1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Rote Rosen zum Abschied

Rote Rosen zum Abschied

Von Claudia Crodel 15.07.2007, 17:43

Halle/MZ. - 15 Jahre lang war Hans Wolfgang Halstenberg Schulleiter des Landesgymnasiums Latina August Hermann Francke. Und diese Arbeit hat er richtig gern gemacht. Zum Schuljahresende jedoch - fast 62-jährig - verabschiedet er sich in den Ruhestand.

Der aus Hannover stammende Halstenberg erinnert sich noch gut an seinen ersten Besuch in Halle: "Das war gleich nach der Wende. Als Englischlehrer habe ich am neu gebildeten Südstadtgymnasium

Englischbücher vorgestellt." Der damalige Schulleiter des Südstadtgymnasiums, Christoph Hoffmann, zeigte ihm damals die Stadt. Viel Zeit verbrachten sie in den Franckeschen Stiftungen, die damals noch vom Verfall gezeichnet waren. Doch die Stiftungen hinterließen einen tiefen Eindruck. Als dann zwei Jahre später die Stelle des Schulleiters an der Latina ausgeschrieben war, bewarb sich Halstenberg gern darauf. "Einen Neusprachler mit altsprachlichem Hintergrund lockte diese Stelle sehr."

In den 15 Jahren seiner Tätigkeit an der Latina hat sich viel in der Schule verändert. Nicht nur vom Baulichen her. Der scheidende Schulleiter erinnert sich beispielsweise noch gut an die alte Kohleheizung.

Doch auch inhaltlich änderte sich einiges: 1993 kam der Musikzweig dazu, da sich die Spezialschule für Musik, die vorher im Advokatenweg beheimatet war, auflöste. "Mit der Kombination Sprachen und Musik haben wir ein wunderbares Schulprofil", ist sich Halstenberg sicher. "Ich habe noch nie - auch im Westen nicht - eine andere Schule erlebt, die ein solches Kulturleben auf die Beine stellt", schwärmt er. Daran hatte er als Schulleiter natürlich auch einen erheblichen Anteil.

Von Paris bis Seattle

Doch bei seiner Tätigkeit legte er stets noch auf etwas anderes Wert: Die Internationalität der Schule. Das fing bei ihm im Unterricht an: "Mir ging es nie nur um die Vermittlung der Sprache, sondern ich wollte, dass die Schüler so viel wie möglich über die Kulturen der Länder erfahren", sagt er. "Das ist heute, wo alle von Globalisierung reden doch sehr wichtig". Am Herzen gelegen haben ihm deshalb auch stets die Partnerschaften zu Schulen in anderen Ländern. Acht Partnerschulen hat die Latina, von Sankt Petersburg über Paris bis ins amerikanische Seattle.

Gern hat er ausländische Schüler, die ein Jahr in Deutschland verbringen wollten, an der Latina aufgenommen. Erst vor wenigen Tagen war er sichtlich gerührt, als eine einstige Schülerin auf Zeit aus Sao Paulo nach über einem Jahr noch einmal zu einem Kurzbesuch an die Latina kam.

Im Ruhestand, meint Halstenberg, werde er sich wohl kaum langweilen. Seinen Wohnsitz im Mansfelder Land will er behalten und der Latina auf jeden Fall treu bleiben, wenn dort ausländische Gäste zu Besuch sind. Auch hat er längere Auslandsaufenthalte geplant. Besonders reizt den ehemaligen Französischlehrer der Süden Frankreichs.

Am Dienstag wird Hans Wolfgang Halstenberg in einer Feierstunde offiziell verabschiedet. Und wenn er sagt: "Den Schlüssel werde ich dann am 31. Juli abgeben", schwingt sowohl die Freude auf die kommende Zeit als auch ein wenig Wehmut mit.