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Richter Tino Kleinert Richter Tino Kleinert: Vom Ministerbüro ins Gericht

Von Silvia Zöller 25.07.2016, 11:00
Tino Kleinert nimmt Platz auf der Richterbank.
Tino Kleinert nimmt Platz auf der Richterbank. Günter Bauer

Halle (Saale) - Er hat eine erstaunliche berufliche Karriere hingelegt - und ist jetzt mit viel Elan an eine neue Aufgabe herangegangen. Der Hallenser und promovierte Jurist Tino Kleinert wurde 2008 als einer der Top-Absolventen des Landes sofort nach dem Examen als Richter am Amtsgericht Halle übernommen. Doch schnell wurde er ins Justizministerium abgeordnet, wo er bis vor kurzem als persönlicher Referent der damaligen Justizministerium Angela Kolb (SPD) arbeitete. Nun ist er wieder als Richter an seinen Arbeitsplatz am Amtsgericht Halle zurückgekehrt.

Der Jurist entscheidet jetzt seit zwei Wochen über Ordnungswidrigkeiten. Eine langweilige Sache? Mitnichten, meint der 39-Jährige: „Jura heißt Vielfalt, das weiß ich zu schätzen.“ Und so lässt sich Kleinert sehr gerne darauf ein, in Prozessen über Bußgelder zu entscheiden. „Die Geschichte hinter der Geschichte ist dabei interessant“, sagt er: Denn in vielen Fällen gehe es nicht um das eigentliche Bußgeld. Etwa, wenn ein Arbeitnehmer auf seinen Führerschein angewiesen ist, dieser abgegeben werden muss und dann eine Kündigung im Raum steht. „Dann geht es nicht mehr um Bagatellen, sondern um Schicksale“, sagt Kleinert.

Gespräche und Telefonate

Auch wenn die Zeit als rechte Hand der Ministerin für ihn spannend gewesen sei, so war es für ihn absolut klar, dass nach dem Regierungswechsel etwas anderes dran sein wird. Die Gespräche und Telefonate mit den Politikern, die „man sonst aus dem Fernsehen kennt“, so Kleinert, waren eine neue Erfahrung. Ebenso die Organisation der Justizministerkonferenz 2011 in Halle unter der Leitung von Kolb - eine große Aufgabe. Die Arbeit im Justizministerium von 2010 bis 2016 sei immer gut gelaufen, „das war Teamwork, eine sehr enge Zusammenarbeit.“

Alle wichtigen Vorhaben seien über seinen Schreibtisch gelaufen, besonders spannend waren für den Juristen Überlegungen zu Gesetzesänderungen, etwa beim Dauerbrenner Sexualstrafrecht. Leider könne man es jedoch in der Arbeit nach außen nicht allen recht machen, bedauert er. Und, das gibt er offen zu, in der Politik gebe es neben großem Engagement auch großes Versagen. In den sechs Jahren als Referent habe sich aber auch ein persönlicher Kontakt zu Angela Kolb entwickelt, der bis heute nicht abgerissen sei.

Zeit im Ministerium

Doch so spannend die Zeit im Ministerium gewesen sei, hier ging es um Geld und um Organisation. Kleinert, der mit einem Abiturdurchschnitt von 1,7 ins Jurastudium gegangen ist und dieses mit Prädikatsexamen abgeschlossen hat, wollte immer schon als Richter arbeiten. Und deswegen kehrt er nun gerne an den Schreibtisch am Amtsgericht Halle zurück. „Es ist ein Privileg, Richter zu sein“, sagt er.

In einigen Fällen hat er auch schon per schriftlichem Urteil entschieden. Die erste Verhandlung hat er für Mitte August angesetzt. Und auch, wenn der Hallenser nun nicht mehr jeden Tag nach Magdeburg pendeln muss, so nimmt er sich jetzt die gewonnene Zeit nicht für private Dinge. „Ich bin in der Einarbeitungsphase und will die Dinge im Griff haben“, sagt er. Ab und an zieht es den Naturfreund jedoch in seinen Garten, verrät er. Denn das sei sein Fitness-Studio. Dort sammelt er den Elan, den er für die Entscheidungen auf der Richterbank im Amtsgericht benötigt. (mz)