht viel ändern", sagt Eichners Heimtrainer Klaus Ritter vom Verein Böllberg-Nelson in Halle.

Am Freitag beginnt in München das erste von drei Weltcup-Rennen der Saison in München. Eichner sitzt im Vierer ohne Steuermann und lebt dabei vom Bonus des Europameister-Titels, den er im Vorjahr in Portugal gewann. "Ich habe mich mit dem Vierer angefreundet, dort sehe ich auch die Chance, in der Weltspitze mitzurudern", sagt der 25 Jahre alte Eichner. Weil die Besatzung vom Vorjahr im wesentlichen zusammenblieb, ist weiterer Optimismus angesagt.

Doch Eichner genießt noch einen weiteren Luxus, die Chance, sich einen der begehrten Plätze im Achter zu holen. "Es ist im deutschen Rudern nun einmal so, dass in der Öffentlichkeit neben dem Einer eigentlich nur der Achter wahrgenommen wird. Dorthin zu kommen, ist allemal ein lohnenswertes Ziel", sagt Eichner. Und er verschweigt auch nicht, dass da auch finanzielle Aspekte eine Rolle spielen. Denn der Achter ist das einzige deutsche Boot, das einen Sponsor hat. Das rechnet sich für die Athleten, die sonst lupenreine Amateure sind. Geschätzte 12 000 bis 20 000 Euro gibt es pro Saison zu verdienen. "Geld, das ich gut gebrauchen kann", sagt der sonst so zurückhaltende Eichner mit erstaunlicher Offenheit.

Es gibt aber auch noch einen anderen Grund für die Attraktivität des Achters. "Die Chance auf eine Medaille ist in diesem Boot wesentlich größer", sagt Eichner. Das hat etwas damit zu tun, dass führende Ruder-Nationen wie zum Beispiel Großbritannien ihre stärksten Athleten traditionell in den Zweier und Vierer setzen. Ganz im Gegensatz zu den Deutschen, die den umgekehrten Weg wählen und alle Kraft auf ihren Achter konzentrieren. "Im Vierer ohne Steuermann ist die internationale Konkurrenz wesentlich größer", bestätigt auch Ritter.

Für Eichner beginnt der Weltcup am Freiag erst einmal im Vierer ohne Steuermann. Urs Käufer ist noch aus dem Europameisterboot dabei, der Magdeburger René Bertram ist nach überstandenen Bandscheibenproblemen vorerst nur Ersatz, für die nächsten Rennen aber fest eingeplant. Neu im Boot sind Sebastian Schmidt und Maximilian Reinelt. Dieser Vierer erscheint zunächst als sichere Bank. "Am Ende ist vor allem eins wichtig: Ich will bei Olympia dabeisein", sagt Eichner. Vierer oder Achter, das ist da schon fast ein Luxusproblem.