Rocker-Prozess Rocker-Prozess: Achteinhalb Jahre Haft wegen versuchten Totschlags

Halle (Saale)/DPA. - Nach einer Schießerei im Rocker-Milieu ist ein 39-Jähriger zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Halle sprach das mutmaßliche Mitglied der Bandidos am Freitag des versuchten Totschlags in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung schuldig. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 39-Jährige im Mai in Halle mindestens dreimal aus einem Auto heraus auf einen 26-Jährigen geschossen hat. Dieser soll der Anführer des rivalisierenden Motorradclubs Underdogs MC sein. Die Verteidigung hat angekündigt, gegen das Urteil in Widerspruch zu gehen. Sie hatte auf Freispruch plädiert, die Staatsanwaltschaft auf zehn Jahre Haft.
Das Gericht begründete sein Urteil mit den belastenden Indizien. Die Schmauchspuren an den Händen des 39-Jährigen sowie die im Keller gefundenen Patronen hätten bewiesen, dass die Schilderungen des Opfers stimmten. Zudem sei das von den Ermittlern ausgewertete Telefonat, bei dem das Opfer kurz nach der Tat einem Freund den Namen des Schützen nannte, eindeutig gewesen. Nachdem die Ärzte den 26-Jährigen im Krankenhaus gerettet hatten, habe er nochmals den Namen des 39-Jährigen genannt. Vor Gericht beharrte er später auf Erinnerungslücken. Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass er sich mit dem Widerrufen seiner Aussage selbst schützen wollte.
Die Verteidigung argumentierte in ihrem Plädoyer, der Prozess stütze sich ausschließlich auf Mutmaßungen. Weder die Schmauchspuren an den Händen des 39-Jährigen noch die in seinem Keller gefundenen Patronen würden die Tat eindeutig beweisen. Zudem habe das Opfer seine nach der Tat im Krankenhaus gemachte Aussage vor Gericht widerrufen. Der 39-Jährige sagte vor Gericht: „Ich habe die Tat nicht begangen. Ich bin unschuldig.“ Das verkündete Strafmaß quittierte er mit einem Kopfschütteln. Die Verhandlung des Falls dauerte 16 Tage.