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Riesiger Pilzgarten entsteht

Von SILVIA ZÖLLER 22.06.2009, 15:36

HALLE/MZ. - angelegt. 50 Tonnen Holz wurden dafür geschnitten, geimpft, in Gewächshäusern vorbereitet und zur Hälfte in die Erde eingegraben. Ab Herbst sollen hier verschiedenen Sorten wie Shiitake-Pilze, Austernpilze oder Kräuterseitling geerntet und verkauft werden. Am Dienstag wird das Projekt von Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) feierlich eröffnet.

"Das ist auch für mich ein Experiment", sagt Plage, der seit den 80er Jahren Pilze züchtet - freilich in einem viel kleineren Maßstab. Doch wegen seines Hobbys war der 61-jährige Hallenser im Dezember in die Behindertenwerkstatt gekommen. Er fragte nach, ob dort auch frisches Holz verkauft werde. "Wofür brauchen Sie das denn?", fragte Werkstattleiter Steffen Behnke und schaltete sofort bei der Antwort, dass Plage darauf Pilze züchten will. Ob er nicht auch Interesse habe, ein solches Projekt mit Behinderten anzugehen? Und das hatte der Rentner sofort.

Mit Hilfe einiger Sponsoren konnte das Team schon im Frühjahr loslegen. Nicht nur die Pilzbrut stellte eine Firma günstiger zur Verfügung, auch das Holz lieferte der Landesforstbetrieb den Behinderten zu guten Konditionen. Birken, Buchen und Pappeln wurden in rund 1 100 knapp einen Meter lange Klötze geschnitten für die Zucht von Limonenpilzen, chinesischen Morcheln und Toscanapilzen. Auf über 400 längeren Stämmen, die aufrecht aufgestellt werden, soll demnächst der japanische Kulturpilz Shiitake wachsen. "Bis zu sieben Jahre ist eine Ernte alle sechs Wochen möglich, auch im Winter", sagt der Pilzexperte. Und dann fallen bis zu fünf Kilo pro Stamm an, insgesamt rechnet Plage mit einem jährlichen Ertrag von rund 1000 Kilo. "Gerade weil alles so erlebbar ist, ist das Projekt für eine Zusammenarbeit mit Behinderten ideal", so Plage. Auch der Vertrieb der Pilze soll von der Behindertenwerkstatt aus organisiert werden, zum Beispiel sollen die Delikatessen auch an die Gastronomie verkauft werden.

Nicht nur die zwölf Mitarbeiter, die in den nächsten Jahren bei der Pilzzucht mithelfen sollen, sind Feuer und Flamme für das neue Projekt. In der gesamten Werkstatt gibt es ein großes Interesse, so dass immer wieder kleine Gruppen kommen und sich alles erläutern lassen. Plage hofft auf bundesweites Interesse für den Pilzgarten: "Bislang gibt es in Deutschland keine Behindertenwerkstatt, die so was macht."